Indien 2010 - blog


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25.10.2010 18:00
Sonntag: Gestern nach dem Abendessen hielten wir weiter Hof, zunaechst besuchte uns auf unseren Wunsch hin nochmal der Papiermaschee-Maler. Die kleinen Dosen und sonstigen Utensilien sind aber auch zu schoen! Anschliessend machte uns der Schneider seine Aufwartung und wir durften zur Zwischenanprobe, sowohl mein Faran als auch die Blusen waren bereits auf einem guten Weg.

Heute stand dann ein Ausflug in die Bergwelt Kaschmirs auf dem Programm. Wir fahren das Sindh-Tal hinauf bis Sonamarg, dem Tor zu Ladakh, und stapfen 3km durch den frischen Schnee zum Sonamarg-Gletscher bzw. zu einem Punkt, von dem wir ihn sehen koennen. Der Ausflug auf gut 3000m ist ganz schoen anstrengend, der Blick entschaedigt aber fuer die Muehe!

Auf der Strecke in das Tal sehen wir unzaehlige LKW, die Hilfsgueter ueber den Pass ins vom Unwetter verwuestete Ladakh bringen sollen. Der Pass schliesst Ende Oktober, danach sind die Menschen dort auf sich alleine gestellt. Nicht auszudenken angesichts der beissenden Kaelte.

Wieder am Boot teilen wir uns, Renate, Mike und ich nehmen uns eine Auszeit, Geli, Ratri, Uwe und Christian fahren in die Altstadt von Srinagar, die mit ihren engen Gassen sehr schoen ist. Besonders die Moschee mit ihrer Innenkonstruktion aus Holz beeindruckt.

Noch vor dem Essen macht uns auf dem Boot dann ein Leder-Haendler die Aufwartung, durch die wenigen Touristen in Kaschmir werden die verbliebenen um so intensiver "betreut". Nach dem wie immer sehr leckeren Abendessen sind wieder Schals dran, aber unser Bedarf ist nun gesaettigt. Schliesslich bringt der Schneider unsere Kleidungsstuecke, die perfekt passen und eine bleibende Erinnerung an Kaschmir und unsere Tage auf dem Hausboot sein werden!

Montag: Die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Flughafen in Srinagar sind sehr streng, wir werden oft durchsucht und das Handgepaeck wird akribisch inspiziert. Der Flug ist wunderbar, es ist sonnig und waehrend der ganzen Reise zeigt sich uns das Panorama des Himalaya mit seinen 8000ern. Zum vierten Mal checken wir im Singh Sahib ein, doch heute zum letzten Mal, denn morgen bzw. schon in der Nacht fliegen alle nach Hause und dieser faszinierende Urlaub findet sein Ende.

Damit waere jetzt wohl die Zeit fuer einen Epilog. Aber was soll ich schreiben ueber so verschiedene Aspekte wie das Familientreffen und die Beisetzung in Kolkata, die Enfield-/Rajdoot-Tour in Garhwal, das Taj Mahal und schliesslich Kaschmir? Alles war auf seine Weise grossartig!

Und Indien, fuer mich als Neuling? Nun, da moechte ich Abdul zitieren: "India is great, but late."
Er hat sogar eine gute These, warum: Weil viel zu viele Leute einer Arbeit nachgehen, die ihnen keinen Spass macht, und deshalb kommt nichts dabei heraus. Und da sind wir dann bei Robert M. Pirsigs Werk "Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten" und meiner geliebten Qualitaet...


23.10.2010 18:00
Freitag: Der Flug nach Srinagar (JLK) verlaeuft witterungsbedingt etwas holprig aber planmaessig. Nach etwas mehr als einer Stunde setzt der A320 in unserer "dritten Reise in der Reise" in einem voellig anderen Indien auf: Kaschmir!

Andere Geraeusche, andere Sprache, andere Haeuser, andere Gerueche und vor allem mit 5°C um 14Uhr andere Temperaturen. Es ist Freitag und daher in einem Landesteil mit etwa 80% muslimischer Bevoelkerung "Wochenende", also sind die meisten Laeden zu und die Strassen leer. Uns fallen die vielen Strassensperren, Militaers und Stacheldrahtrollen auf, auch etliche Grundstuecke sind stark gesichert. Die politische Situation ist nicht zu uebersehen.

