Nepal 2019 blog
10. Oktober
Diplomatischer Spagat: Nepals schwierige Position zwischen China und Indien
Am
heutigen Donnerstag besuchten wir das vierte der um die 50 Königreiche,
die es bis zur Einheit Nepals im 18. Jahrhundert gab, Bhaktapur. Die
ganze Stadt ist ein unglaubliches Weltkulturerbe und der Durbar, der
Königssitz, wurde nach dem letzten großen Beben bereits wieder
hervorragend aufgebaut.
Interessant
war aber auch das Drumherum des heutigen Tages. Als wir aus Kathmandu
hinausfuhren sahen wir, dass die großen Straßen von Bildern der
hiesigen und der Staatsführung Chinas gesäumt waren, und in der
Tat besucht Xi Jinping morgen Nepal. Auf Transparenten stand zu lesen
die Freundschaft zwischen den beiden Ländern soll so groß sein wie der
Berg, den wir im Westen als Mount Everest kennen. Gleichzeitig lernten
wir im Museum in Bhaktapur die Ahnenreihe der nepalesischen Könige und
damit auch die Geschichte von Monarchie und Demokratie kennen, derzeit
gilt die 7. Verfassung und die ist säkular, was Indien, das Nepal nach
dem Geschmack Modis natürlich als hinduistisches Königreich sehen
möchte, gar nicht gefiel, und das daraufhin eine harte
Wirtschaftsblockade startete. Viele Nepali arbeiten in Indien, es
herrscht Reisefreiheit zwischen den Ländern, Nepal hängt seit
Jahrzehnten am Tropf der vermeindlich aufstrebenden Regionalmacht im
Süden, hat aber durch den Jahrtausende alten Handel mit Tibet, das nun
Teil Chinas ist, auch dort seine Wurzeln. Man kann sich vorstellen was
das für das Land bedeutet, einen schwierigen Spagat, zumal sich auch im
Inneren ein Riss bildet, die einen tendieren zu Indien, die
kommunistischen Parteien zu China.
Gleich
nach der Ankunft in Nagarkot besuchten wir einen Platz zum Betrachten
des Sonnenuntergangs, der allerdings etwas dunstig ausfiel, aber
trotzdem schön war, schon wegen der lautstarken und frierenden Bengalen.
Beim
Abendessen diskutierten wir mit Shankar über wahrhaftig Gott und die
Welt, kamen auch wieder auf das unvermeidliche Thema deutsche
Geschichte und hörten, was wir in Indien auch schon häufig zu hören
bekamen und so gar nicht teilen können und wollen. Ein interessanter
und vielseitiger Abend war es aber dennoch.