Indien 2010 - blog
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25.10.2010 18:00
Sonntag:
Gestern nach dem Abendessen hielten wir weiter Hof, zunaechst besuchte
uns auf unseren Wunsch hin nochmal der Papiermaschee-Maler. Die kleinen
Dosen und sonstigen Utensilien sind aber auch zu schoen! Anschliessend
machte uns der Schneider seine Aufwartung und wir durften zur
Zwischenanprobe, sowohl mein Faran als auch die Blusen waren bereits
auf einem guten Weg.
Heute stand dann ein Ausflug in die Bergwelt Kaschmirs auf dem Programm.
Wir fahren das Sindh-Tal hinauf bis Sonamarg, dem Tor zu Ladakh, und
stapfen 3km durch den frischen Schnee zum Sonamarg-Gletscher bzw. zu
einem Punkt, von dem wir ihn sehen koennen. Der Ausflug auf gut 3000m
ist ganz schoen anstrengend, der Blick entschaedigt aber fuer die Muehe!
Auf der Strecke in das Tal sehen wir unzaehlige LKW, die Hilfsgueter
ueber den Pass ins vom Unwetter verwuestete Ladakh bringen sollen. Der
Pass schliesst Ende Oktober, danach sind die Menschen dort auf sich
alleine gestellt. Nicht auszudenken angesichts der beissenden Kaelte.
Wieder am Boot teilen wir uns, Renate, Mike und ich nehmen uns eine
Auszeit, Geli, Ratri, Uwe und Christian fahren in die Altstadt von
Srinagar, die mit ihren engen Gassen sehr schoen ist. Besonders die Moschee mit ihrer Innenkonstruktion aus Holz beeindruckt.
Noch vor dem
Essen macht uns auf dem Boot dann ein Leder-Haendler die Aufwartung,
durch die wenigen Touristen in Kaschmir werden die verbliebenen um so
intensiver "betreut". Nach dem wie immer sehr leckeren Abendessen sind
wieder Schals dran, aber unser Bedarf ist nun gesaettigt. Schliesslich
bringt der Schneider unsere Kleidungsstuecke, die perfekt passen und
eine bleibende Erinnerung an Kaschmir und unsere Tage auf dem Hausboot
sein werden!
Montag: Die
Sicherheitsvorkehrungen auf dem Flughafen in Srinagar sind sehr streng,
wir werden oft durchsucht und das Handgepaeck wird akribisch
inspiziert. Der Flug ist wunderbar, es ist sonnig und waehrend der
ganzen Reise zeigt sich uns das Panorama des Himalaya mit seinen
8000ern. Zum vierten Mal checken wir im Singh Sahib ein, doch heute zum
letzten Mal, denn morgen bzw. schon in der Nacht fliegen alle nach
Hause und dieser faszinierende Urlaub findet sein Ende.
Damit waere jetzt wohl die Zeit fuer einen Epilog. Aber was soll ich
schreiben ueber so verschiedene Aspekte wie das Familientreffen und die
Beisetzung in Kolkata, die Enfield-/Rajdoot-Tour in Garhwal, das Taj
Mahal und schliesslich Kaschmir? Alles war auf seine Weise grossartig!
Und Indien, fuer mich als Neuling? Nun, da moechte ich Abdul zitieren: "India is great, but late."
Er hat sogar eine gute These, warum: Weil viel zu viele Leute einer
Arbeit nachgehen, die ihnen keinen Spass macht, und deshalb kommt
nichts dabei heraus. Und da sind wir dann bei Robert M. Pirsigs Werk
"Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten" und meiner geliebten
Qualitaet...
23.10.2010 18:00
Freitag:
Der Flug nach Srinagar (JLK) verlaeuft witterungsbedingt etwas holprig
aber planmaessig. Nach etwas mehr als einer Stunde setzt der A320 in
unserer "dritten Reise in der Reise" in einem voellig anderen Indien
auf: Kaschmir!
Andere Geraeusche, andere Sprache, andere Haeuser, andere Gerueche und
vor allem mit 5°C um 14Uhr andere Temperaturen. Es ist Freitag und
daher in einem Landesteil mit etwa 80% muslimischer Bevoelkerung
"Wochenende", also sind die meisten Laeden zu und die Strassen leer.
Uns fallen die vielen Strassensperren, Militaers und Stacheldrahtrollen
auf, auch etliche Grundstuecke sind stark gesichert. Die politische
Situation ist nicht zu uebersehen.
Ploetzlich stoppen unsere Autos und biegen in einen kleinen Weg ein,
auf einem schlammigen Pfad (es hat bis zu unserer Landung geregnet)
gehen wir in Richtung unseres Hausboots "Princess Palace" auf dem Lake
Negeen. Das schwimmende Hotel ist wunderbar! Gediegen und geschmackvoll
eingerichtet mit massivem Zedernholz, die meisten Moebel aus Wallnuss,
ein Aufenthaltsraum, ein Esszimmer und vier grosszuegige Raeume mit
Baedern. Ein Traum!
Wir fahren die verschiedenen Mogul-Gaerten Srinagars an und geniessen
die herbstliche Blumenpracht und den Ausblick auf den Dal-See. Die
Sonne kommt fuer einige Augenblicke hervor und wir sehen die
schneebedeckten 5000er am Rande des Tals. Die Kulisse ist wunderbar,
die Luft herrlich und vor allem ist es ruhig und man hoert in den
Gaerten nichts als das Zwitschern der Voegel. Kaschmir gefaellt uns
allen sehr gut und wir freuen uns auch fuer Abdul, der uns
berechtigterweise stolz seine Heimat zeigen und erklaeren kann.
Anschliessend kehren wir im Verkaufsraum einer Kooperative (500
Familien) fuer Teppiche sowie Schals aus Seide und Kaschmir-Wolle ein.
Hier beim Erzeuger stimmen (hoffentlich) Qualitaet und Preis und
so fuellen sich unsere Reisetaschen nochmal etwas mehr. Ausserdem
arrangiert Abdul die Auszahlung groesserer Mengen Bargeld auf
Kreditkarte, damit Christian nicht 12 Mal die hier uebliche
Maximalmenge vom Bankomaten abheben muss. Warum? Ganz einfach, Stand
gestern Abend werden wir Zeugen des Imports der vermutlich ersten
Rajdoot im Originalzustand nach Deutschland werden! So nimmt also jeder
"sein" Souvenir mit nach Hause.
Das Abendessen auf dem Hausboot ist ebenfalls dem aussergewoehnlichen
Rahmen angemessen und schmeckt fantastisch (wie eigentlich jeden
Abend). Anschliessend sitzen wir bei sehr frischen Temperaturen am
Gasofen zusammen und erfreuen uns stromausfallbedingt am Kerzenschein.
Unser Gastgeber berichtet uns von der Situation der Bevoelkerung in
Kaschmir und seiner Familie, was uns an den "nahen Osten" erinnert.
Autonomiebestrebungen, eine Jugend ohne Perspektive, Steine gegen
Kanonen, Tote und Inhaftierungen. Durch die ausbleibenden Touristen
verschaerft sich die wirtschaftliche Situation, der Rest ist eine
Spirale.
Um 22Uhr verkriechen wir uns in die mit Waermflaschen bestueckten Betten und suchen unter dicken Decken Schutz vor der Kaelte.
Samstag: Schon vor dem
Fruehstueck besucht uns der erste Haendler mit seinem kleinen Boot und
wir kaufen einen praechtigen Blumenstrauss. Nach Omlett und Porridge
setzen wir unseren Empfang fort und ein Schneider zeigt uns seine
Stoffe. Ich beauftrage einen "Farn" (typisches Kleidungsstueck aus
Kaschmir, in etwa wie eine Kutte) aus schoenem, schwarzem Blazer Stoff,
ebenfalls aus der Region. Ratri laesst drei Sari-Blusen schneidern,
alles soll am kommenden Tag fertig sein. Zeitgleich hat der Juwelier
sein Angebot ausgebreitet und Renate und Geli koennen nicht widerstehen.