Ploetzlich stoppen unsere Autos und biegen in einen kleinen Weg ein, auf einem schlammigen Pfad (es hat bis zu unserer Landung geregnet) gehen wir in Richtung unseres Hausboots "Princess Palace" auf dem Lake Negeen. Das schwimmende Hotel ist wunderbar! Gediegen und geschmackvoll eingerichtet mit massivem Zedernholz, die meisten Moebel aus Wallnuss, ein Aufenthaltsraum, ein Esszimmer und vier grosszuegige Raeume mit Baedern. Ein Traum!

Wir fahren die verschiedenen Mogul-Gaerten Srinagars an und geniessen die herbstliche Blumenpracht und den Ausblick auf den Dal-See. Die Sonne kommt fuer einige Augenblicke hervor und wir sehen die schneebedeckten 5000er am Rande des Tals. Die Kulisse ist wunderbar, die Luft herrlich und vor allem ist es ruhig und man hoert in den Gaerten nichts als das Zwitschern der Voegel. Kaschmir gefaellt uns allen sehr gut und wir freuen uns auch fuer Abdul, der uns berechtigterweise stolz seine Heimat zeigen und erklaeren kann.

Anschliessend kehren wir im Verkaufsraum einer Kooperative (500 Familien) fuer Teppiche sowie Schals aus Seide und Kaschmir-Wolle ein. Hier beim Erzeuger stimmen (hoffentlich) Qualitaet und Preis und so fuellen sich unsere Reisetaschen nochmal etwas mehr. Ausserdem arrangiert Abdul die Auszahlung groesserer Mengen Bargeld auf Kreditkarte, damit Christian nicht 12 Mal die hier uebliche Maximalmenge vom Bankomaten abheben muss. Warum? Ganz einfach, Stand gestern Abend werden wir Zeugen des Imports der vermutlich ersten Rajdoot im Originalzustand nach Deutschland werden! So nimmt also jeder "sein" Souvenir mit nach Hause.

Das Abendessen auf dem Hausboot ist ebenfalls dem aussergewoehnlichen Rahmen angemessen und schmeckt fantastisch (wie eigentlich jeden Abend). Anschliessend sitzen wir bei sehr frischen Temperaturen am Gasofen zusammen und erfreuen uns stromausfallbedingt am Kerzenschein. Unser Gastgeber berichtet uns von der Situation der Bevoelkerung in Kaschmir und seiner Familie, was uns an den "nahen Osten" erinnert. Autonomiebestrebungen, eine Jugend ohne Perspektive, Steine gegen Kanonen, Tote und Inhaftierungen. Durch die ausbleibenden Touristen verschaerft sich die wirtschaftliche Situation, der Rest ist eine Spirale.

Um 22Uhr verkriechen wir uns in die mit Waermflaschen bestueckten Betten und suchen unter dicken Decken Schutz vor der Kaelte.

Samstag: Schon vor dem Fruehstueck besucht uns der erste Haendler mit seinem kleinen Boot und wir kaufen einen praechtigen Blumenstrauss. Nach Omlett und Porridge setzen wir unseren Empfang fort und ein Schneider zeigt uns seine Stoffe. Ich beauftrage einen "Farn" (typisches Kleidungsstueck aus Kaschmir, in etwa wie eine Kutte) aus schoenem, schwarzem Blazer Stoff, ebenfalls aus der Region. Ratri laesst drei Sari-Blusen schneidern, alles soll am kommenden Tag fertig sein. Zeitgleich hat der Juwelier sein Angebot ausgebreitet und Renate und Geli koennen nicht widerstehen.

Dann beginnen wir die Tour mit drei kleinen Booten, die ein wenig den Gondeln Venedigs aehneln. Auf dem Wasser kommen andere Haendler zu uns und bieten ihre Ware feil, schoene Stuecke aus Papiermaschee zum Beispiel. Wir sehen unzaehlige kleine Inseln, fast 10000 Familien leben auf diesen Eilanden im Negreen- und Dal-See. Die Seen sind voller Wasserlinsen, die geerntet und als Duenger verwendet werden, ausserdem gibt es viele Lotus-Blueten. Als naechstes besuchen wir einen Holzschnitzer, der unter anderem Moebel aus Wallnuss wie die auf unserem Hausboot herstellt. Die Verlockungen der Handwerkskunst Kaschmirs ueberwaeltigen uns und so treten ein Tisch fuer unsere Bibliothek, zwei Schalen und ein Schachspiel fuer Christian den Postweg nach Deutschland an.

Hoehepunkt des Tages ist eine Einladung in Abduls Haus (dafuer auch die Blumen), wo wir auch seine Familie kennen lernen duerfen. Natuerlich gibt es ein sehr leckeres Essen!

