Kolkata & Sri Lanka 2024 blog

20. November - Gift und Galle

Heute sind wir nach Galle weiter gefahren, spricht sich aber "Gool", und nicht wie unser Organ, die Galle. Auf unseren eigenen Wunsch, aber natürlich auf Samans Vorschlägen basierend, hatten wir heute drei zusätzliche Programmpunkte nordwestlich von Galle, bevor wir zu unserem Guest House fuhren.

Als erstes eine Mine für Mondstein, nun ja. Zunächst wurde uns der beste Zimt Sri Lankas gezeigt, der zufällig auch dort gedeiht, dann ein Loch mit einer kurbelbetriebenen Seilwinde, das 10m Tief sein und zu einem 15m langen Stollen führen soll. Wir durften "hello" in ein Rohr sagen und angebliche Minenarbeiter antworteten sowas wie "hello". Dann wurde uns gezeigt, wie ein Korb Sand gewaschen wurde, und, was für ein Zufall, im Sand war ein Mondstein. Dann sahen wir drei Schleifer an archaischen Maschinen, die schöne Schmuckstücke herstellten. Und genau diese, genaugenommen tausende davon, waren dann im klimatisierten Showroom in schicken Vitrinen zu besichtigen und zu erwerben.

Ich frage mich doch sehr ernsthaft, wie viele Lion Lager man getrunken haben muss, um diesen Blödsinn zu glauben, aber nach uns kam ein Reisebus nach dem anderen, es wird schon jemand dabei gewesen sein.

Nächster Programmpunkt war das Tsunami Photo Museum Telwatta, in dem eine Betroffene der Katastrophe vom 26.12. 2004 durch Fotos und Schautafeln die Erinnerung an die Ereignisse bewahrt. Es ist nicht das einzige Museum dieser Art, da natürlich sehr viele Menschen hier betroffen waren, und ich weiß nicht, warum wir genau dieses besucht haben, aber auch 20 Jahre danach hat uns das Dargebotene sehr betroffen gemacht und die Leiterin hat, für meinen Geschmack, sehr weise Worte gesprochen. Die Fotos waren eine Dokumentation des Geschehenen, am meisten berührt haben mich aber die Bilder der Kinder, die das Erlebte verarbeiten mussten, diese Bilder sprechen für sich.

Tsunami Photo Museum

Nach einem Stop bei einem Massengrab, unter anderem für die Opfer des Zugunfalls, den der Tsunami verursacht hat, besuchten wir den dritten Programmpunkt, das "Sea Turtle Hatchery & Rescue Center Hikkaduwa". Nun ja, es gab einige Schildkröten zu bestaunen, die man auch auf die Hand nehmen konnte, ein vielleicht 6m² großes Areal, in dem angeblich Eier ausgebrütet wurden, die vorher auf dem Markt erworben wurden und damit dem Verzehr entkommen waren, und eine schöne Geschichte vom Schildkröten retten, Tsunami Opfern und Schulklassen, die das Projekt besuchen. Die Tsunami Opfer möchte ich jetzt nicht anzweifeln, es bleiben aber bedenkliche Ungereimtheiten:

Insgesamt waren weniger als 10 Tiere zu bestaunen, von Aufzucht also keine Spur. Die Fläche zum Ausbrüten war viel zu klein, um nennenswerte Zahlen von Eiern zu beherbergen, die nötig sind, um bei der geringen Überlebensquote der Schildkröten eine Bereicherung des Bestandes zu erreichen. Ich kenne mich ein wenig mit Reptilien aus, vielleicht sogar ein wenig mehr, und die Eier müssen nach dem Legen in derselben Orientierung verbleiben, sonst ist das werdende Tier tot, das bedeutet ausgraben, auf den Markt transportieren, dort kaufen und dann ausbrüten funktioniert nicht. Und da ich mich eben mit Reptilien etwas auskenne musste ich leider auch die rührselige Geschichte von der bösen Schlange, die in die Aufzuchtzone eingedrungen ist, und vielen kleinen Schildkröten Arme und Beine abgebissen hat, für totalen Unfug erklären, denn die Gebisse von Schlangen sind nicht in der Lage, irgendetwas abzutrennen, weder Arme, noch Beine und auch kein Stück Schokolade. Unter dem Strich also 2000 Rupies (6,50€) Eintritt pro Person für eine handvoll Streichelschildkröten und eine gute Geschichte, wer genug Lion Lager hatte, und schon Mondsteine gekauft hat, konnte zusätzlich zum Eintritt auch noch für den Naturschutz spenden.

Leider bilden und entspannen Reisen mich nicht nur, sie haben einen kleinen Teil meines Herzens auch zu einer Mördergrube gemacht, da ich mich zu oft als Esel gefühlt habe, an dessen Schwanz zum Zwecke des Dukaten spuckens gewackelt werden sollte. Heute würde ich in meiner Boshaftigkeit sagen Gift gegen Galle 2:1.

Unser Guest House im Galle Fort war dann fast ausschließlich wunderbar, leider riecht das Einzelzimmer im Erdgeschoss sehr muffig und schimmelig, was es etwas trübt. Die Zimmer im Obergeschoss sind aber prima und nach einem kleinen Spaziergang durch die Stadt und einem Abendessen direkt an der Befestigungsmauer sitzen wir nun auf dem Balkon unter den Ventilatoren und genießen den schönen Abend in den Tropen.


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