Dann beginnen wir die Tour mit drei kleinen Booten, die ein wenig den
Gondeln Venedigs aehneln. Auf dem Wasser kommen andere Haendler zu uns
und bieten ihre Ware feil, schoene Stuecke aus Papiermaschee zum
Beispiel. Wir sehen unzaehlige kleine Inseln, fast 10000 Familien leben
auf diesen Eilanden im Negreen- und Dal-See. Die Seen sind voller
Wasserlinsen, die geerntet und als Duenger verwendet werden, ausserdem
gibt es viele Lotus-Blueten. Als naechstes besuchen wir einen
Holzschnitzer, der unter anderem Moebel aus Wallnuss wie die auf
unserem Hausboot herstellt. Die Verlockungen der Handwerkskunst Kaschmirs ueberwaeltigen uns und so treten ein Tisch fuer unsere
Bibliothek, zwei Schalen und ein Schachspiel fuer Christian den Postweg
nach Deutschland an.
Hoehepunkt des Tages ist eine Einladung in Abduls Haus (dafuer auch die
Blumen), wo wir auch seine Familie kennen lernen duerfen. Natuerlich
gibt es ein sehr leckeres Essen!
Anschliessend statten wir einem lokalen Honig-Produzenten einen Besuch
ab und probieren Lotus-, Mandel-, Safran- und Hanfhonig. Wieder gibt es
das eine oder andere Glas als Souvenir, so kennen wir die Gruppe
eigentlich gar nicht...
Mitlerweilen ist die Sonne heraus gekommen und bei schoenstem Wetter
geniessen wir die Rueckfahrt zum Hausboot. Noch schoener waeren die
Wasserwege Shrinagars ohne den vielen Muell, der auf ihnen duempelt,
aber was noch nicht ist kann ja noch werden. Auf jeden Fall sind wir
von diesem Ausflug mal wieder rundherum begeistert!
21.10.2010 19:00
Mittwoch:
Nach fuenf Stunden Fahrt mit zwei Autos kommen wir in Agra an und
beziehen unser Hotel "atithi". Das Fort und auch das Taj Mahal
haben wir
bereits aus der Ferne gesehen. Bei einem kurzen Ausflug zum Mittagessen
lernen wir Agra von der geschaeftstuechtigen Seite kennen, d.h. die
"Hello Mam cheap rickshaw 10 Rupies only show you good
restaurant"-Typen lassen sich kaum abwimmeln und auch der Hinweis im
Restaurant, dass der Service nicht im Preis inbegriffen ist, ist mehr
als deutlich.
Den Nachmittag gestalten wir unterschiedlich: Renate, Ratri, Geli, Mike
und Christian fahren mit dem Tuktuk zum Agra Fort, das nochmal eine
Dimension beeindruckender ist, als das in Delhi. Uwe zieht es vor sich
auszuruhen und ich schwimme genuesslich eine Stunde meine Bahnen im
erfrischenden Hotel-Pool. Zum Abendessen sind wir dann natuerlich
wieder komplett.
Donnerstag: Im Fruehtau, zu
Berge! Punkt 6Uhr geht es los zum Taj Mahal, denn am Morgen sind die
wenigsten Besucher dort und das Licht der aufgehenden Sonne ist am
schoensten. Theoretisch, denn heute ist es sehr dunstig, aber kuehle
Temperaturen und nur etwa 100 Touristen vor uns sind eine tolle Sache.
Das Taj Mahal selbst ist unglaublich schoen und perfekt, der weisse
Marmor und die Intarsien beeindrucken uns alle. Wir bekommen eine
Fuehrung, die im Eintrittspreis inbegriffen ist, und der gute Mann gibt
sich wirklich Muehe uns alles zu erklaeren und die besten
Fotoperspektiven zu zeigen. Kaum auszudenken wie es aussaehe, wenn der
urspruengliche Plan des Erbauers umgesetzt und auf der anderen Seite
des Yamuna ein schwarzes Taj Mahal erbaut worden waere - verbunden mit
einer silbernen Bruecke.
Um 8:30Uhr sind wir zurueck im Hotel und widmen uns erstmal dem
Fruehstueck, dann fahren wir nach Delhi (spricht sich uebrigens nicht "Deeeeeli" sondern "Dilli"), wo wir im Singh Sahib
schon mit "welcome home" begruesst werden, schliesslich checken wir zum
dritten Mal hier ein. Waehrend der Grossteil der Gruppe sich zu einer
kleinen Pause zurueckzieht startet Christian den dritten Besuch bei der
"tough business lady", der Verleiherin der Rajdoot, um die
Verkaufsverhandlungen weiter zu fuehren. Die Lage ist aber unklar,
verschiedenste Preise und Kalkulationen zirkulieren in Kombination mit
verschiedensten Dreingaben in Form von Teilen und Dienstleistungen. Wir
sind gespannt, ob es zum Vertragsabschluss kommt.
Um 16Uhr setzen wir uns in Bewegung, um die Jami Masjid anzusehen,
Indiens groesste Moschee. Das Abenteuer des Tages heisst also "Metro
fahren", zwar ist alles leicht verstaendlich und uebersichtlich aber
die Fahrt selber wird zum Sportereignis. Nach der Sicherheitskontrolle
(Metalldetektor, Durchsuchung, Tasche durchs X-Ray) gehen wir zum
Bahnsteig, dann trennen sich unsere Wege, denn die "Ladies" duerfen in
separate Wagen. In diesen Wagen ist es voll aber nicht sehr voll,
anders bei den "Gents". Wenn ein Zug einfaehrt und sich die Tueren
oeffnen versuchen die Aussteigewilligen mit allen Mitteln den Wagen zu
verlassen, die Einsteigewilligen eben das Gegenteil. Dabei prallen die
Interessen ebenso unvereinbar aufeinander wie die Koerper und es
entsteht eine ordentliche "wall of death". Anmerkung fuer nicht
Metal-Konzert-Erprobte: "wall of death" bedeutet, dass sich die Menge
teilt um dann mit voller Gewalt ineinander zu laufen. Gruesse an Tom!
Beim dritten Anlauf erreichen auch die Gents ihr Ziel und druecken sich
in einen Wagen. Danach muss man nur noch aufpassen nicht zu frueh aus
dem Zug gedrueckt oder bei der richtigen Station am Aussteigen
gehindert zu werden. Nur noch.
Die Moschee war dann auch ganz nett, blieb aber irgendwie hinter
unseren Erwartungen zurueck. Origineller der Basar von Old Delhi
zwischen Metro und Moschee, in der Strasse gab es Eisenwaren,
Installationsbedarf und Papier. Da man bei diesen Waren als Tourist
nicht angesprochen wird kann man in aller Ruhe schauen und sich auch
manchmal wundern!
19.10.2010 18:00
Sonntag:
Gestern waren wir nach Internetcafe und Essen noch bei der oertlichen
Liquor-Bude, einem dunklen, mit Gittern geschuetzten Verschlag in einem
um 90° versetzten Winkel der Hauptstrasse. Was da abging spottet jeder
Beschreibung, ein unfassbares Gedraenge und Geschubse, jeder fuchtelt
mit Geld und reicht es aus der dritten Reihe durch das Gitter in der
Hoffnung eine Flasche Fusel zu ergattern. Lest mal "The White Tiger"
(danke, Gerhard!), das Buch beschreibt Indien wirklich sehr, sehr gut.
Meiner Meinung nach ist auch der Umgang mit Alkohol Teil der Kultur
einer Gesellschaft, wenn es so ablaeuft wie hier braucht man sich ueber
Missbrauch wirklich nicht zu wundern. Abdul schafft es irgendwie uns 6
Dosen "Godfather" (Bier) zu beschaffen, die wir spaeter diskret im
Hotel vertilgen. Auf dem Weg dorthin sehen wir uns noch einen
Hochzeitszug an, es ist "wedding season" in Garhwal und ueberall wird
gefeiert. Das Fest findet direkt hinter unserem Hotel statt und liefert
die Beschallung zum Bier trinken.
Heute hatten wir 130km Spass pur! Wir sind die Strasse von Uttarkashi
nach Chamba gefahren, immer am Stausee entlang bzw. gut 1000m darueber.
Ich staune ueber mich, denn die schwindelerregenden Abgruende neben der
ungesicherten Strasse machen mir ueberhaupt nichts aus, und das obwohl
ich Anfang August im Kletterpark den einfachsten Weg auf 3m Hoehe
verweigert habe. Die dann folgende Passtrasse von Chamba nach Dhanaulti
(liegt auf 2250m) ist ein absolutes Sahnestueck: Frisch geteert, breit,
mit Markierungen und nur an wenigen Stellen etwas verschuettet, eine
absolute Mopped-Traumstrasse - vergesst alle "geheimen Alpenpaesse" aus
den bunten Heftchen!