Anschliessend statten wir einem lokalen Honig-Produzenten einen Besuch ab und probieren Lotus-, Mandel-, Safran- und Hanfhonig. Wieder gibt es das eine oder andere Glas als Souvenir, so kennen wir die Gruppe eigentlich gar nicht...

Mitlerweilen ist die Sonne heraus gekommen und bei schoenstem Wetter geniessen wir die Rueckfahrt zum Hausboot. Noch schoener waeren die Wasserwege Shrinagars ohne den vielen Muell, der auf ihnen duempelt, aber was noch nicht ist kann ja noch werden. Auf jeden Fall sind wir von diesem Ausflug mal wieder rundherum begeistert!


21.10.2010 19:00
Mittwoch: Nach fuenf Stunden Fahrt mit zwei Autos kommen wir in Agra an und beziehen unser Hotel "atithi". Das Fort und auch das Taj Mahal haben wir bereits aus der Ferne gesehen. Bei einem kurzen Ausflug zum Mittagessen lernen wir Agra von der geschaeftstuechtigen Seite kennen, d.h. die "Hello Mam cheap rickshaw 10 Rupies only show you good restaurant"-Typen lassen sich kaum abwimmeln und auch der Hinweis im Restaurant, dass der Service nicht im Preis inbegriffen ist, ist mehr als deutlich.

Den Nachmittag gestalten wir unterschiedlich: Renate, Ratri, Geli, Mike und Christian fahren mit dem Tuktuk zum Agra Fort, das nochmal eine Dimension beeindruckender ist, als das in Delhi. Uwe zieht es vor sich auszuruhen und ich schwimme genuesslich eine Stunde meine Bahnen im erfrischenden Hotel-Pool. Zum Abendessen sind wir dann natuerlich wieder komplett.

Donnerstag: Im Fruehtau, zu Berge! Punkt 6Uhr geht es los zum Taj Mahal, denn am Morgen sind die wenigsten Besucher dort und das Licht der aufgehenden Sonne ist am schoensten. Theoretisch, denn heute ist es sehr dunstig, aber kuehle Temperaturen und nur etwa 100 Touristen vor uns sind eine tolle Sache. Das Taj Mahal selbst ist unglaublich schoen und perfekt, der weisse Marmor und die Intarsien beeindrucken uns alle. Wir bekommen eine Fuehrung, die im Eintrittspreis inbegriffen ist, und der gute Mann gibt sich wirklich Muehe uns alles zu erklaeren und die besten Fotoperspektiven zu zeigen. Kaum auszudenken wie es aussaehe, wenn der urspruengliche Plan des Erbauers umgesetzt und auf der anderen Seite des Yamuna ein schwarzes Taj Mahal erbaut worden waere - verbunden mit einer silbernen Bruecke.

Um 8:30Uhr sind wir zurueck im Hotel und widmen uns erstmal dem Fruehstueck, dann fahren wir nach Delhi (spricht sich uebrigens nicht "Deeeeeli" sondern "Dilli"), wo wir im Singh Sahib schon mit "welcome home" begruesst werden, schliesslich checken wir zum dritten Mal hier ein. Waehrend der Grossteil der Gruppe sich zu einer kleinen Pause zurueckzieht startet Christian den dritten Besuch bei der "tough business lady", der Verleiherin der Rajdoot, um die Verkaufsverhandlungen weiter zu fuehren. Die Lage ist aber unklar, verschiedenste Preise und Kalkulationen zirkulieren in Kombination mit verschiedensten Dreingaben in Form von Teilen und Dienstleistungen. Wir sind gespannt, ob es zum Vertragsabschluss kommt.

Um 16Uhr setzen wir uns in Bewegung, um die Jami Masjid anzusehen, Indiens groesste Moschee. Das Abenteuer des Tages heisst also "Metro fahren", zwar ist alles leicht verstaendlich und uebersichtlich aber die Fahrt selber wird zum Sportereignis. Nach der Sicherheitskontrolle (Metalldetektor, Durchsuchung, Tasche durchs X-Ray) gehen wir zum Bahnsteig, dann trennen sich unsere Wege, denn die "Ladies" duerfen in separate Wagen. In diesen Wagen ist es voll aber nicht sehr voll, anders bei den "Gents". Wenn ein Zug einfaehrt und sich die Tueren oeffnen versuchen die Aussteigewilligen mit allen Mitteln den Wagen zu verlassen, die Einsteigewilligen eben das Gegenteil. Dabei prallen die Interessen ebenso unvereinbar aufeinander wie die Koerper und es entsteht eine ordentliche "wall of death". Anmerkung fuer nicht Metal-Konzert-Erprobte: "wall of death" bedeutet, dass sich die Menge teilt um dann mit voller Gewalt ineinander zu laufen. Gruesse an Tom!

