Norwegen 2015 - Wolfsspuren - Tagebuch
Donnerstag, 26.2.
Fahrt nach München ins Hotel nahe des Flughafens, gemütlicher Abend (Kameltaktik bzgl. des in Norwegen teuren Biers...).
Freitag, 27.2.
Flug nach Oslo, Gepäck zur Aufbewahrung geben, Fahrt mit dem
Express-Zug zum Bahnhof. Mit dem Bus zur Museumsinsel Bygdøy, dort
haben wir uns die Fram
angesehen, eine sehr schöne Ergänzung zum Polarmuseum in Tromsø vor
exakt einem Jahr. Anschließend sind wir ins Wikingerschiffsmuseum
gelaufen und haben das Oseberg-, Gokstad- und Tuneschiff bestaunt.
Zurück in der Stadt sehen wir uns bei Sonnenschein den Hafen an und
blicken auf die Festung Akershus. Wir beziehen unser Hotel und ruhen
etwas aus bevor wir am Abend im "Politikern" einen Elchburger
verspeisen und über die Norweger, die bei ca. 0°C im Freien sitzen,
staunen. Eine nächtliche Besichtigung der Domkirke beschließt den Tag.
Samstag, 28.2.
Wir sehen uns die Festung und die Oper an, kaufen im Sportgeschäft noch
einen typisch norwegischen Holzbecher und eine Thermoskanne, schlendern
vom Schloss die Karl Johans gate hinunter und gönnen uns ein Steak mit
Wein zu Mittag. Anschließend fahren wir mit dem Express-Zug zum
Flughafen und stoßen zur Gruppe, die mit der Ankunft von Andreas
komplett ist. Mit dem gemieteten Kleinbus (Vivaro) fahren wir nach
Norden und treffen uns um 17Uhr mit Micha, danach sind es nur noch ca.
20min zu unserem Haus an der Julussa. Wir richten uns häuslich ein,
trinken ein Willkommensbier und genießen nach dem Abendbrot und einem
ersten Kennenlernen der Gruppe die absolute Ruhe in der Nacht.
Sonntag, 1.3.
Nach dem Frühstück erkunden wir mit den Schneeschuhen die Umgebung und
finden nach nur 100m, nach Michas Meinung dramaturgisch viel zu früh,
eine Wolfsspur, der wir ca. 3h folgen. Wir entdecken auch viele Elchspuren
und -liegeplätze, vermutlich hat der Wolf seine Chancen auf Beutetiere
ausgekundschaftet. Nach dem Mittagessen zeigt uns Micha das klassische
Dokumentieren des Spurens mittels Karte und Spurprotokoll, heutzutage
wird aber eher Software und GPS genutzt. Um 16:30Uhr machen wir uns
nochmals auf den Weg und Rainer versucht in der Dämmerung durch einen
Klageruf Füchse anzulocken. Bei fahlem Mondlicht sind wir bei
anbrechender Dunkelheit zurück am Haus, duschen und kochen. Ein toller
erster Spurentag!
Montag, 2.3.
Wir fahren in ein Gebiet bei Elverum, aus dem in den letzten Tagen ein
Riss (oder "kill") von Raubtieren gemeldet wurde bzw. der aufgrund der
Spurenlage nahe liegt. Gleich beim Einfahren in das Zielgebiet sehen
wir frische Spuren von Dachs und Fuchs. Im Zielgebiet steigen wir einen
geräumten Weg bis zu einer Hütte auf, unterwegs finden wir viele Spuren
von Hase, Elch und Eichhörnchen. In der Hütte machen wir eine Pause,
zünden im Ofen ein Feuer an und grillen sehr "unnorwegisch" daran Pølse
(Würste), die wir mit "Lumpen" (Kartoffelfladen) essen. Ein echter Norweger tut so etwas nur am Lagerfeuer. Wir wandern zu
einem kleinen See, laufen mit den Schneeschuhen darüber bis zu einem
Moor und schlagen dann mit Hilfe des Kompasses einen Weg direkt zurück
zum Auto ein. Dabei finden wir frische Vielfraßspuren, was uns alle
sehr freut. Der Abstieg durch den Wald ist etwas anstrengend, am Auto
angekommen dämmert es bereits. Leider fahren wir uns beim Wendemanöver
fest, bekommen den Wagen aber mit vereinten Kräften nach einigen
Versuchen frei. Der Kleinbus scheint für Schnee nicht besondern gut
geeignet zu sein. Nach diesem kleinen Abenteuer schmecken Abendessen
und Bier doppelt gut.
Dienstag, 3.3.
Wir fahren wieder in das Gebiet bei Elverum um "unsere" Vielfraßspur
aufzunehmen. Es schneit heftig und die westliche Zufahrt von gestern
ist uns zu heikel, daher nähern wir uns heute von Osten. Eine Dame, die
wir bereits gestern getroffen haben, erzählt uns, dass auf dem See, den
wir gestern überquert haben, ein Vielfraß gesehen wurde. Wir sind
elektrisiert. Unweit der Hütte von gestern machen wir ein Lagerfeuer
auf dem Schnee und grillen wieder Pølse, die "Pfadfinderromantik"
gefällt uns. Danach suchen wir mit dem GPS die Vielfraßspur von
gestern, die aber durch den Schneefall leider nicht mehr zu verfolgen
ist. Die Sonne kommt heraus und taucht die frisch verschneite Wald-,
Moor und Seenlandschaft in gleißendes Licht - fantastisch! Wir laufen
zurück zum Auto, kaufen noch einige Lebensmittel ein und begeben uns in
der Dämmerung auf Elchsafari, die erfolglos bleibt.