Alle kommen mit dem wechselnden Fahrbahnbelag super zurecht, alle
Moppeds laufen prima und lassen sich einfach starten. Das Schalten "mit
rechts und verkehrtherum" ist uns in Fleisch und Blut uebergegangen und so schnurren wir zuegig durch die Kurven. Zuegig? Und
da ist es wieder, dieses typisch indische Erlebnis: Uns ueberholt ein
Roller mit drei Personen, ein junger Mann am Steuer, zwei junge Damen
im Damensitz (quer zur Fahrtrichtung) in wehenden Saris hinter ihm.
Tja, zuegig war wohl nichts.
In Dhanaulti haben wir zwei Unterkuenfte zur Auswahl und entscheiden
uns fuer das traumhafte "Eco Hut", kleine Huetten aus Bambus in einem
mit Zedern bewachsenen Areal unterhalb der Strasse. Als sich die
Wolken aufloesen haben wir von unserer Veranda einen wunderbaren Blick
auf die Berge und ueber die Gruenflaeche vor uns spazieren die Affen.
Das "Eco"-Konzept beinhaltet solarthermische Warmwasserbereitung und
Solarzellen fuer das Licht.
Montag: Unser Reisethermometer
ist defekt, angeblich heute Nacht 20°C und wir haben mit Muetze
geschlafen. Das relativiert natuerlich die Behauptung, dass morgens in
Gangotri 12°C gemessen wurden, war vermutlich doch eher am Gefrierpunkt.
Heute stand dann der Abschied von den Bergen
des Garhwal an. Wir fahren unseren "Super-Pass" zurueck und dann nach
Rishikesh. Unser groesster Erfolg ist, einen Roller mit zwei Personen
und einer etwa 2m langen Beleuchtungseinheit zu ueberholen und in
Schach zu halten. Die Landschaft ist am Vormittag ohne Wolken
traumhaft, mit einem Tempel als Kulisse halten wir noch ein
Fotoshooting ab. Waehrend unserer Fahrten im Garhwal haben wir
uebrigens fleissig die schoenen Sprueche (Warnhinweise) auf den Tafeln
an den Strassen gesammelt, die wir Euch nicht vorenthalten moechten: Strassenschilder im Garhwal
In der Ebene empfaengt uns eine ziemliche Hitze. Wir fahren im
hupenden
Dauerchaos nach Haridwar und checken im Hotel ein. Keiner hat so recht
Lust morgen die ueber 200km nach Delhi zu fahren aber es gibt nur einen
Annil, der ein Motorrad fahren kann, d.h. drei von uns muessen sich der
Herausforderung stellen. Da Christian und ich ja schon wissen, was
kommt, sind wir gesetzt.
Nach kurzer Pause knattern wir mit dem Tuktuk in die Stadt und sehen
uns etwas um. Viele heilige Maenner und teils grauenhaft verstuemmelte
Bettler geben einen unwirklichen Kontrast zum geschaeftigen Treiben in
den Gassen. Zentrum von Haridwar (gesprochen in etwa "Hardua") sind
aber die Ghats (Treppen) am Ganges und etliche Bruecken, denn jeden
Abend bei Einbruch der Dunkelheit wird an diesem heiligen Ort ein Puja abgehalten, also eine hinduistische Zeremonie. Zu hohen
Festtagen tummeln sich hier bis zu 1.000.000 Menschen (eine Million),
heute ist es mit geschaetzten Tausend aber gluecklicherweise etwas leerer. Zu Musik wird Feuer
entzuendet und die Teilnehmer setzen schwimmfaehige Blumenschalen mit
einem Licht aufs Wasser, die die Wuensche den Ganges hinunter tragen.
Ein Tuktuk bringt uns zurueck zum Hotel, wo wir fruehestmoeglich essen
und dann schlafen gehen, der morgige Tag beginnt zeitig und wird
anstrengend. Als Belohnung winkt aber Kingfisher auf der Dachterrasse!
Dienstag: Geschafft!
Erwartungsgemaess sind die letzten Kilometer in Delhi absolut nervig.
Es ist heiss, die Enfields ueberhitzen und die Kupplung trennt nicht
mehr. Staendig wuergen wir in den Kreisverkehren den Motor ab und
bleiben im Gewuehl stehen. Um 13:30Uhr haben wir es geschafft und
stellen die Motorraeder erschoepft aber zufrieden vor dem Hotel ab.
Ratri ist die ganze Strecke gefahren, Mike hatte den Annil-Joker
gezogen und stand bereit Ratri abzuloesen, was aber nicht noetig war.
Respekt! Auch dieser Teil der Reise hat also prima geklappt,
keine Zwischenfaelle und alle Menschen und Moppeds sind wohlauf.
16.10.2010 18:00
Mittwoch:
Nach dem reichhaltigen und leckeren Fruehstueck (es gibt am Buffet
alles, indische wie europaeische Komponenten - ich habe mich in
Porridge mit frischer Papaya verliebt) fahren wir auf dem Highway 72
nach Westen. In Dehra Dun legen wir eine Rast
ein und sehen uns ein buddhistisches Kloster sowie einen hinduistischen
Tempel an. Das Kloster ist recht neu (1990er Jahre) und ein
Zentrum des Sakya (eine der vier Traditionen des tibetanischen Buddhismus). Ein Moench fuehrt uns durch den
Raum und erklaert alles - ein schoenes Erlebnis!
Anschliessend
biegen wir nach Norden ab in die herrlich leere, kurvige Bergwelt des
Garhwal. Hier macht das Moppedfahren richtig Spass, die Enfields
schieben mit ordentlich Drehmoment durch jede Kehre und wir geniessen
die Landschaft und das kuehle Klima. Schliesslich erreichen wir Mussoorie, auf immerhin 2000m sind wir
nun schon geklettert. Dort beziehen wir unser Spitzen-Hotel "Vishnu
Palace", aus
unserem Zimmer haben wir durch ein Panoramafenster einen gigantischen
Blick auf die Berge!
Wir unternehmen einen Spaziergang durch den sehr
schoenen, herausgeputzten und touristisch gepraegten Ort, der wie ein
Schwalbennest um den Berg gebaut ist. Wir meinen festzustellen, dass
sich die
Kultur schlagartig veraendert hat, die Naehe zu Tibet (Luftlinie etwa
200km) ist spuerbar. Mehr bunte Fahnen wehen, geschmueckte Trommeln
werden geschlagen. Abdul erklaert uns, dass das eher an den
nepalesischen Gastarbeitern liegt. Nun ja, Einbildung ist eben auch
eine Bildung. Wenn ich jetzt "Tibet" und "Nepal" schreibe merke ich
erst, wie weit weg wir von zuhause sind.
Wir fahren mit der Seilbahn auf den "Gun Hill", auf
dem es einen kleinen "Vergnuegungspark" gibt (hauptsaechlich Staende
zum Luftballon schiessen und Verkaufsbuden) und nehmen noch eine
Zwischenmahlzeit ein (Veg Pakora - frittierte Gemuesestuecke). Wenn die
Sonne untergeht wird es hier schon spuerbar frisch und so ziehen wir
uns vor dem Abendessen zu einer Pause in die Zimmer zurueck. Danach
gehen wir Essen und es gibt wie immer "mixed", so dass jeder alles
probieren kann und wir nichts entscheiden/aussuchen muessen. Erstmals
ist auch wieder etwas Huehnchen dabei, Mussoorie ist keine heilige
Stadt. Diesen Umstand nutzen wir auch anschliessend und gehen in einer
Bar noch ein Bier trinken (wirklich nur eins!).
Donnerstag: Die heutige Etappe ist 170km lang - in Mitteleuropa wuerde
man fragen "Und was machen wir nach dem Mittagessen?". Hier laeuft
alles etwas anders. Nach den heftigen Regenfaellen vor vier Wochen sind
unzaehlige Erdrutsche abgegangen und werden erst nach und nach
weggeraeumt, viele Kilometer Strasse sind auch beschaedigt. Und so
kaempfen wir uns tatsaechlich 8,5 Stunden nach Uttarkashi, immer wieder
ueber Abschnitte mit Sand, Lehm, Geroell, Schlamm und Wasser. Dabei ist
die Strasse eigentlich wunderbar, zunaechst sehen wir die Kempty Falls
und auch danach ist so manches landschaftliches Sahnestueck dabei, an
einem Aussichtspunkt blicken wir auf die 7000er des Himalaya. Das
Garhwal erinnert in diesem Gebiet ein wenig an die Pyrenaeen, teilweise
fahren wir durch duftende Pinien-Waelder. Viele Haenge sind fuer die
Landwirtschaft terrassiert und die Felder geben einen huebschen
Kontrast zur uebrigen Landschaft. Auf manchen Abschnitten blickt man
neben der
Strasse steil hinunter auf den Ganges, der von Gangotri durch dieses
Tal fliesst. Eine atemberaubende Landschaft, vor allem fuer unsere
Autofahrer wenn ein Rad beim Ausweichen ueber dem Abgrund haengt!
