Spanien 2025 Travelogue

7. Oktober - Stiere, Geier und die Burg des Heiligen Franz Xaver

Interessanterweise assoziieren die meisten Menschen laute und unbeholfene Bewegungsabläufen mit Elefanten, dabei, und das können wir aufgrund unserer Erfahrung im Elephantstay in Thailand mit Fug und Recht konstatieren, bewegen sich diese Lebewesen äußerst geschickt, und vor allem annähernd lautlos. Das Tier, das besagten Radau veranstaltet, heißt Homo sapiens, und Vertreter der Gattung Elephas vermögen vermutlich, im Gegensatz zum erstgenannten, mit ihrem geschickten, mit über 1000 Muskeln ausgestatteten Rüsseln, auch eine Türklinke zu bedienen. Aber dank eines guten Gehörschutzes war die Nacht auch trotz der 60 energiegeladenen Studentinnen halbwegs ruhig.

Nach dem Frühstück unternahmen wir einen kurzen Spaziergang zur gegenüberliegenden Anlage, der Burg und dem Kloster Xabier/Javier, und bestiegen dann unseren Unvibus, übrigens ein Fabrikat aus Spanien. Fernando fuhr uns nach Pamplona und wir schlenderten von der Stierkampfarena aus den Weg entgegengesetzt der Encierros (Stierläufe), die jedes Jahr zu den Sanfermines zahllose Besucher anlocken. Souvenirgeschäfte säumen den Weg und ein digitaler Countdown zählt die Zeit bis zur nächsten Veranstaltung.

Pamplona Countdown

Uns ließ die Vorstellung, mit Stieren durch die Straßen zu rennen, kalt, schließlich spielen wir seit 2019 in einer anderen Liga, als wir diese Art Unterhaltung in Nepal mit Panzernashörnern praktizierten.

Die Schafe waren allerdings von dieser Vorstellung schockiert, so viel Bewegung, dabei noch Menschen erschrecken und auf die nicht vorhandenen Hörner nehmen, und zum Dank dafür am Abend in der Arena sterben? Da half nur, in das legendäre Café Iruña einzukehren, und sich zu erholen, auch wenn Hemingway, der die Sanfermines durch sein Werk "Fiesta" weltbekannt machte, hier gerne seine Zeit verbrachte.

die Schafe im Café Iruna

Auf dem Weg zur Foz de Lumbier passierten wir die Bodegas Aristu, die wir bereits bei unserer ersten Spanienreise 2003 besuchten, damals stand der kleine Betrieb, zumindest in unserer Erinnerung, noch alleine in der Landschaft. Jetzt ist dort ein Industriegebiet, nebenan werden Windkraftanlagen gefertigt, die in dieser Gegend auch reichlich auf den Kämmen der Berge stehen. Der anschließende Spaziergang durch die Schlucht war, wie schon vor 22 Jahren, sehr schön, und wieder sahen wir viele große Geier.

Geier in der Foz de Lumbier

Zurück in Xabier/Javier widmeten wir uns der Burg, für meinen Geschmack etwas überrestauriert, um nicht zu sagen neu aufgebaut und arrangiert wie eine Playmobil-Burg. Im Inneren ein schickes Museum für sakrale Kunst rund um Francisco de Xabier/Javier (der Heilige Franz Xaver), Mitbegründer der "Gesellschaft Jesu", uns heute bekannt als "Jesuiten". Die meisten Exponate stammen aus dem 17. Jahrhundert und erstrahlen seit 2005 ebenfalls in, nach meinem Geschmack, zu stark restauriertem, neuem Glanz.

Das neben der Burganlage befindliche, ehemalige Kloster und Internat beherbergt heute nur noch fünf Priester. In diesem Internat wurde Miguel bis 1965 einige Tage in der Woche unterrichtet, unmittelbar nach Empfang seiner Heiligen Kommunion ging es dann auch für ihn nach Deutschland, wo seine Eltern, an die er keine Erinnerung mehr hatte, bereits lebten und arbeiteten. Über diese erste und zweite Generation der sogenannten "Gastarbeiter" könnte man Bücher mit tausenden und abertausenden Schicksalen füllen - und jedes wäre einmalig!

Und nun sitzen wir beim Sonnenuntergang auf der Terrasse unseres schönen Hotels gegenüber der Burg, genießen Caña und Vino blanco, und freuen uns auf das Abendessen um 20:30Uhr, das uns heute mit Fischsuppe, Bacalao (Kabeljau) und Früchten verwöhnen wird. Gestern Abend gab es übrigens Spargel mit Mayonnaise, gemischten Salat mit Thunfisch, Txistorra (eine gut gewürzte, gebratene Schweinewurst aus Navarra), gebackene Hähnchenkeulen mit Kartoffeln und Flan mit Eis.

Danach werden von der ganzen Gruppe erneut Studien in Akustischer Ökologie durchgeführt, vermutlich stoßen wir wieder nur auf Lebensgeräusche der Gattung Homo, aber vielleicht haben wir Glück und ganz, ganz leise schleicht auch ein dickhäutiges Säugetier mit einem Rüssel durch das Hotel.


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