Beim dritten Anlauf erreichen auch die Gents ihr Ziel und druecken sich in einen Wagen. Danach muss man nur noch aufpassen nicht zu frueh aus dem Zug gedrueckt oder bei der richtigen Station am Aussteigen gehindert zu werden. Nur noch.

Die Moschee war dann auch ganz nett, blieb aber irgendwie hinter unseren Erwartungen zurueck. Origineller der Basar von Old Delhi zwischen Metro und Moschee, in der Strasse gab es Eisenwaren, Installationsbedarf und Papier. Da man bei diesen Waren als Tourist nicht angesprochen wird kann man in aller Ruhe schauen und sich auch manchmal wundern!


19.10.2010 18:00
Sonntag: Gestern waren wir nach Internetcafe und Essen noch bei der oertlichen Liquor-Bude, einem dunklen, mit Gittern geschuetzten Verschlag in einem um 90° versetzten Winkel der Hauptstrasse. Was da abging spottet jeder Beschreibung, ein unfassbares Gedraenge und Geschubse, jeder fuchtelt mit Geld und reicht es aus der dritten Reihe durch das Gitter in der Hoffnung eine Flasche Fusel zu ergattern. Lest mal "The White Tiger" (danke, Gerhard!), das Buch beschreibt Indien wirklich sehr, sehr gut. Meiner Meinung nach ist auch der Umgang mit Alkohol Teil der Kultur einer Gesellschaft, wenn es so ablaeuft wie hier braucht man sich ueber Missbrauch wirklich nicht zu wundern. Abdul schafft es irgendwie uns 6 Dosen "Godfather" (Bier) zu beschaffen, die wir spaeter diskret im Hotel vertilgen. Auf dem Weg dorthin sehen wir uns noch einen Hochzeitszug an, es ist "wedding season" in Garhwal und ueberall wird gefeiert. Das Fest findet direkt hinter unserem Hotel statt und liefert die Beschallung zum Bier trinken.

Heute hatten wir 130km Spass pur! Wir sind die Strasse von Uttarkashi nach Chamba gefahren, immer am Stausee entlang bzw. gut 1000m darueber. Ich staune ueber mich, denn die schwindelerregenden Abgruende neben der ungesicherten Strasse machen mir ueberhaupt nichts aus, und das obwohl ich Anfang August im Kletterpark den einfachsten Weg auf 3m Hoehe verweigert habe. Die dann folgende Passtrasse von Chamba nach Dhanaulti (liegt auf 2250m) ist ein absolutes Sahnestueck: Frisch geteert, breit, mit Markierungen und nur an wenigen Stellen etwas verschuettet, eine absolute Mopped-Traumstrasse - vergesst alle "geheimen Alpenpaesse" aus den bunten Heftchen!

Alle kommen mit dem wechselnden Fahrbahnbelag super zurecht, alle Moppeds laufen prima und lassen sich einfach starten. Das Schalten "mit rechts und verkehrtherum" ist uns in Fleisch und Blut uebergegangen und so schnurren wir zuegig durch die Kurven. Zuegig? Und da ist es wieder, dieses typisch indische Erlebnis: Uns ueberholt ein Roller mit drei Personen, ein junger Mann am Steuer, zwei junge Damen im Damensitz (quer zur Fahrtrichtung) in wehenden Saris hinter ihm. Tja, zuegig war wohl nichts.

In Dhanaulti haben wir zwei Unterkuenfte zur Auswahl und entscheiden uns fuer das traumhafte "Eco Hut", kleine Huetten aus Bambus in einem mit Zedern bewachsenen Areal unterhalb der Strasse. Als sich die Wolken aufloesen haben wir von unserer Veranda einen wunderbaren Blick auf die Berge und ueber die Gruenflaeche vor uns spazieren die Affen. Das "Eco"-Konzept beinhaltet solarthermische Warmwasserbereitung und Solarzellen fuer das Licht.

Montag: Unser Reisethermometer ist defekt, angeblich heute Nacht 20°C und wir haben mit Muetze geschlafen. Das relativiert natuerlich die Behauptung, dass morgens in Gangotri 12°C gemessen wurden, war vermutlich doch eher am Gefrierpunkt.