Erst bei Anbruch der Dunkelheit kommen wir in Uttarkashi an und
beziehen unsere Zimmer im Tourist Rest House. Der Standard ist hier
einfacher als in den tollen Hotels, die uns in den letzten Tagen
verwoehnt haben, aber fast alles ist sauber und es gibt heisses Wasser zum
Staub abduschen. Beim Abendessen besprechen wir die naechste kleine
Planaenderung: Da die Strasse nach Gangotri schon immer sehr schlecht
war, sich jetzt aber vermutlich durch den Regen in reines Offroad verwandelt hat,
moechten Ratri, Christian und ich lieber unsere Bikes am Hotel lassen
und mit dem Auto nach Gangotri fahren. Abdul wird dazu ein weiteres
Auto organisieren. Ziemlich geschafft vom Tag fallen wir frueh in
unsere Betten.
Freitag: Unsere
Befuerchtungen bzgl. der Strasse nach Gangotri waren
unbegruendet, sie ist unter dem Strich in einem besseren Zustand als
die Strassen gestern. Aber besser zu vorsichtig als irgendwas
riskieren. Mike erlebt auf jeden Fall einen wunderschoenen Mopped-Tag,
alle anderen einen wunderschoenen Auto-Tag. Leider habe ich die Vokabel
"atemberaubend" gestern schon verbraten und so weiss ich jetzt keine
Steigerung, also belasse ich es dabei. Immer wieder halten wir an - wir
befinden uns immerhin auf ueber 3000m - und geniessen den Blick hinauf
zu den hohen Schneebergen des Himalaya. Beim Mittagessen an den heissen
Quellen von Gangnani teilt Mike unserem Mechaniker Annil mit, dass
seine Hupe defekt sei. Annil analysiert das Problem und stellt schnell
fest, dass die Hupe einfach abgefallen ist. In einer Baustelle wagen
sich
Christian und Ratri zu nah an das Geschehen und bekommen eine Ladung
fluessigen Bitumen ab. Christian gehoert damit jetzt zur Trottelfamilie
und alle haben Spass mit "teeren und federn"-Witzen. Schade nur um die
gute Funktionskleidung, ein Souvenir zum Verzichten. Gegen 15:30Uhr
sind wir in
Gangotri und beziehen unsere Zimmer, wie gestern in einem staatlichen
Tourist Rest und wie im Vorfeld angekuendigt etwas einfacher. Wir
unternehmen einen kleinen Spaziergang und gelangen trotz tiefer
Schlucht und reissenden Fluten bis zum Ganges. Das Laufen strengt uns
auf dieser Hoehe aber schon etwas mehr an, sind wir wohl einfach nicht
gewohnt.
Um 17Uhr treffen wir uns mit Abdul und sehen die Tempel an, hier ist
fuer uns also der Ursprung des Ganges, der Beginn des heiligen Flusses,
denn bis zur Gletscherquelle koennen und werden wir nicht aufsteigen.
Nach der Muendung in Diamond Harbour der erneute Beginn des Rades des
Lebens, der Kreis schliesst sich.
Wir treffen zwei Gelsenkirchener Brueder, die zu Fuss nach Indien
laufen wollten. Die beiden sind seit Mitte April unterwegs und
tatsaechlich per pedes bis Theheran gekommen, haben dann aber kein
Visum fuer Pakistan erhalten und mussten bis Delhi fliegen. Nun laufen
sie dem Ganges nach bis Kolkata, wo ihre Tour endet. Besucht sie mal
unter www.zufussnachindien.de!
Hier in Gangotri gibt es sie uebrigens noch, die bei uns ausgestorbenen
"Hare Krishna-Juenger". Alles "Westler" natuerlich, laut Abdul oft
Russen (Nachholbedarf?). Die Bewegung war den Indern wohl schon immer
suspekt bzw. wurde belaechelt und so kann es auch Abdul nicht lassen
den Entgegenkommenden ein "hare Krishna" zuzurufen und sich an deren
euphorischer Reaktion zu erfreuen.
Am Abend tagt der "Familienrat", denn wichtige Entscheidungen stehen
an. Wir koennen aufgrund der Strassenverhaeltnisse unsere Tour nicht
wie geplant fortsetzen, zum einen kommen wir wegen einer voellig
weggespuelten Strasse nur auf Umwegen nach Srinagar (UP), zum anderen
geht es von dort wenn ueberhaupt nur auf eigene Gefahr weiter und wenn
es dann wieder einen Erdrutsch gibt sitzen wir fest.
Wir entscheiden ab Uttarkashi mit zwei Zwischenstopps nach Delhi zu
fahren, von dort mit einer Uebernachtung das Taj Mahal zu besuchen und
dann nach Srinagar in Kaschmir zu fliegen. Abdul kommt aus Srinagar und
diese Chance wollen wir uns nicht entgehen lassen, fuer Renate wird
zudem ein lange gehegter Traum wahr, der aufgrund der politischen
Situation nie realisiert werden konnte: Wir werden drei
Naechte auf einem Hausboot wohnen und uns die Hauptstadt dieser Region
ansehen sowie noch einen Ausflug unternehmen. Damit haben wir
natuerlich weniger Fahrtage auf den Motorraedern, vor allem weniger
schoene im Garhwal, aber so machen wir einfach das Beste aus der
Situation, die fuer uns nur einige Aenderungen des Urlaubsablaufs
bedeutet, fuer die betroffenen Menschen aber viel Tod, Leid und
Existenzverlust gebracht hat.
Es ist nachts saukalt in Gangotri und so entstehen diese Zeilen unter
dicken Decken und mangels warmen Wassers auch leider ohne Waermflasche.
Samstag: Saukalt ist relativ,
morgens beim Aufstehen 12°C im Zimmer - wir sind diese Temperaturen
einfach nicht mehr gewohnt. Die Rueckfahrt nach Uttarkashi verlaeuft
ohne besondere Vorkommnisse. Christian faehrt die Enfield hinunter, die
Annil gestern fuer genau diesen Fall nach Gangotri gefahren hat, und
ist auch vom bulligen Einzylinder begeistert, obwohl es nur die
"Kleine" im Fuhrpark ist (350er). Mike faehrt seinen "ich mache alles
im zweiten Gang"-Stil und entnervt damit den Fahrer unseres Zusatzautos
(Zeit ist Geld). Wir beziehen wieder unsere Zimmer im Tourist Rest und
erfreuen uns an heissem Wasser zum Duschen. Nach der Pause wollen wir
in die Stadt laufen und ich versuche Euch durch einen Besuch im
Internetcafe auf dem Laufenden zu halten.
12.10.2010 19:00
Montag:
Leider hatte Ratri diese Nacht Probleme weil irgendetwas (Gewuerz?)
eine Unvertraeglichkeit ausgeloest hat, Antihistaminika schaffen aber
Abhilfe. Ueberraschend puenktlich startet fuer uns der Tag und
tatsaechlich geht es um 8Uhr los. Im Stadtverkehr von Delhi sammeln
Christian und ich unsere ersten Selbstfahr-Erfahrungen in Indien und
ich noch dazu mit einem "englisch" geschalteten Getriebe. Irgendwie
klappt es aber hinter unserem Auto zu bleiben und irgendwann geht der
Stadtverkehr in einen Highway ueber. Im Grunde funktioniert der Verkehr
wie bei uns, nur eben anders. Es gibt durchaus Regeln, unser Eindruck
vom Chaos taeuscht. Nur kennen und verstehen wir die eben nicht alle
und daher geht die Gefahr von uns aus. Man muss schon wirklich
aufpassen und auf alles gefasst sein, aber dann geht es! Gegen
13Uhr Essen wir zu Mittag, wie immer sehr lecker, vor allem das frisch
gebackene, knusprige Fladenbrot "Ruti" moechte man bald zu keinem Essen
mehr missen. Danach wird der Highway fuer einige Kilometer sehr schlecht und schlagloechrig,
gegen 14Uhr habe ich den ersten Hinterreifen erlegt, das Rad wird aber
in Rekordzeit gewechselt.
