Mongolei 2007 - Reisebeschreibung
(Martin)


Die Reise wurde organisiert von MONRISEtraveller - vielen Dank an Suche, Tumru (beide Fahrer), Idre (Dolmetscher) und Jens Geu (Chef) !



Allgemeines
"Wie wars denn in den Mongolei?" Die Frage ist nicht in einem Satz zu beantworten. Unsere spontane Reaktion ist "abwechselungsreich" und "schön". Das stimmt, reicht aber wohl nicht aus. Vielleicht fange ich mal anders herum an - wie war es denn nicht?

Im Internet und im Reiseführer steht viel dummes oder veraltetes Zeug. Auch mongolische Frauen und sogar Männer tragen ihr Haar zum Beispiel gerne offen, erst Recht in Ulanbaatar (Ulan Bator ist Russisch, Ulanbaatar Mongolisch). Im mongolischen Essen ist durchaus noch etwas anderes als Fleisch und das darin befindliche ist nicht immer Hammel, sondern meistens Schaf. Auch ist es nicht zwangsläufig mit Knorpeln und Sehnen durchsetzt und aus den Teigtaschen trieft nicht das Fett. Uns hat das mongolische Essen sehr positiv überrascht und vorzüglich geschmeckt! Auch andere Dinge haben wir anders wahrgenommen als im Reiseführer beschrieben aber schlussendlich muss (kann oder sollte?) sich jeder sein eigenes Bild machen.

Kommen wir zurück zu "abwechselungsreich" und "schön". Auf unserer Rundtour über etwas mehr als 3000km haben wir die unterschiedlichsten Landschaftsformen durchfahren und erlebt - Hochgebirge, Hochgebirgstundra, Steppe, Halbwüste und Wüste. Den nächsten Satz leihe ich mir bei der Wikipedia: "Sie (die Mongolei, Anm. der Red.) besitzt den am südlichsten gelegenen Permafrostboden und mit der Gobi die am nördlichsten gelegene Wüste." Sagt das nicht alles?

Die Menschen haben wir durchweg als freundlich und offen empfunden, aber auch als zurückhaltend. So kann man durchaus in Sichtweite einer Jurte zelten, außer von einigen Hunden wird man kaum Besuch erhalten - in Nordafrika undenkbar. Das alte Gesetz den Reisenden in einer Jurte zu versorgen gilt nach wie vor und so kamen wir in den Genuss zahlreicher, typischer Milchprodukte der Landbevölkerung: Butter, Sahne, Kamelmilch, Joghurt, Airag - vergorene Stutenmilch, Quark, Käse, Hailmag (Sahne, Butter, Zucker und Mehl erhitzt) und Milchschnaps, wobei der nicht zwangsläufig und für jeden unter Genuss fällt. Weitere Rezepte der Tour hier.


Reisetechnik
Die Anreise nach Ulanbaatar erfolgte von Stuttgart nach Berlin (Air Berlin) und dann via Moskau mit der mongolischen MIAT (sehr empfehlenswert). In Moskau muss das Flugzeug zwecks Reinigung, Betankung und Auffüllen von Lebensmitteln verlassen werden. In der Theorie hat man etwa 20min Zeit auszusteigen, sich kontrollieren zu lassen, einen Transit-Schein zu erhalten, den duty free Bereich zu geniessen und dann inklusive vollem Sicherheitscheck das Flugzeug wieder zu besteigen. Natürlich geht das nicht, zumal die russischen Angestellten mit desinteressierter und versteinerter Miene alles tun, um eine zügige Abfertigung zu vermeiden. Wird es zu knapp erscheint ein Mitglied der MIAT-Crew und fungiert als Beschleuniger, dann öffnen sich plötzlich auch Seitentüren.

