18. November - "Rescues in Time" im MoCA aber dann
weihnachtet es sehr
Beim heutigen Frühstück schaute Pauline von den Crazy Horses vorbei und
sagte "hallo", wie schon vermutet ist sie tatsächlich Französin oder
Frankokanadierin und ihr Name ist kein westlicher Künstlername.
Anschließend starteten wir einen langen Tag, wir alle, Ratris und
meiner endete in Taipeh, der von Aggi, Christian, Geli und Mike im
Flugzeug nach Westen. Zunächst durchstreiften wir die eine oder andere
Shopping Mall, fanden dies und das und anderes nicht, ja, das gibt es,
und stärkten uns am Mittag mit einer Beef Noodle Soup am Zhongshan
Markt. Anschließend besuchte ein Teil der Gruppe das MoCA Taipei, das
Museum of Contemporary Arts, also zeitgenössische Kunst, Ratri und ich
sogar ziemlich lange und intensiv. Die Ausstellung "Rescues in Time"
des
taiwanischen Künstlers Yang Mao-Lin zeigt die drei maßgeblichen
Perioden seines Schaffens, "Glittering Soul", eine Phantasiewelt seiner
Archetypen, "Wanderers of the Abyssal Darkness", die sich mit
Tiefseekreaturen beschäftigt, und "The Lasting Spring", eine Refektion
seiner Schaffenskraft im Anbetracht des Alterns.
Kunst ist immer subjektiv und zeitgenössische oft konträr diskutiert,
uns hat seine Arbeit sehr angesprochen und fasziniert. Kommt mit in die
Tiefsee und lauscht einer der wunderbaren Installationen, auch die
Projektion
war bewegt, wird hier also nur unzureichend wiedergegeben.
Soundscape: 4'33'' Wanderers of the Abyssal Darkness
Insbesondere die jüngsten Arbeiten "The Lasting Spring" bringen für uns
auf den Punkt, was wir in den vergangenen zwei Wochen in Taiwan erleben
durften: Eine Suche nach Identität zwischen einer traditionellen und
von etlichen Kulturen geprägten Gesellschaft und einem supermodernen
Land in Südostasien. Großartig!
Der Rest des Tages ist schnell erzählt, wir fuhren mit der Metro in die
innerste Innenstdt, die Fußgängerzone, die Christian entdeckt und uns
als "Shopping Nirvana" gemeldet hatte. Genau heute brach hier in Taipeh
Weihnachten los, 78 Jahre amerikanischer Einfluss hinterlassen
Spuren, Weihnachtsbäume, fette Weihnachtsmänner, Weihnachtsschmuck,
Weihnachtsmarkt, Weihnachtsmusik und alles leuchtete noch viel mehr,
als ohnehin schon.
Nach der Rückkehr zum Hotel verabschiedeten wir Aggi, Christian, Geli
und Mike und drehten dann nochmal eine kleine Runde durch den
Weihnachtswahnsinn, der auch vor der Vereinnahmung abstrusester und
scheußlichster Bestandteile aus Deutschland nicht Halt macht. Die
Aufnahme stammt aus dem Geschäft "Natural Kitchen", das Küchenzubehör
und Weihnachtsdeko anbietet. Als optische Ergänzung eine Kirche in
Taipeh Zentrum, die ebenfalls eher klotzt als kleckert.
Soundscape: 4'33'' Natural Kitchen Schnulli-Laden
Den Abschluss des Tages genossen wir in einem hervorragenden
koreanischen BBQ Restaurant, dieses Mal wurde für uns am Tisch
also gegrillt. Wir setzten die Schweinefleisch- und Bier-Diät
konsequent auch ohne unsere Lieben fort, das Menü für zwei Personen
hätte aber auch für sechs gereicht, zeitweise dachten wir, eine
Schweine-Flatrate bestellt zu haben. "Rescue in Time" war die Flucht in
den 7-eleven, der uns noch ein paar Dosen kühles Orion aus Japan
spendierte, mit denen wir die weihnachtlichen Tendenzen herunterspülten.