Weiter geht es nach Norden, ich kaempfe nach wie vor mit der Schaltung
und sammle Erfahrungen. Zwischen den Gaengen sind immer Leerlaeufe und
mit dem Leerlauffinder kann man scheinbar von jedem anderen Leerlauf in
den uns vetrauten zwischen Gang 1 und 2 schalten, sicher bin ich mir
aber nicht. Den Leerlauf "normal" einzulegen, also per Schalthebel,
gelingt mir eher durch Zufall. Will ein Gangwechsel gar nicht
funktionieren gibt man bei gezogener Kupplung etwas Gas.
Die Fahrt geht durch Haridwar und wir sehen im Vorbeifahren die Ghats.
Gegen 17Uhr kommen wir dann mit schwarzen Gesichtern in Rishikesh an
und beziehen unsere Zimmer im Devine Resort. Von der Terrasse vor
unseren Zimmern haben wir einen tollen Blick hinunter zum Ganges bzw.
einem der Zufluesse! Das Abendessen auf der erhoehten Terrasse des
Hotels ist wie immer prima und in dieser Szenerie erst recht. Es wird
erstmals auf der Reise angenehm kuehl und wir muessen sogar einen
Pullover anziehen, denn aus dem Himalaya blaest der Abendwind.
Wir diskutieren eine Aenderung des Reiseverlaufs, denn wir moechten auf
die Wanderung zu einem Tempel ab Gaurikund verzichten (steil und lang).
Dadurch gewinnen wir zwei Tage, von denen wir einen in Joshimath
investieren wollen. So koennen wir aus einer entweder-oder-Option
beides waehlen, naemlich den Ausflug nach Auli um das Panorama des
Himalaya zu geniessen und die Tagestour zum Tempel in Bardinath. Den
zweiten gewonnenen Tag wollen wir in Delhi nutzen, denn unser Ausflug
zum Taj Mahal ist am letzten Tag der Reise etwas gewagt, er dauert
inklusive An- und Abfahrt sehr lange und um 2Uhr nachts fliegt der
erste zurueck. Geht dann etwas schief bekommen wir schon Probleme. Alle
sind mit den Aenderungen einverstanden und Abdul wird sein Moeglichstes
tun um alles so zu organisieren.
Dienstag: Nach dem Fruehstueck treffen wir uns zum Spaziergang durch
die Yoga-Hauptstadt Rishikesh. Ein Tuktuk (Dreiradmotorrikscha) bringt
uns einige Kilometer bergab und wir laufen von dort hinunter zu einer
der beiden Haengebruecken ueber
den Fluss. Die Haengebruecke ist fuer Autos nicht geeignet aber
Motorraeder, Roller, Fahrraeder, Touristen, Kuehe und Affen teilen sich
den Platz. Die Stadt ist sehr nett und wir sehen etliche Tempel, den
groessten und wichtigsten sehen wir uns auch von innen an. Eine (sehr)
kurze Bootsfahrt fuehrt uns auch einmal an diesem Tempel vorbei, ein
schoenes Erlebnis und ueber die Kuerze der Dienstleistung muss auch
Abdul herzlich lachen.
Nach einer Pause mit erfrischendem Lassi (Joghurt- oder Kefirgetraenk,
wahlweise suess, salzig, ohne alles oder auch mit Mango, Banane oder sonstigen Geschmacksrichtungen)
gehen wir in ein staatliches Geschaeft fuer in dieser Gegend gefundene
Steine und Schmuck aus eben diesen Steinen. Hier gibt es realistische
Fixpreise und vor allem echte Steine
und kein Plastik. Das eine oder andere Souvenir wandert ins
Reisegepaeck. Schoen, dass wir bei Abdul so gut aufgehoben sind, seine
Tipps und Uebersetzungen ersparen uns natuerlich viel Stress und
Lehrgeld.
Anschliessend ruhen wir uns ein wenig aus und dann startet die
Mopped-Gruppe ihren ersten Ausflug. Die schoene, kurvige Bergstrecke
mit wenig Verkehr entschaedigt fuer den gestrigen, anstrengenden
Fahrtag. Auch Ratri und Mike kommen mit ihren Enfields ganz gut
zurecht, sind aber froh, erst hier die ersten Fahrversuche zu
unternehmen. Die Nicht-Moppedfahrer lassen sich
derweil im Hotel von einer Massage verwoehnen oder faulenzen.
Wieder zurueck im Hotel goennt sich auch Ratri noch eine
Schulter-Nacken-Massage, ich gehe derweil zum Frisoer und bekommen einen
tadellosen Haarschnitt inklusive Kopfhautmassage. Als naechstes ist das
Internetcafe dran, damit Ihr zuhause das hier auch lesen koennt!
10.10.2010 19:00
Rest Freitag: Der Besuch im Indian Museum war wirklich
prima. Das Gebaeude selbst ist schon den Besuch wert, es handelt sich
um einen ehemals glanzvollen Bau aus der Kolonialzeit, schliesslich ist
das Museum ja auch das groesste und aelteste Indiens. Wir haben uns
zunaechst die archaeologische Abteilung mit wunderbaren Statuen aus
Buddhismus und Hinduismus angesehen, dann der Zoologie einen Besuch
abgestattet und schliesslich der Gemaeldesammlung, in der u.a. auch
Werke von Tagore zu sehen sind. Kurz vor dem Schliessen haben wir dann
noch die Palaeontologie entdeckt und konnten einen Blick erhaschen.
Nach etwas Kingfisher im Garten des Fairlawn waren wir dann im
Restaurant "Zong", das uns mit Thailaendischer, Chinesischer und
Japanischer Kueche verwoehnt hat. Wir hatten Scampi, die hier am Golf
von Bengalen sehr frisch und lecker zu haben sind, aus den drei
genannten Laendern. Japan hat gewonnen, aber sehr sehr lecker war alles.
Samstag: Leider hatte Renate eine etwas unruhige Nacht, was ich jetzt
aber nicht auf das Essen schieben moechte. Nach etwas Tee und Toast
geht es aber schon besser. Wir organisieren unseren Auszug aus dem
Fairlawn und bezahlen die Rechnung, Shushantu und Totun schauen vorbei
und verabschieden sich. Wir schiessen noch ein Erinnerungsfoto mit
Violet, der 90jaehrigen Besitzerin des Fairlawn, die diesem Wunsch
ihres "darling" sehr gerne nachkommt. Violet ist einfach Kult und das
Foto darf keinem Kolkata-Traveller, der im Fairlawn war, fehlen!
Kurz vor 11Uhr kommt Shagar vorbei und auch der von Sumit organisierter
Wagen trifft ein, unser Gepaeck wird eingeladen und es geht Richtung
Airport. Die neuen Stadtteile im Norden Kolkatas bei Tageslicht zu
sehen ist beeindruckend, hier sitzen die global operierenden Callcenter
und Firmen wie IBM. Schicke Satellitenstaedte schiessen aus dem Boden,
die mit "Old Kolkata" so gar nichts zu tun haben. Hier ist das moderne
Indien, die boomtown.
Der Abschied von Shagar ist herzlich, schon in einigen Monaten wollen
wir auf dem Weg nach Thailand wieder in Kolkata Halt machen und die
Familie besuchen, das macht die Sache leichter. Checkin und Security
verlaufen problemlos und in der angenehmen Wartezone von Gate 5A
entstehen gerade diese Zeilen.
Wir landen puenktlich in Delhi und unser Wheel of India Guide Abdul holt uns vom Flughafen ab, mit
dem "King of Delhi" (unser Fahrer) geht es im Kleinwagen zum Hotel, in
dem Christian und Uwe schon warten. Fuer morgen verabreden wir uns zur
City-Tour und gehen nach dem Duschen auf die Dachterrasse zum Essen und Bier trinken.
Leider bekomme ich mit dem Hotelnetz keinen upload zustande, die Seite
mit dem blog wird beim Versuch aber geloescht. Es funktioniert generell
nur der download, man kann emails also auch nur lesen aber keine
schreiben. Sonderbar, Internet read-only...
