Was für eine herrliche Nacht im Cilan Forrest! Spitzt die Ohren und
hört Euch das an! Hört Ihr es? Nein? Genau! Nur das Rauschen des
Flusses und die Zikaden, sonst nichts.
Soundscape: 4'33'' Cilan
Forrest in der Nacht
Bei der Abfahrt aus dem Ressort sahen wir ein Muntjac, oder war es
ein Taiwan Serau? Vermutlich eher ein Muntjac. Unsere Fahrt führte uns
über gewundene Straßen durch atemberaubendes Gelände, steile Berghänge,
die landwirtschaftlich genutzt werden, vor allem für den Anbau von
Früchten, die teilweise noch am Baum einzeln in Papiertüten verpackt
werden, damit Vögel und Insekten ihnen keinen Schaden zufügen.
Tausende, eher zehntausende solcher eingepackter Früchte, ein skurriles
Landschaftsbild, vor allem Birnen, Kaki und Äpfel wachsen hier, die
Äpfel bilden zum Teil im Inneren eine Art Sirup und werden dann als
"Honey Apple" bezeichnet. Auch die Flächen im Flusstal, in der
Regenzeit überflutet, werden als Anbauflächen genutzt, hier wächst, wie
in mittelhohen Lagen, hauptsächlich Kohl.
Gegen Mittag kamen wir
in unserem heutigen Zielort Lishan an, auf 1956m gelegen, das größe
Anbaugebiet für Früchte in Taiwan, außerdem bekannt für qualitativ
hochwertigen Tee und touristisches Ausflugsziel. Als erstes besuchten
wir den Markt für Früchte und probierten und kauften das eine oder
andere.
Anschließend
fuhren wir zum Lishan Culture Museum, das sich der Existenz der
Ureinwohner, hier eine Volksgruppe namens Atayal, von denen es heute
noch 100.000 gibt, widmet. Auf der Insel, die heute Taiwan heißt,
lebten natürlich schon vor vielen Jahrhunderten, vermutlich eher
Jahrtausenden, Menschen, von denen man nicht sicher weiß,
woher
sie stammen. Dann kamen Portugiesen, Spanier und Holländer, schießlich
Ende des 19. Jahrhunderts die Japaner und nach dem zweiten Weltkrieg
die auf dem Festland unterlegenen Han Chinesen Chiang Kai-sheks. Nun
besinnt man sich, wie überall auf der Welt, derer, die schon da waren,
als die heute den Ton angebenden eintrafen, und präsentiert, mehr oder
weniger auf Augenhöhe, ihre Daseinsberechtigung. Die Führung im Museum
war sehr interessant, die junge Dame, selbst keine Atayal, konnte
eigentlich sehr gut Englisch, vetraute aber, vermutlich aus
Schüchternheit, lieber auf die Übersetzung von Vincent. Auf Nachfrage
beantwortete sie unsere Fragen aber problemlos selbst, was ihr auch
sichtlich Freude bereitete.
Nächster Programmpunkt war der
"Secret Garden" in Lishan, in dem die hiesige Pflanzenwelt präsentiert
wird. Auch eine "Sakura Alley" gibt es dort, die Kirschblüte ist hier
natürlich ein Thema, wie in Japan. Nach dem Bezug der Zimmer
spazierten wir nochmal durch das Dorf, besorgten noch unerfüllte
Wünsche, gaben uns dann dem wieder herrvorragenden Abendessen hin und
beschlossen den Abend mit Taiwan Bier und, irgendwie kam Geli das in
den Sinn, dem Hafer- und Bananenblues von Äffle und Pferdle.
Ach
so, ein Punkt noch zu "Lost in Translation": Natürlich kommen wir ganz
gut zurecht, Taiwan ist vergleichsweise einfach, viele sprechen
wenigstens etwas Englisch, außerdem werden wir ja von Vincent gut ver-
und umsorgt. Trotzdem gibt es immer wieder Rätsel, die wir ad hoc nicht
zu lösen in der Lage sind. Neben Schriftzeichen in egal welcher Sprache
gibt es ja noch diese wunderbaren Piktogramme, die sozusagen
sprach-barrierefrei Inhalte transportieren. Wirklich? Was sagt uns
dieses Piktogramm oberhalb des Toilettenspülkastens?
Ich würde
sagen, man kann auf dem Spülkasten ein Sandwich toasten, muss aber
aufpassen, dass man sich nicht die Pfoten verbrennt. Oder?
Ich weiß, ein oder zwei Taiwanesinnen in Deutschland lesen vermutlich
diesen blog. Die Lösung bitte an martin@globetrottel.net