Spanien 2025 Travelogue
9. Oktober - Die Welt der 200 Mönche
Heute
war es an der Zeit, in die Welt der 200 Mönche einzutauchen. Das
Weingut mit Hotel und Restaurant existiert seit Anfang der 1990er Jahre
und hat sich der Produktion hochwertiger und langlebiger Weine
verschrieben, außerdem fühlt sich die Familie ihrem Heimatort Albelda
de Irgua verpflichtet und versucht, Kultur und Geschichte zu bewahren.
Die "200 Monges" gehen auf ein Kloster zurück, das hier vor über
1000 Jahren stand, und aus dessen Zeit noch fünf Bücher erhalten sind,
die nun in bedeutenden Museen auf der ganzen Welt aufbewahrt werden.

Zum
Einstieg in unseren Mönch-Tag führte uns Sara, eine Mitarbeiterin des
Weinguts, zum etwa 100 Jahre alten Priesterseminar im Ort, heute das,
was Deutsche als "lost place" bezeichnen, also "off the map". Die
Besitzer des Weinguts versuchen, dieses Gebäude im derzeitigen
Zustand zu konservieren, an restaurieren ist nicht zu denken.

Das
umgebende Gelände mit den alten Weinreben wird aber wieder genutzt, und
wir durften im Weinberg tätig werden. Zwar ist die Weinlese in der
Rioja seit gestern offiziell beendet, die kürzeste seit 1925 und mit
nur 210mio kg recht dürftig, aber für uns wurden zu pädagogischen
Zwecken einige Garnacha-Trauben hängen gelassen. Aus diesen entnahm
jedes Zweier-Team einen Querschnitt von Beeren, das heißt je drei oder
vier aus dem oberen, mittleren und unteren Bereich, dann wurde die
Traube abgeschnitten und die Lese damit endgültig abgeschlossen.
Auf
dem Rückweg quetschten wir unsere Stichproben in kleinen
Zip-Plastikbeuteln, am Weingut konnte dann mit einem
Refraktometer den Zuckergehalt bestimmt werden, bei uns satte 14,8° Öchsle, was über 15%vol
Alkohol ergeben würde, wenn wir unseren Most nicht gleich getrunken
hätten.
Derartig gefordert von der harten Arbeit im Weinberg
wurde es Zeit für eine kleine Zwischenmahlzeit, und wir genossen neben
den Hauseigenen Weinen auch Tomatensalat sowie verschiedene Käse- und
Wurstspazialitäten. Danach zeigte uns Sara, was ein Profi mit
Traubenmost veranstaltet, und wir besichtigten die riesigen und
wirklich höchst beeindruckenden Keller der 200 Mönche mit zahllosen
Fässern in verschiedenen Klimazonen und einer großartigen Sammlung von
Flaschen, die teilweise auch einem Langzeitexperiment mit Korken dienen.

Ebenfalls
im Keller durften wir ein 25 Jahre altes, sehr aufwändig
hergestelltes Faksimile eines der oben erwähnten Bücher bewundern,
dessen Studium alleine schon einen ganzen Tag verdient hätte.
Die
Schafe blieben währenddessen beim Priesterseminar und verbummelten den
Tag zwischen den Reben. Zum einen interessieren sich Schafe nicht sonderlich
für Wein und alte Bücher, zum anderen wollten wir ihnen das
anschließende Mittagessen im Gewölbekeller ersparen. Zu absoluten
Spitzenweinen der 200 Mönche, einem Weißwein von 2011 und einem Rotwein
von 2014, gab es Kartoffeln mit Chorizo nach Rioja Art und dann auf der
Glut von Rebenholz gegrillte, genau das war das Schaf-Problem,
Lammkotelettes. Und das waren vielleicht die besten Lammkotelettes
unseres bisherigen Lebens, Milchlamm, auf Rebenholz gegrillt, nur
gesalzen, dazu dieser Rotwein, unglaublich. Die abschließende, süße
Blätterteigspezialität hätten wir eigentlich nicht mehr gebraucht, und
ebenso gut gesättigt wie glücklich starteten wir zum Ausflug nach
Logroño.
Jetzt waren auch die Schafe wieder mit dabei, tollten
durch die Innenstadt und freuten sich vor allem über die Skulptur zu
Ehren der Teilnehmenden eines jährlich stattfindenden Nachtmarsches, den
der Bluspendeverband ins Leben gerufen hat.

Nach
der Rückkehr besuchten Ratri und ich im Ort noch einen kleinen
Supermarkt und
füllten unsere Souvenir-Ecke mit Oliven, Chips und anderen
Kleinigkeiten, dann war es schon wieder 20:30Uhr und das Abendessen
rief. Aus Rücksicht auf das üppige Mittagsmahl gab es gemischten Salat
und dann Kabeljau mit Tomaten-Paprika-Sauce. Und natürlich göttliche
Tropfen, wenn auch nicht so göttlich wie beim Mahl im Gewölbekeller,
dieses Mal die Linie "Ondipuerko", ungeschwefelte Bio-Weine aus der
Parzelle beim Priesterseminar, der Kreis schloss sich.
Ein wunderbarer Mönch-Tag ohne Mönche!