Sonntag: Geli und Mike sind nun auch eingetroffen und nach dem
Fruehstueck starten wir mit zwei Autos zur City-Tour. Abdul will in der
Zwischenzeit die Motorraeder holen. Wir sehen uns das Humayun Mausoleum
und das Red Fort (Lal Quila) an, fahren am India Gate vorbei und sehen
auch sonst noch einiges. Delhi hat sich maechtig herausgeputzt, neue
Schilder, Strassen, alles wird geputzt und auf Hochglanz gehalten, denn
schliesslich laufen derzeit die prestigetraechtigen Commonwealth-Games.
Und tatsaechlich sehen wir etliche Sportstaetten wie das Schwimmstadion
und viele Strassen sind fuer das Radrennen gesperrt.
Nach einem wunderbaren spaeten Mittagessen fahren wir zurueck zum Hotel
und da stehen unsere Enfields und Christians Rajdoot. Ratri sitzt auf,
befindet die Sitzhoehe fuer o.k. aber den Eisenhaufen fuer
ueberraschend schwer. Made like a gun! Ich kicke sie ein paar mal an
und fahre einmal die Strasse rauf und runter, die
rechts-und-verkehrtrum-Schaltung erfordert etwas Konzentration, sollte
aber machbar sein. Die Hupe funktioniert, damit ist das wichtigste
Kriterium fuer den Indischen Strassenverkehr schon mal erfuellt. Um
19:30Uhr treffen wir uns mit Abdul und wollen zum Essen gehen, dieses
Mal Suedindisch und wieder vegetarisch. Der Abend sollte frueh enden,
Montag wollen wir um 8Uhr los um rechtzeitig aus der Stadt zu fahren.
Ausserdem haben wir bis Rishikesh 250km vor uns - eine wirklich lange
Etappe auf indischen Strassen und auf "historischen" Motorraedern
(Christian und ich werden unsere Moppeds ab Delhi fahren, die anderen
erst ab Rishikesh).
08.10.2010 11:00
Sowohl das Treffen mit Shushantu und seiner Familie als auch der
Besuch bei Shagar und Polli verlief sehr herzlich. Ein Stockwerk ueber
Shagar und Polli wohnen Tripti, die Frau des bereits verstorbenen
Onkels Bahadur, mit ihrem juengeren Sohn Totun (ich werde zuhause mal
einen Stammbaum malen muessen um mir das alles zu merken). Auch ihnen
statteten wir einen kurzen Besuch ab. Dua, Shagars und Pollis Tochter
und ihr Mann waren auch noch kurz da und somit haben wir eigenlich alle
nahen Verwandten getroffen. Als "besonderer Gast" kam noch eine
Nachbarin aus alten Tagen ("Paruldidi"), die sich sichtlich gefreut
hat, Renate und Ratri wieder zu sehen und mich kennen zu lernen, die
Freude beruhte auf Gegenseitigkeit.
Polli hat uns fuerstlich bekocht und alle haben darauf geachtet, dass
wir auch wirklich genug essen (was gar nicht zu vermeiden ist, aber man
tut es auch gerne...). Die Gastfreundschaft ist ueberwaeltigend!
Nach dem Betrachten vieler Fotos fuhren wir gegen 22Uhr wieder zurueck
zum Hotel, unsere Taxierfahrungen werden auch langsam besser und es
klappt schon ganz gut. Man muss zum einen immer auf den Taxameter
bestehen, Ausreden nicht akzeptieren und einfach wieder aussteigen,
wenn das Ding nicht laeuft. Der Fahrpreis berechnet sich dann offiziell
wie folgt: Anzeige Taxameter mal zwei plus zwei (Punkt- vor
Strichrechnung). Beispiel: Taxameter zeigt "32", Fahrpreis ist
(32*2)+2=66 Rupies only. Wird ploetzlich ein Nachttarif erfunden, der
sich in zu geringem Wechselgeld aeussert, sehr bestimmt und etwas
lauter auftreten. Am besten man hat soviel Kleingeld, dass es nicht zum
Wechseln kommt, einfach dem Fahrer das Geld in die Hand druecken und
aussteigen, nicht mehr zuhoeren. Das war die Theorie, gueltig bis wir
wieder einen finden, der besser ist als wir. Man muss allerdings
anmerken, dass eine 30min Taxifahrt soviel kostet wie 1 Liter Benzin
und das ganze Unternehmen ohne Trinkgeld und/oder Nepp eigentlich
ueberhaupt nicht wirtschaftlich ist.
Den Tag heute werden wir verbummeln, uns evtl. nochmal mit Totun und
Shushantu treffen oder ins Indian Museum gehen. Es regnet viel und wir
freuen uns auf etwas trockeneres Wetter in Delhi, aber auch da wird es
warm und tropisch.
Morgen wird uns Shagar zum Flughafen begleiten und Teil
zwei dieser wieder mal unglaublichen Reise kann beginnen! Geli, Mike,
Uwe und Christian: Guten Flug - see you in Delhi!
07.10.2010 12:00
Rest Dienstag: Nach unerfreulichen Taxierlebnissen und einem
daraus resultierenden Fussmarsch erleben Ratri und ich (Renate ist im Hotel geblieben) einen um so freundlicheren
Empfang bei Familie Ghosh. Wir fahren dann mit Schwiegertochter Mahua
und Sohn Bobbi zu einem Juwelier um Teil 3 der aufbewahrten Dinge,
Edelmetall, zu verkaufen. Die beiden verhandeln lange mit dem Juwelier
und ohne sie waeren wir wirklich total verloren gewesen. Es wurde ein
guter Preis erzielt, das Geld bleibt selbstverstaendlich bei den hier
lebenden Familienteilen der Palchaudhuris. Danach statten wir alle
zusammen Chitra, der Tochter von Familie Ghosh, und ihrem Mann einen
Besuch ab. Wieder werden wir mit grosser Gastfreundschaft aufgenommen
und uns wird angeboten, sich auch um Tei 1und 2 der drei Dinge zu
kuemmern, wenn wir eine Vollmacht dafuer ausstellen. Spaet (fuer unsere
Verhaeltnisse) sind wir im Hotel zurueck und fallen in die Betten.
Mittwoch: Sumit und unser Fahrer haben zunaechst Sagar abgeholt und
sind dann puenktlich am Hotel, der Ausflug nach Diamond Harbour kann
starten. Die Fahrt zieht sich im Verkehr von Kolkata etwas hin und nach
etwa drei Stunden sind wir an der Muendung des Ganges, wenn man das so
nennen kann, denn die ganze Muendung ist natuerlich riesig gross und
erstreckt sich ueber zig Hundert Quadratkilometer. Wir suchen eine
geeignete, terrassierte Stelle und Sagar entlaesst die Asche von Raju
in den heiligen Strom, begleitet von Tagetes-Blueten.
Anschliessend fahren wir in ein sehr nobles Hotel-Spa-Restaurant namens
The Ffort Raichak (die zwei "f" sind kein Tippfehler, Hinweis fuer
unsere fleissigen Googler zuhause) und essen zu Mittag. Alle finden den
Ablauf angemessen und sind zufrieden.
Auf der Rueckfahrt fragen wir Sumit noch kraeftig aus, jemanden wie ihn
zu kennen, der Bengali, Englisch und Deutsch spricht, dazu absolut
vertraut mit Kultur, Stadt, Geschichte etc. ist und sich einfuehlsam
und flexibel auf jede Situation einstellen kann, ist wirklich ein
grosses Glueck. Wir werden uns beim naechsten Mal in Kolkata sicher
wieder mit ihm treffen und koennten uns auch gut vorstellen mit ihm mal
"auf Tour" zu gehen, in den Nordosten Indiens (Nagaland...) zum
Beispiel. Aber das ist Zukunftsmusik. Zunaechst bringen wir Sagar nach
Hause und lassen uns dann nahe des Hauses von Familie Ghosh absetzen,
denn es sind noch ein paar Dinge zu erledigen. Familie Ghosh gilt unser
grosser Dank.
Ziemlich muede kommen wir nach erfolgreicher (!!!) Taxifahrt um 9pm im
Hotel an und trinken noch ein Kingfisher im tropischen Garten des
Hotels, dann sind wir reif fuers Bett.
Donnerstag: Das Telefon weckt uns, Sagar bittet heute bereits etwas
frueher zu kommen, damit wir seine Tochter Dua noch treffen koennen,
die abends keine Zeit hat. Danach berappeln wir uns und stehen auf,
heute scheint es draussen etwas kuehler zu sein als im ersten Teil der
Woche. Allgemein haben wir das Klima eigentlich ganz gut im Griff, wir
entfeuchten und kuehlen abends das Zimmer, stellen die Klimaanlage dann
aber ab und benutzen nur den Ventilator. Das Zimmer hat so morgens etwa
30°C und die Wand aus Griessbrei vor der Tuer ist nicht ganz so heftig.