Heute stand dann der Abschied von den Bergen des Garhwal an. Wir fahren unseren "Super-Pass" zurueck und dann nach Rishikesh. Unser groesster Erfolg ist, einen Roller mit zwei Personen und einer etwa 2m langen Beleuchtungseinheit zu ueberholen und in Schach zu halten. Die Landschaft ist am Vormittag ohne Wolken traumhaft, mit einem Tempel als Kulisse halten wir noch ein Fotoshooting ab. Waehrend unserer Fahrten im Garhwal haben wir uebrigens fleissig die schoenen Sprueche (Warnhinweise) auf den Tafeln an den Strassen gesammelt, die wir Euch nicht vorenthalten moechten: Strassenschilder im Garhwal

In der Ebene empfaengt uns eine ziemliche Hitze. Wir fahren im hupenden Dauerchaos nach Haridwar und checken im Hotel ein. Keiner hat so recht Lust morgen die ueber 200km nach Delhi zu fahren aber es gibt nur einen Annil, der ein Motorrad fahren kann, d.h. drei von uns muessen sich der Herausforderung stellen. Da Christian und ich ja schon wissen, was kommt, sind wir gesetzt.

Nach kurzer Pause knattern wir mit dem Tuktuk in die Stadt und sehen uns etwas um. Viele heilige Maenner und teils grauenhaft verstuemmelte Bettler geben einen unwirklichen Kontrast zum geschaeftigen Treiben in den Gassen. Zentrum von Haridwar (gesprochen in etwa "Hardua") sind aber die Ghats (Treppen) am Ganges und etliche Bruecken, denn jeden Abend bei Einbruch der Dunkelheit wird an diesem heiligen Ort ein Puja abgehalten, also eine hinduistische Zeremonie. Zu hohen Festtagen tummeln sich hier bis zu 1.000.000 Menschen (eine Million), heute ist es mit geschaetzten Tausend aber gluecklicherweise etwas leerer. Zu Musik wird Feuer entzuendet und die Teilnehmer setzen schwimmfaehige Blumenschalen mit einem Licht aufs Wasser, die die Wuensche den Ganges hinunter tragen.

Ein Tuktuk bringt uns zurueck zum Hotel, wo wir fruehestmoeglich essen und dann schlafen gehen, der morgige Tag beginnt zeitig und wird anstrengend. Als Belohnung winkt aber Kingfisher auf der Dachterrasse!

Dienstag: Geschafft! Erwartungsgemaess sind die letzten Kilometer in Delhi absolut nervig. Es ist heiss, die Enfields ueberhitzen und die Kupplung trennt nicht mehr. Staendig wuergen wir in den Kreisverkehren den Motor ab und bleiben im Gewuehl stehen. Um 13:30Uhr haben wir es geschafft und stellen die Motorraeder erschoepft aber zufrieden vor dem Hotel ab. Ratri ist die ganze Strecke gefahren, Mike hatte den Annil-Joker gezogen und stand bereit Ratri abzuloesen, was aber nicht noetig war. Respekt! Auch dieser Teil  der Reise hat also prima geklappt, keine Zwischenfaelle und alle Menschen und Moppeds sind wohlauf.


16.10.2010 18:00
Mittwoch: Nach dem reichhaltigen und leckeren Fruehstueck (es gibt am Buffet alles, indische wie europaeische Komponenten - ich habe mich in Porridge mit frischer Papaya verliebt) fahren wir auf dem Highway 72 nach Westen. In Dehra Dun legen wir eine Rast ein und sehen uns ein buddhistisches Kloster sowie einen hinduistischen Tempel an. Das Kloster ist recht neu (1990er Jahre) und ein Zentrum des Sakya (eine der vier Traditionen des tibetanischen Buddhismus). Ein Moench fuehrt uns durch den Raum und erklaert alles - ein schoenes Erlebnis!

Anschliessend biegen wir nach Norden ab in die herrlich leere, kurvige Bergwelt des Garhwal. Hier macht das Moppedfahren richtig Spass, die Enfields schieben mit ordentlich Drehmoment durch jede Kehre und wir geniessen die Landschaft und das kuehle Klima. Schliesslich erreichen wir Mussoorie, auf immerhin 2000m sind wir nun schon geklettert. Dort beziehen wir unser Spitzen-Hotel "Vishnu Palace", aus unserem Zimmer haben wir durch ein Panoramafenster einen gigantischen Blick auf die Berge!

