Jaisalmer, ein Name wie Taschkent, Samarkand oder Shiraz! Einstige
Handelsstadt an der Seidenstraße, heute das einzige bewohnte Fort in
Indien und zurecht Touristenmagnet. Aber auch der letzte Bahnhof der
Ost-West-Eisenbahnlinie in Indien und ein riesiger Armeestandort,
"India's first line of defence", schließlich ist "unser freundlicher
Nachbar" Pakistan, wie man hier gerne sagt, nur 120km entfernt.
Nach einem entspannten Frühstück, im Suryagarh werden auf Bestellung
sogar die frischen Früchte aufgeschnitten und angerichtet, dafür muss
man auf der anderen Seite gefühlt 80 Angestellten den guten Morgen Gruß
erwidern, fuhren wir in die kleine Stadt und trafen uns mit unserem
heutigen Begleiter Vishal. An den Führern erkennt man eindeutig den
touristischen Erschließungsgrad Rajasthans, auch Vishal spricht ein
ausgezeichnetes Englisch, arbeitet außer in seinem Beruf als Tourguide
als Radiomoderator und konnte uns neben Fakten über Jaisalmer auch viel
über die Probleme und Aufgaben der indischen Gesellschaft erzählen. Und
immer läuft es auf das Selbe heraus, Bildung, Bildung und nochmal
Bildung, vor allem für die Mädchen.
Begonnen haben wir die Tour dann am ehemaligen Wasserspeicher der Stadt,
einem künstlichen See. Auch heute beziehen die Bewohner nur eine Stunde
am Tag Wasser, dieses stammt aber aus dem Indira Gandhi Kanal, so dass
der See heute mit kleinen Booten befahren werden kann. Anschießend
besuchten wir die quirlige Oberstadt, also das Fort (die
Befestigungsanlage), heute UNESCO-Weltkulturerbe und durch
versickerndes Abwasser und daraus resultierende Schäden am Sandstein
stark bedroht. Besonders beeindruckend sind die wunderschönen Balkone
sowie die Jain-Tempel mit ihren reichen Verzierungen. Überall an den
Eingängen und Balkonen hängen aufgefädelte Chilis und eine Limette,
hier ein Symbol um das Böse vom Haus fernzuhalten. Ich frage mich ob
wir uns abends am Salatbuffet eventuell danebenbenommen, den Talisman
gefressen und damit die Büchse der Pandora geöffnet haben?
Unseren Mittagstee oder was eben jeder so mochte nahmen wir auf einer
Terrasse oberhalb der belebten Straßen ein und es fiel nicht schwer
sich vorzustellen, wie Karawanen mit Handelswaren in das Fort einziehen
und ihre Schätze feilbeiten. Jaisalmer fühlt sich schon sehr nach
Tausend und einer Nacht an und weckte in mir einmal mehr wehmütige
Erinnerungen an unseren Besuch in Damaskus vor 8 Jahren.
In der Unterstadt sahen wir uns dann die wunderbaren Hawelis an, Häuser
reicher Händler aus dem 19. Jahrhundert, in ihrer Pracht vergleichbar
mit den Anwesen in Chettinadu oder den Stadtpalästen Kolkatas.
Schließlich besuchten wir noch ein Geschäft, das mit den im Umland
hergestellten Textilwaren handelt, prächtige, gewebte oder im patchwork
Verfahren hergestellte Stücke, sowie einen Silberschmied. Dann
verabschiedete sich Vishal und wir kehrten in unsere luxuriöse
Zauberwelt des Suryagarh zurück.
Das Hotel gehört sicherlich zu den spektakulärsten, in denen wir bis
jetzt in unserem Leben residiert haben und es fehlt an nichts. Trotzdem
muss man sich vor Augen halten, dass es sich im Gegensatz zu einem
Anwesen wie The Vishalam in 2014, Borthwick Castle in 2010 oder eben
Samode um ein reines Kunstprodukt handelt, einen Neubau, wenn auch um
einen ganz besonderen.
Morgen wird uns unser Weg aus der goldenen Stadt Jaisalmer in Richtung
Südosten nach Jodhpur führen, die blaue Stadt. Wir sind gespannt! Dort
werden wir auch Diwali begehen, eines der zwei großen, überall in
Indien begangenen Feste. Und da Vishal Radiomoderator ist bot es sich
natürlich an mit ihm zusammen einen kleinen Gruß an Euch alle
aufzunehmen: