Die Reise wurde organisiert von MONRISEtraveller - vielen Dank an
Suche, Tumru (beide Fahrer), Idre (Dolmetscher) und Jens Geu (Chef) !
Allgemeines
"Wie wars denn in den Mongolei?" Die Frage ist nicht in einem Satz zu
beantworten. Unsere spontane Reaktion ist "abwechselungsreich" und
"schön". Das stimmt, reicht aber wohl nicht aus. Vielleicht fange
ich mal anders herum an - wie war es denn nicht?
Im Internet und im Reiseführer steht viel dummes oder veraltetes
Zeug. Auch mongolische Frauen und sogar Männer tragen ihr Haar zum
Beispiel gerne offen, erst Recht in Ulanbaatar (Ulan Bator ist
Russisch, Ulanbaatar Mongolisch). Im mongolischen Essen ist durchaus
noch etwas anderes als Fleisch und das darin befindliche ist nicht
immer
Hammel, sondern meistens Schaf. Auch ist es nicht zwangsläufig mit
Knorpeln
und Sehnen durchsetzt und aus den Teigtaschen trieft nicht das Fett.
Uns hat das mongolische Essen sehr positiv überrascht und
vorzüglich geschmeckt! Auch andere Dinge haben wir anders
wahrgenommen als im Reiseführer beschrieben aber schlussendlich
muss (kann oder sollte?) sich jeder sein eigenes Bild machen.
Kommen wir zurück zu "abwechselungsreich" und "schön". Auf
unserer Rundtour über etwas mehr als 3000km haben wir die
unterschiedlichsten Landschaftsformen durchfahren und erlebt -
Hochgebirge, Hochgebirgstundra, Steppe, Halbwüste und Wüste.
Den nächsten Satz leihe ich mir bei der Wikipedia: "Sie (die
Mongolei, Anm. der Red.) besitzt den am südlichsten gelegenen
Permafrostboden und mit der Gobi die am nördlichsten gelegene
Wüste." Sagt das nicht alles?
Die Menschen haben wir durchweg als freundlich und offen empfunden,
aber auch als zurückhaltend. So kann man durchaus in Sichtweite
einer Jurte zelten, außer von einigen Hunden wird man kaum Besuch
erhalten - in Nordafrika undenkbar. Das alte Gesetz den Reisenden in
einer Jurte zu versorgen gilt nach wie vor und so kamen wir in den
Genuss zahlreicher, typischer Milchprodukte der Landbevölkerung:
Butter, Sahne, Kamelmilch, Joghurt, Airag - vergorene Stutenmilch,
Quark, Käse, Hailmag (Sahne, Butter, Zucker und Mehl erhitzt) und
Milchschnaps, wobei der nicht zwangsläufig
und für jeden unter Genuss fällt. Weitere Rezepte der Tour hier.
Reisetechnik
Die Anreise nach Ulanbaatar erfolgte von Stuttgart nach Berlin (Air
Berlin) und dann via Moskau mit der mongolischen MIAT (sehr
empfehlenswert). In Moskau muss das Flugzeug zwecks Reinigung,
Betankung und Auffüllen von Lebensmitteln verlassen werden. In der
Theorie hat man etwa 20min Zeit auszusteigen, sich kontrollieren zu
lassen, einen Transit-Schein zu erhalten, den duty free Bereich zu
geniessen und dann inklusive vollem Sicherheitscheck das Flugzeug
wieder zu besteigen. Natürlich geht das nicht, zumal die
russischen Angestellten mit desinteressierter und versteinerter Miene
alles tun, um eine zügige Abfertigung zu vermeiden. Wird es zu
knapp erscheint ein Mitglied der MIAT-Crew und fungiert als
Beschleuniger, dann öffnen sich plötzlich auch
Seitentüren.
In der Mongolei waren wir dann mit 10 Personen in zwei UAZ Bussen
"Fourgon" (ich
denke Typ 452) unterwegs, die Eigentum der Fahrer sind. Die Kleinbusse
aus Russland sind für den Einsatz in der Mongolei herrvorragend
geeignet:
große Transportkapazität für Menschen und
Gepäck
gute Federung
hohe Geländegängigkeit (Allrad zuschaltbar,
Differentialsperre, zwei Untersetzungen)
sehr überschaubare Technik
Ersatzteilversorgung im Land kein Problem (ist eigentlich der
wichtigste Punkt)
Außerdem bewegt man sich mit solchen Fahrzeugen recht
unauffällig. Zumindest von weitem betrachtet, denn die Autos
müssen durch entsprechende Aufkleber als Touristenautos
gekennzeichnet sein (außerdem benutzen Mongolen einen UAZ mit
mindestens 15-20 Personen, zu fünft fahren nur Touristen...).
Übernachtet haben wir jeweils zu zweit in Igloo-Zelten, die Fahrer
in ihren Autos. Als Küche und Wohnzimmer bei Regen diente ein
großes Tunnelzelt ohne Boden. Gekocht wurde auf Coleman
Benzin-Kochern (je zwei Flammen). Für die Bevorratung von Wasser
hatten wir etliche Kanister dabei, die an Wasserstellen in den
Dörfern oder in Seen/Flüssen unter Zugabe von micropur
gefüllt wurden.