In der Mongolei waren wir dann mit 10 Personen in zwei UAZ Bussen "Fourgon" (ich denke Typ 452) unterwegs, die Eigentum der Fahrer sind. Die Kleinbusse aus Russland sind für den Einsatz in der Mongolei herrvorragend geeignet:
Außerdem bewegt man sich mit solchen Fahrzeugen recht unauffällig. Zumindest von weitem betrachtet, denn die Autos müssen durch entsprechende Aufkleber als Touristenautos gekennzeichnet sein (außerdem benutzen Mongolen einen UAZ mit mindestens 15-20 Personen, zu fünft fahren nur Touristen...).
Übernachtet haben wir jeweils zu zweit in Igloo-Zelten, die Fahrer in ihren Autos. Als Küche und Wohnzimmer bei Regen diente ein großes Tunnelzelt ohne Boden. Gekocht wurde auf Coleman Benzin-Kochern (je zwei Flammen). Für die Bevorratung von Wasser hatten wir etliche Kanister dabei, die an Wasserstellen in den Dörfern oder in Seen/Flüssen unter Zugabe von micropur gefüllt wurden.


Route
Der späten Jahreszeit wegen sind wir die Route gegen den Uhrzeigersinn gefahren, also erst ins Gebirge, dann in die Gobi. Von Ulanbaatar ging es nach Westen über Karakorum, Tsetserleg, Tosontsengel bis Uliastai (bitte auf die Schreibweise nicht so sehr achten, die variiert je nach Karte oder Reiseführer sehr stark!), also am Nordrand des Khangay entlang. Wir folgten dann dem Westrand des Massivs nach Süden und fuhren ab Otgon in das Gebirge hinein zum Otgon Tenger, dem mit 4027m (je nach Karte) höchsten Berg des Khangay. Dieser auch als heiliger Berg angesehene Gipfel ist immer mit einem Firnfeld bedeckt. Leider war das Wetter recht schlecht und wir hatten nur kurz Sicht auf den Gipfel. Am kommenden Tag sind wir am bzw. auf dem Otgon Tenger gewandert, Mike und Jens sind so gut wie bis zum Gipfel aufgesteigen, uns anderen reichte die 3000m Grenze (nach meinem GPS) etwas oberhalb des Kratersees. Darüber begann die Nebel-/Wolkenschicht und fit genug für 4000er sind wir auch nicht.

Wir fuhren dann nach Süden aus dem Khangay hinaus durch die Ebene zum Gobi-Altai, den wir am Folgetag überquerten. Hinter dem Altai beginnt dann die Wüstenlandschaft der Gobi und wir fuhren nach Südosten zum Khongoryn Els, einer bis zu 200m hohen und sehr langen Dünenkette. Nach dem Besuch der sogenannten Geierschlucht, die witterungsbedingt (die ganze Tour war für die Jahreszeit zu warm und zu feucht) geier- und eisfrei war, ging es nach Dalanzadgad und von dort aus strikt nordwärts zurück nach Ulanbaatar.


Landschaftsformen
Unser Eindruck "abwechselungsreich" beruht zu 100% auf den verschiedenen Landschaftsformen, die wir auf unserer Tour gesehen haben. Auf der Fahrt nach Westen dominierten zunächst Wiesen, grüne Hügellandschaften und sanfte Erhebungen. Ab Karakorum begann der Khangay und die Hügel wurden zu teils bewaldeten Bergen, aber nie schroffem Gebirge. Auf der Fahrt über die Ebene zwischen Khangay und Tarvagatay war eine klare Trennung der Klimaverhältnisse zu sehen: Feucht und bewaldet im Süden, trocken im Norden.

Einmalig die südlichste Hochgebirgstundra der Erde am Solongtyn Davaa (Regenbogen-Pass), knapp unter der Grasnarbe beginnt hier der Permafrostboden, darüber ist es nass wie in einem gigantischen Schwamm. Die Vegetation ist typisch für die Tundra (Trollblumen...).

Ab an und trat eine Landschaftsform auf, die wir Buckelmoor genannt haben. Wie ich jetzt bei der Nachbereitung der Reise herausfand heißt soetwas korrekt "Bult-Schlenken-Komplex". Es handelt sich dabei um Oberflächenformen in Regenmooren, die sehr empfindlich sind [link Wikipedia].