Auch sonst sind wir topfit, keinerlei Probleme. Jetzt ist es bald
Mittag und wir treffen uns mit Shushantu in seiner Mittagspause, am
Nachmittag geht es dann zum Familientreffen bei Palchaudhuris.
05.10.2010 16:00
Dienstag: Heute habe ich wieder mehr Ruhe zum Schreiben und vor
allem mein eigenes Netbook mit bekannter Tastatur. Wir sitzen um 16Uhr
zur Teatime im tropischen Garten des Fairlawn und trinken Tee. Ganz
nebenbei warten wir, dass der Regen aufhoert, denn wir wollen noch zum
New Market und Blumen fuer die morgige Zeremonie in Diamond Harbour
kaufen.
Was ich ueber den rasanten gestrigen Tag zu schreiben vergessen habe:
Das Kuenstler-Viertel! Hier werden zum groessten Teil riesige Figuren
aus Stroh und Gangesschlamm hergestellt, die, fantastisch und bunt
bemalt, als Goetterstatuen ihre Rolle beim anstehenden grossen Fest,
dem Durga Puja, spielen. Die Kuenstler bei der Arbeit zu sehen und in
die Werkstaetten zu gehen war wirklich ein einmalig schoenes Erlebnis.
Was ich gestern ueber den rasanten Tag noch nicht wusste: Ein
unglaubliches Abendessen in einem Luxus-Restaurant erwartete uns noch!
Sumits Empfehlung hat sich wohl an der Hoehe der Einkaeufe gestern
Nachmittag orientiert und war dementsprechend eine Top-Adresse.
Heute dann erwartete uns zunaechst mal die uebliche Wand aus Wasser
und
Griessbrei, die jeden Morgen hinter der Zimmertuer lauert. Nach dem
Fruehstueck wollten wir dann business betreiben und uns den drei
Dingen, die wir bei Ghoshs bekommen haben, widmen. Teil 1 ist ein
Aufbewahrungsschein ueber ein Gewehr, das scheinbar irgendwo in einem
Safe liegt, und das uns dementsprechend nur Raetsel aufgibt. Teil 2 ist
ein
Sparbuch von Ratris Vater bei der Indian Union, die wir nun aufsuchen
wollten. Der Taxifahrer hatte mal wieder keine Ahnung wo die Bank zu
finden ist und entliess uns irgendwo mit dem wagen Hinweis "da runter",
nicht ohne wie immer einen etwas zu europaeischen Preis zu verlangen.
Taxi fahren ist wirklich schwierig hier, da die Fahrer allenfalls die
Stadtteile kennen, aber selten die Strassen, schon gar nicht die
kleineren. Nach endlosem Marsch und zahlreichem Nachfragen endlich die
Bank. Aber die falsche Filiale. Also Taxi zum Great Eastern, dem
ehemaligen Nobel-Hotel aus Kolonialzeit, dort gegenueber soll die
richtige Filiale sein. Und tatsaechlich treffen wir den ersten
ehrlichen Taxifahrer mit funktionierendem Taxameter, gerade einmal 26
Rupies will der gute Mann.
Die Bank ist tatsaechlich da und offen, wie erwartet ist so ein Vorgang
aber nicht einfach und aus unserem Anliegen das Konto aufzuloesen und
das
Geld auszuzahlen wird nichts. Um es abzukuerzen: Uns wurden "problems"
prophezeit
und erklaert, dass wir vom Gericht erstmal einen indischen Erbschein
brauchen. Angesichts des Betrages von knapp 40 Euro auf dem Konto
brachen wir dieses "aus Prinzip"-Vorhaben hier ab und fuhren zurueck
zum Hotel, nicht ohne mal wieder Zickzack zu fahren um den Fahrpreis in
die Hoehe zu treiben. Knapp vor einem heftigen Gewitter sind wir
zurueck.
Ratri und ich gehen erstmal gegenueber ins Restaurant und essen, danach gibt es dann den besagten Tee.
Als naechste Programmpunkte stehen nun die Blumen und Teil 3 der "geheimnisvollen Erbschaft" an.
04.10.2010 16:00
Montag: Ein unglaublicher Tag! Da ich aber im Internetcafe
sitze, die Schriftzeichen auf der Tastatur nur aufgemalt sind und die
Tastatur staendig auf Hindi umschaltet im Schnelldurchgang: Wir
unternehmen mit Sumit unsere City-Tour, besuchen einen Tempel, fahren
ueber die Howra-Bridge, sehen uns den Blumenmarkt unter der Bruecke an,
schauen kurz am Ganges vorbei (wo ich aufgrund des Geruchs das erste
Mal etwas an meine Grenzen gerate) und gehen leckere Sachen essen. Dui
zum Beispiel, suessen Joghurt, und anderes. Zur Mittagszeit schauen wir
bei der alten Adresse von Ratris Familie vorbei, die Wohnung der Tante
steht aber leer, Bilder haengen noch an der Wand. Die Hoffnung jemanden
zu finden schwindet als ploetzlich eine Frau vom Balkon gegenueber ruft
- Polli, die Frau von Ratris Onkel Sagar, der dann prompt die Tuer
oeffnet und
unglaeubig schaut. Der Rest sind Traenen und Freude! Damit nimmt die
Woche einen ganz neuen Verlauf, er wird uns am Mittwoch nach Diamond
Harbour zur "Beisetzung" begleiten, am Donnerstag sind wir mittags mit
Shushantu, dem Sohn des bereits verstorbenen Onkels, und abends mit der
ganzen Familie Palchaudhuri verabredet. Aber es gibt leider auch
schlechte Nachricht,
Ratris Tante Bula ist vor ca. 1,5 Jahren verstorben.
Auf
dem Rueckweg erleben wir die Rush-Hour von Kolkata und gehen shoppen,
schliesslich muessen fuer hiesige und Deutsche Verwandte Geschenke
gekauft werden. Mir ist jetzt nach einem Bier und etwas Ruhe, was sich
aber auch finden laesst, denn in Kolkata gibt es einfach alles.
Der Dank des Tages geht an Sumit, der uns diese Erlebnisse erst ermoeglicht hat!
04.10.2010 16:00
Der Lufthansa-Airbus "Bottrop" bringt unsere Koerper komfortabel, schnell
und sicher nach Kolkata. Nach achteinhalb sehr angenehmen Stunden setzen wir auf
der Rollbahn von Dum Dum Airport auf. Leider vermag dieses Flugzeug unsere
Seelen nicht zu transportieren, meine zumindest befindet sich jetzt, etwa 24h
nach Betreten indischen Bodens, gefuehlt in etwa hinter Istanbul.
Bei Verlassen des Flugzeugs, immerhin um fast Mitternacht, hoffe ich noch es
sind die Triebwerke, die diese Hitze abstrahlen. Diese Hoffnung schwindet bald,
dieses etwas, das uns umgibt wie lauwarmes Wasser, ist die Luft, die wir die
kommende Woche atmen werden. Zaeh fliesst sie in meine Lungen und will scheinbar
keinen Sauerstoff abgeben. Zum Duft faellt Renate und Ratri nur ein "Das ist
Kalkutta!". Irgendwie eine ganz eigene Mischung aus Stickstoff, Sauerstoff und
viel Wasserdampf, angereichert von den Kohlefeuern der Strassenkuechen und von
den Abgasen der Autos.
Nach zuegiger Immigration erwartet uns unser Fahrer bzw. der Abholer von Sumit,
der Fahrer bleibt natuerlich im Auto. Rasant sind wir im Fairlawn-Hotel, das wir
gegen 0.30Uhr beziehen. Klimaanlage und Ventilator kaempfen erfolgreich,
irgendwann sinkt die Temperatur im Zimmer auf unter 30°C und wir in den Schlaf.