Wir unternehmen einen Spaziergang durch den sehr schoenen, herausgeputzten und touristisch gepraegten Ort, der wie ein Schwalbennest um den Berg gebaut ist. Wir meinen festzustellen, dass sich die Kultur schlagartig veraendert hat, die Naehe zu Tibet (Luftlinie etwa 200km) ist spuerbar. Mehr bunte Fahnen wehen, geschmueckte Trommeln werden geschlagen. Abdul erklaert uns, dass das eher an den nepalesischen Gastarbeitern liegt. Nun ja, Einbildung ist eben auch eine Bildung. Wenn ich jetzt "Tibet" und "Nepal" schreibe merke ich erst, wie weit weg wir von zuhause sind.

Wir fahren mit der Seilbahn auf den "Gun Hill", auf dem es einen kleinen "Vergnuegungspark" gibt (hauptsaechlich Staende zum Luftballon schiessen und Verkaufsbuden) und nehmen noch eine Zwischenmahlzeit ein (Veg Pakora - frittierte Gemuesestuecke). Wenn die Sonne untergeht wird es hier schon spuerbar frisch und so ziehen wir uns vor dem Abendessen zu einer Pause in die Zimmer zurueck. Danach gehen wir Essen und es gibt wie immer "mixed", so dass jeder alles probieren kann und wir nichts entscheiden/aussuchen muessen. Erstmals ist auch wieder etwas Huehnchen dabei, Mussoorie ist keine heilige Stadt. Diesen Umstand nutzen wir auch anschliessend und gehen in einer Bar noch ein Bier trinken (wirklich nur eins!).

Donnerstag: Die heutige Etappe ist 170km lang - in Mitteleuropa wuerde man fragen "Und was machen wir nach dem Mittagessen?". Hier laeuft alles etwas anders. Nach den heftigen Regenfaellen vor vier Wochen sind unzaehlige Erdrutsche abgegangen und werden erst nach und nach weggeraeumt, viele Kilometer Strasse sind auch beschaedigt. Und so kaempfen wir uns tatsaechlich 8,5 Stunden nach Uttarkashi, immer wieder ueber Abschnitte mit Sand, Lehm, Geroell, Schlamm und Wasser. Dabei ist die Strasse eigentlich wunderbar, zunaechst sehen wir die Kempty Falls und auch danach ist so manches landschaftliches Sahnestueck dabei, an einem Aussichtspunkt blicken wir auf die 7000er des Himalaya. Das Garhwal erinnert in diesem Gebiet ein wenig an die Pyrenaeen, teilweise fahren wir durch duftende Pinien-Waelder. Viele Haenge sind fuer die Landwirtschaft terrassiert und die Felder geben einen huebschen Kontrast zur uebrigen Landschaft. Auf manchen Abschnitten blickt man neben der Strasse steil hinunter auf den Ganges, der von Gangotri durch dieses Tal fliesst. Eine atemberaubende Landschaft, vor allem fuer unsere Autofahrer wenn ein Rad beim Ausweichen ueber dem Abgrund haengt!

Erst bei Anbruch der Dunkelheit kommen wir in Uttarkashi an und beziehen unsere Zimmer im Tourist Rest House. Der Standard ist hier einfacher als in den tollen Hotels, die uns in den letzten Tagen verwoehnt haben, aber fast alles ist sauber und es gibt heisses Wasser zum Staub abduschen. Beim Abendessen besprechen wir die naechste kleine Planaenderung: Da die Strasse nach Gangotri schon immer sehr schlecht war, sich jetzt aber vermutlich durch den Regen in reines Offroad verwandelt hat, moechten Ratri, Christian und ich lieber unsere Bikes am Hotel lassen und mit dem Auto nach Gangotri fahren. Abdul wird dazu ein weiteres Auto organisieren. Ziemlich geschafft vom Tag fallen wir frueh in unsere Betten.

Freitag: Unsere Befuerchtungen bzgl. der Strasse nach Gangotri waren unbegruendet, sie ist unter dem Strich in einem besseren Zustand als die Strassen gestern. Aber besser zu vorsichtig als irgendwas riskieren. Mike erlebt auf jeden Fall einen wunderschoenen Mopped-Tag, alle anderen einen wunderschoenen Auto-Tag. Leider habe ich die Vokabel "atemberaubend" gestern schon verbraten und so weiss ich jetzt keine Steigerung, also belasse ich es dabei. Immer wieder halten wir an - wir befinden uns immerhin auf ueber 3000m - und geniessen den Blick hinauf zu den hohen Schneebergen des Himalaya. Beim Mittagessen an den heissen Quellen von Gangnani teilt Mike unserem Mechaniker Annil mit, dass seine Hupe defekt sei. Annil analysiert das Problem und stellt schnell fest, dass die Hupe einfach abgefallen ist. In einer Baustelle wagen sich Christian und Ratri zu nah an das Geschehen und bekommen eine Ladung fluessigen Bitumen ab. Christian gehoert damit jetzt zur Trottelfamilie und alle haben Spass mit "teeren und federn"-Witzen. Schade nur um die gute Funktionskleidung, ein Souvenir zum Verzichten. Gegen 15:30Uhr sind wir in Gangotri und beziehen unsere Zimmer, wie gestern in einem staatlichen Tourist Rest und wie im Vorfeld angekuendigt etwas einfacher. Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang und gelangen trotz tiefer Schlucht und reissenden Fluten bis zum Ganges. Das Laufen strengt uns auf dieser Hoehe aber schon etwas mehr an, sind wir wohl einfach nicht gewohnt.