Mittwoch, 4.3.
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir zum Ulvsjøn ("Wolfssee"), um
dort zu angeln. Der Zufahrtsweg ist aber nicht geräumt und wir scheuen
An- und Abmarsch durch den tiefen Schnee. Als Alternative zeigt uns
Micha den Ryssjøn und wir bohren dort unsere Löcher zum Eisfischen.
Obwohl die Fische äußerst zaghaft beißen angele ich einen Barsch
(Felchen/Egli), den ersten Fisch meines Lebens. Trotz unseres
ganztägigen Einsatzes, nur durch ein Lagerfeuer mit Pølse am Mittag
unterbrochen,
ist die Ausbeute mager. Gerade einmal 8 Felchen haben wir gefangen, und
dabei steht es 7:1 für die Profis Rainer und Micha. Aber das ist nun
mal unsere selbst erlegte Beute und diese schmeckt fantastisch. Dank
zünftiger
Bratkartoffeln und Reis wird auch, wie immer, jeder satt.
Donnerstag, 5.3.
Der gestrige Ruhetag und anschließend 10,5h Schlaf haben mir über
meinen Schnupfen geholfen, ich bin wieder fit. Heute fahren wir nach
Norden in ein Gebiet östlich von Nord Løset, aus dem Wolfsbewegungen
gemeldet wurden. Einige Hundert Meter nach der Abfahrt sehen wir unweit
unseres Hauses eine Luchsspur, damit haben wir die drei möglichen
Spuren der hiesigen Raubtiere gesehen (der Bär schäft noch). Im
Zielgebiet steigen wir etwas auf und sehen dabei Spuren von Mauswiesel,
Fuchs, Maus und Elch. Auf der Fahrt hatten wir bereits einen Elch
gesehen, der aber schnell verschwand. Bald darauf sehen wir Wolfsspuren
und finden schließlich einen richtigen Tummelplatz auf dem Weg, sehr
viele Spuren, die für uns Novizen nicht zu lesen sind. Nach der
Mittagspause fängt es an zu schneien und wir versuchen den Spuren zu
folgen, um eventuell einen "kill" zu finden. Wir schlagen uns tapfer
durch das Unterholz, werden aber nicht belohnt. Ein Teil der Gruppe,
darunter wir, gehen etwas früher zurück zum Auto und sehen an der Rena
einen Seeadler! Auf dem Rückweg beobachten wir zwei Mal zwei
Elche (Mutter mit Kalb), die an von Bauern ausgelegter Silage fressen,
und können ausgiebig fotografieren. Passend dazu gibt es heute
Elchgulasch, das hervorragend schmeckt.
Freitag, 6.3.
Wir fahren, leider ohne Rainer, der nach wie vor nicht ganz fit ist,
nach Nordosten zum Trysilfjell. Das Wetter ist prächtig! Wir wandern
etwa 4km zu einer Hütte, von dort steigt Sebastian bis zum Gipfel auf,
wir wandern zu einem Sattel, von dem wir einen guten Blick auf das
Skigebiet und bis zur Grenze nach Schweden haben. Auf dem Weg zur Hütte
haben wir die Baumgrenze passiert, die hier, am Südende der borealen
Zone, bei etwa 800m liegt. Nur skurril gewachsene Fichten erzählen hier
noch Geschichten von Trollen und anderen Fabelwesen. Um 17Uhr sind wir
zurück am Haus, dank Rainer duftet es schon nach Elchbraten, den wir
nach dem Duschen und Packen genießen dürfen. Unsere Woche in der
Hedmark neigt sich leider schon dem Ende entgegen.
Samstag, 7.3.
Nach einem Föhnsturm in der Nacht hat es getaut, durch das
Schmelzwasser auf den Eisflächen ist es höllisch glatt. Wir
verabschieden uns herzlich von Micha und Rainer steuert unseren
Kleinbus sicher zur Straße, die uns zügig zum Flughafen Gardermoen nahe
Oslo bringt. Andreas fliegt nach Hause, der Rest der Gruppe verbringt
noch einen Tag in der Hauptstadt. Wir sehen uns den faszinierenden Vigelandspark
mit seinen insgesamt 214 Skulpturen aus Granit, Bronze und Eisen an,
fahren dann ins ebenso interessante Freilichtmuseum auf Bygdøy und
beschließen unseren Norwegen-Aufenthalt in der Amundsen Bryggeri & Spiseri.
Am Abend fliegt uns die Lufthansa zurück nach München und gegen 23Uhr
sind wir zurück zuhause. Kurz vor Oberhöfen, an der Straße von
Mettenberg, sehen wir im Scheinwerferlicht unseres Autos einen Fuchs...