Route
Der späten Jahreszeit wegen sind wir die Route gegen den
Uhrzeigersinn gefahren, also erst ins Gebirge, dann in die Gobi. Von
Ulanbaatar ging es nach Westen über Karakorum, Tsetserleg,
Tosontsengel bis Uliastai (bitte auf die Schreibweise nicht so sehr
achten, die variiert je nach Karte oder Reiseführer sehr stark!),
also am Nordrand des Khangay entlang. Wir folgten dann dem Westrand des
Massivs nach Süden und fuhren ab Otgon in das Gebirge hinein zum
Otgon Tenger, dem mit 4027m (je nach Karte) höchsten Berg des
Khangay. Dieser auch als heiliger Berg angesehene Gipfel ist immer mit
einem Firnfeld bedeckt. Leider war das Wetter recht schlecht und wir
hatten nur kurz Sicht auf den Gipfel. Am kommenden Tag sind wir am bzw.
auf
dem Otgon Tenger gewandert, Mike und Jens sind so gut wie bis zum
Gipfel aufgesteigen, uns anderen reichte die 3000m Grenze (nach meinem
GPS) etwas oberhalb des Kratersees. Darüber begann die
Nebel-/Wolkenschicht und fit genug für 4000er sind wir auch nicht.
Wir fuhren dann nach Süden aus dem Khangay hinaus durch die Ebene
zum Gobi-Altai, den wir am Folgetag überquerten. Hinter dem Altai
beginnt dann die Wüstenlandschaft der Gobi und wir fuhren nach
Südosten zum Khongoryn Els, einer bis zu 200m hohen und sehr
langen Dünenkette. Nach dem Besuch der sogenannten Geierschlucht,
die witterungsbedingt (die ganze Tour war für die Jahreszeit zu
warm und zu feucht) geier- und eisfrei war, ging es nach Dalanzadgad
und von dort aus strikt nordwärts zurück nach Ulanbaatar.
Landschaftsformen
Unser Eindruck "abwechselungsreich" beruht zu 100% auf den
verschiedenen Landschaftsformen, die wir auf unserer Tour gesehen
haben. Auf der Fahrt nach Westen dominierten zunächst Wiesen,
grüne Hügellandschaften und sanfte Erhebungen. Ab Karakorum
begann der Khangay und die Hügel wurden zu teils bewaldeten
Bergen, aber nie schroffem Gebirge. Auf der Fahrt über die Ebene
zwischen Khangay und Tarvagatay war eine klare Trennung der
Klimaverhältnisse zu sehen: Feucht und bewaldet im Süden,
trocken im Norden.
Einmalig die südlichste Hochgebirgstundra der Erde am Solongtyn
Davaa (Regenbogen-Pass), knapp
unter der Grasnarbe beginnt hier der Permafrostboden, darüber ist
es nass wie in einem gigantischen Schwamm. Die Vegetation ist typisch
für die Tundra (Trollblumen...).
Ab an und trat eine Landschaftsform auf, die wir Buckelmoor genannt
haben. Wie ich jetzt bei der Nachbereitung der Reise herausfand
heißt soetwas korrekt "Bult-Schlenken-Komplex". Es handelt sich
dabei um Oberflächenformen in Regenmooren, die sehr empfindlich
sind [link
Wikipedia].
Für uns bis jetzt ebenfalls einmalig war der Lagerplatz am
östlichen Ende des Mongol Els (größtes Sandgebiet der
Mongolei): Berge, Bäume, Fluss, Hügel und wenige Meter weiter
beginnt das endlose Sandgebiet. Idre erklärte uns das mongolische
Wort Baigal (-> Baikal-See) bedeutet etwa so eine Landschaft, die
von allem etwas hat (See, Berge...). Der Abstecher zum Otgon Tenger
führte über die Baumgrenze ins Hochgebirge und am Folgetag
fuhren wir nur etwa 4h und standen in der Halbwüste der Ebene
zwischen Khangay und Gobi Altai. Hinter dem Altai beginnt dann die
Wüste Gobi mit ihren Dünen und auf der Rückfahrt nach
Norden sahen wir 3 Tage reine Steppenlandschaft.
Eben von allem etwas oder in einem Wort "abwechselungsreich" !
Wetter
Für die Jahreszeit zu warm und zu feucht, ein verlängerter
mongolischer Sommer. Positiv für uns: nachts kein Frost, noch
nicht mal auf 2500m am Otgon Tenger. Negativ: etliche Regentage, selbst
in der Gobi. Aber insgesamt absolut o.k., zumal die Schauer/Gewitter
meist nur von kurzer Dauer und die Zelte dicht waren. Tagsüber
waren die Temperaturen optimal zum Fahren, niemand von uns hätte
es lieber wärmer gehabt. Wir haben zwar den Vergleich nicht und
das Wetter war wohl auch nicht typisch für die Jahreszeit aber
insgesamt sind wir mit der Wahl des Reisezeitpunkts zufrieden. Einziger
Nachteil war, dass die Tage natürlich schon kürzer waren als
im Juni, für den diese Tour von Jens konzipiert wurde, und somit
oft nach dem Aufbau des Lagers schon bald die Sonne unterging.