Um 17Uhr treffen wir uns mit Abdul und sehen die Tempel an, hier ist fuer uns also der Ursprung des Ganges, der Beginn des heiligen Flusses, denn bis zur Gletscherquelle koennen und werden wir nicht aufsteigen. Nach der Muendung in Diamond Harbour der erneute Beginn des Rades des Lebens, der Kreis schliesst sich.

Wir treffen zwei Gelsenkirchener Brueder, die zu Fuss nach Indien laufen wollten. Die beiden sind seit Mitte April unterwegs und tatsaechlich per pedes bis Theheran gekommen, haben dann aber kein Visum fuer Pakistan erhalten und mussten bis Delhi fliegen. Nun laufen sie dem Ganges nach bis Kolkata, wo ihre Tour endet. Besucht sie mal unter www.zufussnachindien.de!

Hier in Gangotri gibt es sie uebrigens noch, die bei uns ausgestorbenen "Hare Krishna-Juenger". Alles "Westler" natuerlich, laut Abdul oft Russen (Nachholbedarf?). Die Bewegung war den Indern wohl schon immer suspekt bzw. wurde belaechelt und so kann es auch Abdul nicht lassen den Entgegenkommenden ein "hare Krishna" zuzurufen und sich an deren euphorischer Reaktion zu erfreuen.

Am Abend tagt der "Familienrat", denn wichtige Entscheidungen stehen an. Wir koennen aufgrund der Strassenverhaeltnisse unsere Tour nicht wie geplant fortsetzen, zum einen kommen wir wegen einer voellig weggespuelten Strasse nur auf Umwegen nach Srinagar (UP), zum anderen geht es von dort wenn ueberhaupt nur auf eigene Gefahr weiter und wenn es dann wieder einen Erdrutsch gibt sitzen wir fest.

Wir entscheiden ab Uttarkashi mit zwei Zwischenstopps nach Delhi zu fahren, von dort mit einer Uebernachtung das Taj Mahal zu besuchen und dann nach Srinagar in Kaschmir zu fliegen. Abdul kommt aus Srinagar und diese Chance wollen wir uns nicht entgehen lassen, fuer Renate wird zudem ein lange gehegter Traum wahr, der aufgrund der politischen Situation nie realisiert werden konnte: Wir werden drei Naechte auf einem Hausboot wohnen und uns die Hauptstadt dieser Region ansehen sowie noch einen Ausflug unternehmen. Damit haben wir natuerlich weniger Fahrtage auf den Motorraedern, vor allem weniger schoene im Garhwal, aber so machen wir einfach das Beste aus der Situation, die fuer uns nur einige Aenderungen des Urlaubsablaufs bedeutet, fuer die betroffenen Menschen aber viel Tod, Leid und Existenzverlust gebracht hat.

Es ist nachts saukalt in Gangotri und so entstehen diese Zeilen unter dicken Decken und mangels warmen Wassers auch leider ohne Waermflasche.

Samstag: Saukalt ist relativ, morgens beim Aufstehen 12°C im Zimmer - wir sind diese Temperaturen einfach nicht mehr gewohnt. Die Rueckfahrt nach Uttarkashi verlaeuft ohne besondere Vorkommnisse. Christian faehrt die Enfield hinunter, die Annil gestern fuer genau diesen Fall nach Gangotri gefahren hat, und ist auch vom bulligen Einzylinder begeistert, obwohl es nur die "Kleine" im Fuhrpark ist (350er). Mike faehrt seinen "ich mache alles im zweiten Gang"-Stil und entnervt damit den Fahrer unseres Zusatzautos (Zeit ist Geld). Wir beziehen wieder unsere Zimmer im Tourist Rest und erfreuen uns an heissem Wasser zum Duschen. Nach der Pause wollen wir in die Stadt laufen und ich versuche Euch durch einen Besuch im Internetcafe auf dem Laufenden zu halten.


