22.11. 2014
Orange County Coorg - eine einzige Superlative. Die 1926 gegründete
Plantage, auf der Hauptsächlich Kaffee und Pfeffer angebaut werden,
beheimatet heute zahllose Ferienhäuser mit allem Komfort, inklusive
jeweils einem privatem Pool (Jacuzzi) mit Beleuchtung und Sprudeleinrichtung im
sichtgeschützten Garten. Das kleine Becken ist seinerseits von Wasser
umgeben, in dem Schwimmpflanzen wachsen. Auf dem riesigen Gelände des Ressorts gibt es drei
Restaurants, zwei große Schwimmbecken, Fitnesseinrichtungen,
Bootsfahrten und zahlreiche andere Aktivitäten. Wenn man möchte, wird
man mit Elektroautos gefahren, teilweise bietet sich das aufgrund der
Entfernungen tatsächlich an.
Das Schöne ist, wir sind zwar nicht alleine hier, aber viele Gäste sind
nicht da, irgendwie scheint alles für uns bereit zu stehen. Der Luxus
ist perfekt aber nicht aufdringlich, die Qualität
herausragend. So stehen schon beim Mittagessen in Buffet-Form an die
100 Speisen bereit - und fast jede ist es wert entdeckt zu werden. Dank des
Rajesh-Pakets dürfen wir alles und überall essen, alles machen, nur
Getränke sind unsere Sache.
Das Ressort verfolgt darüber hinaus die Ziele des nachhhaltigen,
sanften Tourismus. Keine Plastikflaschen, Wäschewechsel nur nach
Bedarf, eigene Biogasanlage für die Küchenabfälle, eigene
Abwasserreinigung und anschließenden Nutzung auf der Plantage, viele
Produkte aus eigenem Bio-Anbau und aus
lokalen Quellen, Integration der Bewohner rund um die Plantage. Wir
haben das Gefühl, dass es hier nicht ausschließlich um marketing geht,
sondern tatsächlich ernst gemacht wird. Um das näher erläutert zu
bekommen
werden Geli und Mike morgen den eco-walk besuchen, der den Betrieb
der Anlage erklärt. Ratri und ich werden uns zeitgleich dem nature-walk
zuwenden und uns Flora und Fauna zeigen lassen.
Um die Ideen des Ressorts auch wirklich jedem klar zu machen ist die
gesamte Anlage mit Sinnsprüchen gepflastert, die aus dem "Tageskalender
für ein glückliches Leben" aus dem Allwissende-Müllhalde-Verlag stammen
könnten. Der Sinn des Lebens, heißt es da, sei es, in Einklang mit der
Natur zu leben. Schadet sicher nicht, aber wo soll die Quelle des Sinns
sein? Vermutlich Brahma. Weiterhin erfahren wir das Leben sei ein
Marsch vom "ich" zum "wir". Nun gut. Und schließlich, damit das
Gewissen zwischen Törtchen-Buffet, Pool, Club-Sandwich und
Grillrestaurant nicht zu schlecht wird, wird verbreitet, dass, egal ob arm
oder reich, ein glückliches Herz zu einem heiteren Lächeln führt. Ich
denke wenn man sich genau hier einmal unvoreingenommen umsieht wird man nicht ausschließen können, dass
"reich" nicht schadet.
Unser heutiger Tag begann auf alle Fälle mit einem heiteren Lächeln
beim Anblick des Frühstücksbuffets. Anschließend besuchten wir eine
Vorführung in paper recycling, was bedeutete, dass aus einer
gewöhnlichen Zeitung und wenigen anderen Materialien in Windeseile eine
Tragetasche gebaut wurde, wie sie im Souvenirshop dann auch tatsächlich
ausgegeben wird. Interessant! Anschließend bekamen wir einen kurzen
Vortrag über die Kultur der Region Kodagu (=Coorg), deren Bewohner
(angeblich) von den Soldaten des Heeres Alexander des Großen abstammen.
Unser Dozent berichtete auch über das rice harvesting festival
(Erntedankfest) am 6. Dezember und zeigte uns Bilder, außerdem durfte
die eine oder andere Geschichte aus der hinduistischen Mythologie
natürlich nicht fehlen, so zum Beispiel die der Erschaffung Parvatis,
die sich vor vielen Milliarden Jahren hier in Kodagu zugetragen hat
(ich schreibe bewusst nicht "haben soll", Mythologie ist nicht
diskutabel sondern Fakt).
Nach dem täglichen Schwimmen rief uns schon wieder das Essen, auch
Luxus kann stressen. Anschließend eine kurze Rast am privaten Pool,
dann startete unser plantation-walk. Während eines ca. einstündigen
Spaziergangs sahen wir Feigen, Tabasco-Chili, eine Frucht namens
Custard Apple, die Jack-Frucht, Orangen, "Weber-Ameisen", die ihre
Nester in den Bäumen bauen, und einen Vogel namens "Hornbill". Und
natürlich Kaffee. Kaffee scheint Ähnlichkeit mit Wein zu haben, die
Bäume tragen ab dem 5. Jahr, werden dann immer "besser" und
ertragreicher, werden jährlich geschnitten und nach ca. 100 Jahren
entfernt, da der Ertrag nachlässt. Geerntet wird nur von Frauen, die
Lese startet im Dezember. Die Männer dagegen ernten den Pfeffer, den
König der Gewürze seit Julius Cäsars Zeiten. Die Königin ist übrigens
Kardamon. Nach Ende des Spaziergangs gab es noch einen Kaffee zu
probieren, von der Qualität der hiesigen Produkte hatten wir uns
allerdings bereits überzeugen können, der Capuccino im Restaurant wurde
von den Kaffeetrinkern unserer Gruppe einhellig als einer der besten
jemals getrunkenen erkoren, pardon Italien.
Am Abend wollen wir die cultural show ansehen, Tänze der Region, danach
ist ein Tisch im Grillrestaurant "pepper corn" für uns reserviert. Die
Welt geht also weiterhin nobel zugrunde. Aber keine Sorge, es ist ja
nicht die Wirkliche.