Für uns bis jetzt ebenfalls einmalig war der Lagerplatz am östlichen Ende des Mongol Els (größtes Sandgebiet der Mongolei): Berge, Bäume, Fluss, Hügel und wenige Meter weiter beginnt das endlose Sandgebiet. Idre erklärte uns das mongolische Wort Baigal (-> Baikal-See) bedeutet etwa so eine Landschaft, die von allem etwas hat (See, Berge...). Der Abstecher zum Otgon Tenger führte über die Baumgrenze ins Hochgebirge und am Folgetag fuhren wir nur etwa 4h und standen in der Halbwüste der Ebene zwischen Khangay und Gobi Altai. Hinter dem Altai beginnt dann die Wüste Gobi mit ihren Dünen und auf der Rückfahrt nach Norden sahen wir 3 Tage reine Steppenlandschaft.

Eben von allem etwas oder in einem Wort "abwechselungsreich" !


Wetter
Für die Jahreszeit zu warm und zu feucht, ein verlängerter mongolischer Sommer. Positiv für uns: nachts kein Frost, noch nicht mal auf 2500m am Otgon Tenger. Negativ: etliche Regentage, selbst in der Gobi. Aber insgesamt absolut o.k., zumal die Schauer/Gewitter meist nur von kurzer Dauer und die Zelte dicht waren. Tagsüber waren die Temperaturen optimal zum Fahren, niemand von uns hätte es lieber wärmer gehabt. Wir haben zwar den Vergleich nicht und das Wetter war wohl auch nicht typisch für die Jahreszeit aber insgesamt sind wir mit der Wahl des Reisezeitpunkts zufrieden. Einziger Nachteil war, dass die Tage natürlich schon kürzer waren als im Juni, für den diese Tour von Jens konzipiert wurde, und somit oft nach dem Aufbau des Lagers schon bald die Sonne unterging.


Fauna
Im Gebirge und der Steppe eine große Anzahl verschiedener Greifvögel wie Milane, Falken, Geier und Adler in teils sehr stattlicher Größe. In der Wüste viele Agamen mit sehr schöner Zeichnung, in der Steppe Eidechsen und Nager wie Ziesel und Rennmaus. Im Khangay Murmeltiere. Eigentlich überall anzutreffen sind Heuschrecken in sehr schönen Maserungen und von beträchtlicher Größe. Sehr gut gefallen habe uns die Yaks (Grunzochsen), die wirklich urige Viecher sind! Sonstige als Nutztiere gehaltene Spezies sind Pferde, Ziegen, Schafe und Trampeltiere.


Auto - Motorrad
Für mich war es die erste Reise dieser Art in einem Auto und ich muss sagen, dass der zusätzliche Freiheitsgrad (schaukeln rechts-links) in einem zweispurigen Fahrzeug recht anstrengend werden kann. Auch sind die Schläge bei Unebenheiten härter als auf dem Motorrad, auf dem man in solchen Situation ja stehend fährt. Generell wäre die Strecke auch gut mit dem Mopped machbar gewesen, weder Gelände noch die Tankstellendichte stellen große Anforderungen an die Fahrer und Maschinen. Außer es regnet, dann verwandeln sich die Pisten zur Schlammschlacht, wie und ob man da mit dem Zweirad durchkommt kann ich nicht sagen! Ein kleiner Tipp am Rande, falls man mit dem Auto fährt: Ein Textilnierengurt aus dem Motorrad-Zubehör für ein paar Euro schont den Körper bei Schlägen erheblich, vor allem wenn man eine Magenverstimmung hat. Ich hatte leider keinen dabei aber schon der Trageriemen meiner Kameratasche hat gut geholfen.


Gruppe

Isa, Martin, Mike, Ratri, Uwe und Wanda (in alphab. Reihenfolge) - ein Super-Team! Jederzeit gerne wieder.


O-Ton Reise (Zitate)


Sonstiges/Tipps





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