31. Oktober (in Kolkata nicht Halloween) - Amra abar dekka hobbe
So
schön der Abend gestern auf dem Balkon des Fairlawn auch war, mir
scheint die Sofaauflagen waren bereits bewohnt, denn mein rechter Arm
ist völlig zerbissen, und zwar unterhalb des Hemdes, wo ich ihn auf die
Rückenpolster gelegt hatte. Der letzte Beweis fehlt aber Flöhe liegen
nahe und wenn ich weiter spekulieren darf, würde ich schlussfolgern,
die omnipräsenten Katzen sind nicht schuldlos an der Verbreitung der
Plagegeister. So sahen wir dann auch interessiert aber wenig empathisch
zu, wie beim Frühstück eines dieser possierlichen Tiere versuchte, von
einem Schirm das Buffet zu erobern. Rache ist süß.
Disclaimer:
Dem Tier ist nichts passiert. Katzen können sowas. Es war kein
Marmeladenbrot auf dem Rücken der Katze befestigt, sie ist auf den
Pfoten gelandet. Wir mögen Katzen, zumindest meistens. Wir würden uns
nie daran erfreuen, wenn einer Katze Schaden zugefügt wird. Dieser blog
ist bekanntlich pfauenfreundlich, aber auch katzenfreundlich. Es war
ein blöder Witz, sonst nichts. Bitte deswegen keinen shitstorm, aber
selbstverständlich bin ich uneingeschränkt kritikfähig und lebe eine
speak-up-culture...!
Gegen Mittag machten wir uns wieder auf
nach Baghbazar zu Tua, Pali und Sagar. Die heutige Soundscape nimmt
Euch mit auf die Fahrt mit der Kolkata Metro, die wir nun schon so oft
unternommen haben, von Park Street über Esplanade, weiter nach Norden
bis Shobhabazar-Sutanuti. Die Aufnahme startet vor Mahatma Gandhi Road
und endet 4'33'' später beim Ausstieg in Shobhabazar. Von dort sind es
dann noch ca. 1km, das bedeutet 20min bei Hitze und hoher
Luftfeuchtigkeit, zu laufen, und zwar weiter nach Norden bis
zur
Annada Neogi Lane nahe dem Hooghly River, der fälschlicherwiese immer
als Ganges bezeichnet wird.
Was hört Ihr, außer der Atmosphäre, der Situation? Macht es, wie der
Klangforscher Raymond Muray Schafer
in seinem Buch Ear Cleaning empfiehlt, stellt Euch Aufgaben. Wie viele
Handy-Klingeltöne könnt Ihr hören? Was ist der höchste Ton dabei, was
der niedrigste?
Soundscape: 4'33'' Metro
Kolkata, Fahrt nach Shobhabazar-Sutanuti, aufgenommen am 30.10.23
Wieder bekamen wir all die leckeren Speisen, die wir gestern schon
genießen durften, nur heute mit Roti, Fladen aus frittiertem Sago und
meinem geliebten Papadam statt Reis, meinem Lieblings-Dal,
Torka-Dal
mit Ei, ein Rezept aus dem Punjab, und ein Stück Fisch mit definitiv
mehr als einer Gräte. Außerdem wurde das Misti Dui vom Plastiknapf in
ein Glasschälchen umgefüllt, um unser grünes Gewissen zu beruhigen, wir
hatten das Plastik-Thema durchaus thematisiert.
Gegen 5p.m.
traten wir den Rückweg an, und nach meinem immer wieder für Heiterkeit
sorgenden, einzigen Satz in Bengalischer Sprache, nämlich "ami a
cabona" (ich bin satt und kann nichts mehr essen), kam es heute zur
zweiten Phrase: Amra
abar dekka hobbe
Auf
Deutsch "wir werden uns wiedersehen", und das planen wir auch,
allerdings möchte ich diese Phrase als Wunsch und Absichtserklärung
verstanden wissen, und nicht als Prophezeiung, zu unsicher ist unsere
Welt, im Großen wie im Kleinen.
Nach zwei Budweiser in der Mugs
& Shots Bar in der Sudder Street versorgten wir uns noch mit
Kingfisher Bier und kehrten zurück auf den Balkon im Fairlawn, heute
mit Insektenschutz mit DEET auf den Armen. Zum Abend essen müssen wir
auch heute nichts, das ist morgen wieder dran, wenn wir uns mit Teresa
treffen. Die Phase der Entschleunigung hat begonnen.