Frankreich 2014: Tour de Menu du Terroir Teil 2

Eigentlich wollten wir in die Pyrenäen...

Le Thiers

Laguiole

Der Plan war ambitioniert, drei bis vier Tagesetappen Landstraße bis in die westlichen Pyrenäen, fünf Tage Kurven und Pässe satt bis zum Ostende des Gebirges und dann wieder vier Tagesetappen nach Hause. Aber dann kam alles anders.

Christian konnte aufgrund familiärer Verpflichtungen erst später zu uns stoßen, also trafen wir uns mit Uwe im Elsass und fuhren "schon mal los". Nach einer anstrengenden Landstraßenetappe nach Moulins beschlossen wir, auch aufrgund der miserablen Wettervorhersage für die Pyrenäen, den ganzen Plan über den Haufen zu werfen. Was dann folgte war einfach nur Urlaub. Wir gondelten auf kleinsten Sträßchen in die Nord-Auvergne und verweilten dort bis zum Eintreffen von Christian. Der Ausflug nach Thiers und die Besichtigung der dortigen Messer-Museen hat uns dabei besonders gefallen, zumal wir uns jeweils ein schönes, scharfes Souvenir gegönnt haben. Regionale Köstlichkeiten wie Truffade und Fondue vom Saint-Nectaire versüßten uns den Aufenthalt zusätzlich. Nun als Quartett fuhren wir in die Süd-Auvergne, die nicht minder schön und einsam ist, genossen Vulkane, Tripes (Kutteln), Forelle sowie Auvergne-Schinken und besuchten die französische Messer-Stadt schlechthin - Laguiole. Auch dort gab es ein schönes Souvenir für uns, direkt von der Forge de Laguiole, dieses Mal mit gravierten Namen, Ratris mit Griffschale aus Rosenholz, meines wieder mit Wacholder. Ein absoluter Höhepunkt war dann der Ausflug zur Gouffre de Padirac, einer riesigen Höhle mit vertikalem Einstieg (historische Treppen aus der Zeit von Edouard-Alfred Martel und Fahrstuhl), in der man Kilometer weit mit einem Boot gefahren wird. Das Comic über die Entdeckung und Erschließung der Höhle ist übrigens sehr empfehlens- und lesenswert, erhältlich auch in englischer Sprache im Souvenirladen vor Ort oder über die Webseite.

Es folgte die Ardèche, die uns im Vergleich zur Auvergne schon fast touristisch überlaufen erschien. Die Straße entlang der Gorges de l'Ardèche ist gegenüber unserem Besuch im Jahr 2001 ausgebaut und mit vielen Aussichtsterrassen versehen worden, die Anzahl der Kanuvermieter hat sich anscheinend nochmals vervielfacht. Trotzdem schmeckte uns der Ruhetag und das Wachtelfrikassee in unserem Menu du Terroir, beim Wein griffen wir aber statt zur Ardèche lieber nach der Rhône.

Und dann kam wieder alles anders. Auf der folgenden Etappe in die Seealpen verlor Christian den Kampf mit einer engen Spitzkehre und der Schwerkraft, die Trixi fiel so unglücklich auf sein Bein, dass es mehrfach brach, und so endete der Tag für ihn im Krankenhaus in Gap statt beim Bœuf bourguignon in Selonnet, wie für uns. Am nächsten Tag fuhren auch wir nach Gap, fochten einen Kampf mit dem Heiligen Bürokratius aus, den die LVM und die Roland Assistance beschworen hatten, und hielten uns an Andouillette und Entrecôte schadlos. Christian wurde derweil operiert und die Trixi reiste schon mal nach Sisteron, wohin auch wir fuhren, um die Schlüssel zu übergeben, die für einen Transport nach Deutschland zwingend erforderlich sind (das 11. Gebot des Heiligen Bürokratius). Der Rest des Urlaubs war dann Rückreise, allerdings eine durchaus hochklassig kulinarische. Über den Jura mit Fondue aux Morilles in Morez in den Schwarzwald zum wunderbaren Gasthaus Waldschänke in Emmendingen und schließlich weiter nach Hause.

Christian traf dann etwa 48 Stunden nach uns zuhause ein, mit dem Krankentransport nach Lyon, mit dem Flugzeug nach Frankfurt und von dort wurde er wieder im Krankenwagen gefahren. Auch die Trixi kam einige Tage später unversehrt an. Leider war die Arbeit des Krankenhauses in Gap nicht ausreichend gut und so folgte drei Wochen nach dem Unfall eine weitere Operation, in der der Marknagel durch Platten und Schrauben ersetzt wurde.

Wie gesagt, es kam alles anders, schön war es trotzdem irgendwie, fast alles.



Danke an alle, die uns in diesem Urlaub geholfen haben!

Martin in Saint-Nectaire für die nette Beherbergung und die Hilfe bei der Zahnarztsuche.
Romain in Bayons für die Hilfe beim Unfall und das Unterstellen der Trixi.
Dem Motorradfahrer an der Rezeption im Môn Hôtel á Gap für die Hilfe.
Der Dame in der Bibliothek in Gap für die Möglichkeit die vielen Formulare des Heiligen Bürokratius' ausdrucken zu können.
Dem Krankenhaus in Gap für die gute Pflege.
Kote Bleu in Gap für die schnelle Reparatur meines Kühlers.








- Startseite -