Sonntag Morgen, Englisches Fruehstueck mit Ei und Bohnen im Fairlawn, ein guter
Start. Dann gehen wir eine Runde spazieren, tauchen ein in das Treiben dieser
riesigen, bunten Stadt. Da Sonntag ist hat im New Market fast kein Geschaeft
geoeffnet, dementsprechend leer ist es. Leer? Nun gut. Wir gehen etwas im
Maidan-Park umher und stellen dann fest, dass wir bei diesen Temperaturen
dringend mehr trinken muessen, zum Glueck gibt es ueberall Staende, die
Wasserflaschen verkaufen. So langsam fuellen sich die Strassen etwas und mir ist
es eigentlich voll genug (ungefaehr so wie in Wacken 20m vor der Buehne), aber
es ist wohl immer noch leer. Etwas laestig, aber zum Glueck nur im direkten
Umfeld von Sudder Street (also Hotel) und New Market anzutreffen sind die
Schlepper, die wie in Basaren ueblich die Kunden zu den Geschaeften bringen
sollen. Unglaublich interessant sind die Gerueche, die auf mich einstroemen.
Strassenkuechen aller Art (vom Riechen hat ja nun noch keiner Durchfall
bekommen), Gewuerze, aber natuerlich auch unangenehme Komponenten ergeben ein
Wechselbad der Eindruecke.
Etwas geschafft fallen wir gegen 13Uhr auf unsere Betten und damit unter den
ueberlebenswichtigen Ventilator.
Nach dem afternoon tea arrangieren wir unseren
Besuch bei Familie Ghosh. Der Rezeptionist findet heraus, wo die
Adresse zu suchen ist, in dem er seine Schwester anruft, die in dem
vermuteten Stadtteil
lebt. Dann wird ein Fahrer organisiert, der uns zunaechst zu einem
guten Mishti
(pappsuesse Konditorhaeppchen) Geschaeft bringt und sich dann auf die
Suche nach
der Strasse macht, in der Ghoshs wohnen. Nicht einfach, aber
schliesslich findet
er es fast und mit meiner Hilfe dann auch zur Gaenze (man muss halt die
richtigen Passanten fragen). Der Abend mit Ghoshs verlaeuft sehr nett,
wir werden empfangen wie Familienmitglieder. Wir
bekommen Chili-Chicken vom Chinesen (Chinesische Restaurants sind hier
viel
besser, da originaler als in Deutschland), unsere Gastgeber essen aber
noch
nicht, es sei viel zu frueh, vielleicht um 23Uhr. Fuer die Jahreszeit
sei es
auch viel zu warm, so wie sonst nur im Sommer, sagen sie uns. Heute hat
es
uebrigens auch ein ordentliches Gewitter gegeben, was zunaechst eine
Abkuehlung
gebracht, dann aber die Luft von Wasser in Griessbrei verwandelt hat.
Ueber Familie Palchaudhuri wussten Ghoshs leider auch nichts Neues zu
berichten,
dafuer gab es als kleine Ueberraschung ein paar Dinge, die Ratris Vater
seinerzeit bei kihnen zur sicheren Aufbewahrung gelassen hat.
Wie es sich fuer eine Fortsetzungsgeschichte gehoert halte ich mit
dieser
nebuloesen Andeutung den Spannungsbogen und hoere auf zu schreiben,
obwohl ich
den Eintrag leider nicht sofort hochladen kann, da mein Netbook
irgendein
Problem mit dem WiFi des Hotels hat (oder umgekehrt). Ein Schluck Duty
Free
Cognac wird den Abend beenden und uns in den Schlaf begleiten.
02.10.2010 10:00
Erste
kleine Panne, die Kreditkarte ist im Hotel geblieben und wird uns nun
nach Delhi mitgebracht. Macht aber nichts, wir haben genug andere. Die
Abfertigung am Flughafen verlief trotz der Urne im Handgepaeck
problemlos und niemand wollte unsere schoenen Dokumente sehen.
02.10.2010 00:00
Wunderbarer Abschiedsabend in Mannheim mit Geli und Mike. Aber was heisst Abschied? In 9 Tagen treffen wir uns in Delhi!
01.10.2010 09:00
Alles ist zur Abreise bereit - heute Mittag geht es los via Ulm
nach Mannheim.
28.09.2010 22:14
Unglaublich! 80 Stunden vor der Abfahrt sind wir so gut wie fertig mit dem Packen. Das gab es meines Wissens noch nie...
25.09.2010 17:05
Unsere Planung fuer Kolkata ist jetzt abgeschlossen. Wir werden
Samstag Nacht vom Flughafen abgeholt und zum Fairlawn Hotel gefahren. Am
Sonntag sind wir bei Familie Ghosh, Freunden der Familie Palchaudhuri,
zum Abendessen eingeladen. Am Montag werden wir mit Sumit eine
Stadtrundfahrt unternehmen und am Mittwoch mit ihm nach Diamond Harbour
fahren. Morgen beginnen wir mit dem Packen, ganz sicher, denn
ausnahmsweise wollen wir mal nicht in der letzten Nacht vor der Abreise
unsere sieben Sachen zusammensuchen!
16.09.2010 17:00
Frau Schiele von Wheel of India, die sich beispielhaft um alles
kuemmert, hatte noch einen Kontakt in Kolkata fuer uns. "Unser Mann in
Kolkata" heisst Sumit und wird unseren Transport vom Flughafen, den Tag
in Diamond Harbour (Gangesdelta) und eine City Tour organisieren.
Klasse! Es ist ein sehr gutes Gefuehl erwartet zu werden!
07.09.2010 07:27
Wir haben uns eigens fuer den Urlaub eine Email-Adresse eingerichtet, die
nach unserer Rueckkehr wieder geloescht wird. Wer uns also schreiben moechte tue
dies bitte an indien2010@globetrottel.net - die Post an die normalen Adressen
werden wir unterwegs nicht abrufen.
20.08.2010 17:00
Nun sind es noch 6 Wochen, bis es losgeht, und so langsam steigen wir
in die konkrete Vorbereitung ein. Als erstes habe ich mir eine Markenchronik
Royal Enfield zu Gemuete gefuehrt, schliesslich will man ja wissen, was einen
erwartet. Seit letztem Wochenende nennen wir auch einen lonely planet Indien
unser Eigen, um uns naeher ueber unsere Reiseziele zu informieren. Und dann
tauchen natuerlich auch die ersten Fragen auf: Tasche oder Koffer? Wohin mit
dem Helm? Brauche ich einen Ueberspannungsschutz fuer das Netbook? Gibt es
viele Moskitos? Wie warm wird es in Kolkata, wie kalt auf ueber 3000m in
Gangotri?
12.08.2010 19:00
Jetzt ist wirklich alles in trockenen Tuechern, unsere Visa und
auch das Dokument vom Konsulat bzgl. der Ueberfuehrung der Urne von
Ratris Vater sind bei uns eingetroffen. Ebenfalls sicher ist jetzt, dass
Christian (Fisch) mit im Boot ist, d.h. wir bestreiten die Garhwal-Reise
ab Delhi zu siebt. Klasse! Ratris internationaler Fuehrerschein ist in
Arbeit, ebenso Christians neuer Pass und EU- sowie internationaler
Fuehrerschein. Ratri hat Kontakt nach Kolkata aufgenommen, das
"Abenteuer Familie" startet. Wir sind wirklich
gespannt auf diese ganz andere Reise!
27.07.2010 12:27
Das war ein grosser Schritt vorwaerts: Gestern waren wir in Muenchen
und haben unsere Angelegenheiten auf dem Konsulat geregelt. Der
Sachbearbeiter war sehr nett und hilfsbereit und nach ca. 1h waren wir
fertig. Anschliessend haben wir unsere Antraege bei Cox and Kings
abgegeben, dem fuer die Visa zustaendigen Unternehmen unweit des
Konsulates. Wieder in Biberach waren wir noch auf dem Landratsamt und
Ratri hat einen Internationalen Fuehrerschein beantragt. Damit sind
diese buerokratischen Huerden schon mal genommen!
27.07.2010 12:12
Blog Indien 2010: Das Blog-Skript wurde (hoffentlich) nochmals
verbessert und kann jetzt als "Hybrid" benutzt werden. Das bedeutet es
werden weiterhin die eingehenden mails verarbeitet und in den Blog
eingefuegt, ich kann aber die Seite auch mittels HTML-Editor auf dem
Netbook manipulieren und hochladen, da vor dem Einfuegen von mails
jetzt zunaechst ein download des Dokumentes stattfindet. Trotzdem bin
ich mir nicht sicher, ob wir unterwegs die Zeit und Infrastruktur
vorfinden Euch haeufig Bericht zu erstatten. Seid also bitte nicht zu
sehr enttaeuscht, wenn Ihr laengere Zeit nichts von uns hoert! Martin