Fauna
Im Gebirge und der Steppe eine große Anzahl verschiedener
Greifvögel wie Milane, Falken, Geier und Adler in teils sehr
stattlicher Größe. In der Wüste viele Agamen mit sehr
schöner Zeichnung, in der Steppe Eidechsen und Nager wie Ziesel
und Rennmaus. Im Khangay Murmeltiere. Eigentlich überall
anzutreffen sind Heuschrecken in sehr schönen Maserungen und von
beträchtlicher Größe. Sehr gut gefallen habe uns die
Yaks (Grunzochsen), die wirklich urige Viecher sind! Sonstige als
Nutztiere gehaltene Spezies sind Pferde, Ziegen, Schafe und
Trampeltiere.
Auto - Motorrad
Für mich war es die erste Reise dieser Art in einem Auto und ich
muss sagen, dass der zusätzliche Freiheitsgrad (schaukeln
rechts-links) in einem zweispurigen Fahrzeug recht anstrengend werden
kann. Auch sind die Schläge bei Unebenheiten härter als auf
dem Motorrad, auf dem man in solchen Situation ja stehend fährt.
Generell wäre die Strecke auch gut mit dem Mopped machbar gewesen,
weder Gelände noch die Tankstellendichte stellen große
Anforderungen an die Fahrer und Maschinen. Außer es regnet, dann
verwandeln sich die Pisten zur Schlammschlacht, wie und ob man da mit
dem Zweirad durchkommt kann ich nicht sagen! Ein kleiner Tipp am Rande,
falls man mit dem Auto fährt: Ein Textilnierengurt aus dem
Motorrad-Zubehör für ein paar Euro schont den Körper bei
Schlägen erheblich, vor allem wenn man eine Magenverstimmung hat.
Ich hatte leider keinen dabei aber schon der Trageriemen meiner
Kameratasche hat gut geholfen.
Gruppe
Isa, Martin, Mike, Ratri, Uwe und Wanda (in alphab. Reihenfolge) - ein
Super-Team! Jederzeit gerne wieder.
O-Ton Reise (Zitate)
Jens: "Wenn wir ein eigenes
Auto kaufen kommt da Gas rein, damit geht das kochen viel schneller."
Idre: "Muss nicht schneller - ist
Reise!"
Wanda: "Es regnete so stark,
dass alle Schweine sauber und alle Menschen dreckig wurden."
Martin: "Steht das Kamel am
Horizont - die Isa heut' nicht wieder kommt." [als Isa zum
Besuch der LSD-Kamele unterwegs war]
Mike: "Uwe, fährst Du
eigentlich first class oder worst class?"
Sonstiges/Tipps
Mücken: Nein, so gut wie keine
Sehenswürdigkeiten wie Gebäude etc.: Siehe Mücken
(außer dem Kloster in Karakorum ist die Landschaft die
Sehenswürdigkeit)
Kriminalität: Keine gesehen, nichts gehört. Ausnahme
Taschendiebe in Ulanbaatar, aber die gibts in Hamburg auf dem
Fischmarkt auch.
Polizei-/Militärkontrollen: Eine einzige, bei der es um die
Touristenbeförderungsgenehmigung unserer Fahrer ging. Fehlt die,
ist das übrigens ein Problem des/der Touristen.
Ulanbaatar: Sicher keine Städtereise wert, nach 18 Tagen
draußen aber ein schöner Abschluss. Versorgung mit allem wie
in Europa. Einen Besuch wert ist der riesige Markt im Osten der Stadt,
hier gibt es wirklich alles zu kleinen Preisen. Auf dem Markt Vorsicht
vor Taschendieben, ich konnte den Versuch zwar abwehren aber die
Hosentasche war schon aufgeschlitzt.
Verständigung: In UB etwas Englisch, vor allem
natürlich bei jüngeren Leuten. Sonst schwierig, Dolmetscher
bei Reisen durchs Land ist nicht zwingend notwendig aber empfehlenswert.
Benzin: In allen auch kleineren Dörfern kein Problem,
allerdings funktionieren die modernen Tankstellen bei Stromausfall
nicht und man freut sich über die Zapfsäule mit der Kurbel.
Sonst eine Tankstelle mit laufendem Notstromaggregat suchen.
Kleidung: Für eine Reise wie diese wird man sicher robuste
"Outdoor"-Bekleidung vorziehen. Man sollte aber beachten, dass saubere
und ordentliche Kleidung den Mongolen sehr wichtig ist. Ob Kinder in
Schul-Uniform oder Marktbesucher auf schlammigstem Untergrund - alle
sind tadellos gekleidet und frei von Verschmutzung. Wie das geht wissen
wir nicht, wir gehörten auf jeden Fall immer zu den Dreckspatzen
im Vergleich zu den Einheimischen.