12.10.2010 19:00
Montag: Leider hatte Ratri diese Nacht Probleme weil irgendetwas (Gewuerz?) eine Unvertraeglichkeit ausgeloest hat, Antihistaminika schaffen aber Abhilfe. Ueberraschend puenktlich startet fuer uns der Tag und tatsaechlich geht es um 8Uhr los. Im Stadtverkehr von Delhi sammeln Christian und ich unsere ersten Selbstfahr-Erfahrungen in Indien und ich noch dazu mit einem "englisch" geschalteten Getriebe. Irgendwie klappt es aber hinter unserem Auto zu bleiben und irgendwann geht der Stadtverkehr in einen Highway ueber. Im Grunde funktioniert der Verkehr wie bei uns, nur eben anders. Es gibt durchaus Regeln, unser Eindruck vom Chaos taeuscht. Nur kennen und verstehen wir die eben nicht alle und daher geht die Gefahr von uns aus. Man muss schon wirklich aufpassen und auf alles gefasst sein, aber dann geht es! Gegen 13Uhr Essen wir zu Mittag, wie immer sehr lecker, vor allem das frisch gebackene, knusprige Fladenbrot "Ruti" moechte man bald zu keinem Essen mehr missen. Danach wird der Highway fuer einige Kilometer sehr schlecht und schlagloechrig, gegen 14Uhr habe ich den ersten Hinterreifen erlegt, das Rad wird aber in Rekordzeit gewechselt.

Weiter geht es nach Norden, ich kaempfe nach wie vor mit der Schaltung und sammle Erfahrungen. Zwischen den Gaengen sind immer Leerlaeufe und mit dem Leerlauffinder kann man scheinbar von jedem anderen Leerlauf in den uns vetrauten zwischen Gang 1 und 2 schalten, sicher bin ich mir aber nicht. Den Leerlauf "normal" einzulegen, also per Schalthebel, gelingt mir eher durch Zufall. Will ein Gangwechsel gar nicht funktionieren gibt man bei gezogener Kupplung etwas Gas.

Die Fahrt geht durch Haridwar und wir sehen im Vorbeifahren die Ghats. Gegen 17Uhr kommen wir dann mit schwarzen Gesichtern in Rishikesh an und beziehen unsere Zimmer im Devine Resort. Von der Terrasse vor unseren Zimmern haben wir einen tollen Blick hinunter zum Ganges bzw. einem der Zufluesse! Das Abendessen auf der erhoehten Terrasse des Hotels ist wie immer prima und in dieser Szenerie erst recht. Es wird erstmals auf der Reise angenehm kuehl und wir muessen sogar einen Pullover anziehen, denn aus dem Himalaya blaest der Abendwind.

Wir diskutieren eine Aenderung des Reiseverlaufs, denn wir moechten auf die Wanderung zu einem Tempel ab Gaurikund verzichten (steil und lang). Dadurch gewinnen wir zwei Tage, von denen wir einen in Joshimath investieren wollen. So koennen wir aus einer entweder-oder-Option beides waehlen, naemlich den Ausflug nach Auli um das Panorama des Himalaya zu geniessen und die Tagestour zum Tempel in Bardinath. Den zweiten gewonnenen Tag wollen wir in Delhi nutzen, denn unser Ausflug zum Taj Mahal ist am letzten Tag der Reise etwas gewagt, er dauert inklusive An- und Abfahrt sehr lange und um 2Uhr nachts fliegt der erste zurueck. Geht dann etwas schief bekommen wir schon Probleme. Alle sind mit den Aenderungen einverstanden und Abdul wird sein Moeglichstes tun um alles so zu organisieren.

Dienstag: Nach dem Fruehstueck treffen wir uns zum Spaziergang durch die Yoga-Hauptstadt Rishikesh. Ein Tuktuk (Dreiradmotorrikscha) bringt uns einige Kilometer bergab und wir laufen von dort hinunter zu einer der beiden Haengebruecken ueber den Fluss. Die Haengebruecke ist fuer Autos nicht geeignet aber Motorraeder, Roller, Fahrraeder, Touristen, Kuehe und Affen teilen sich den Platz. Die Stadt ist sehr nett und wir sehen etliche Tempel, den groessten und wichtigsten sehen wir uns auch von innen an. Eine (sehr) kurze Bootsfahrt fuehrt uns auch einmal an diesem Tempel vorbei, ein schoenes Erlebnis und ueber die Kuerze der Dienstleistung muss auch Abdul herzlich lachen.

Nach einer Pause mit erfrischendem Lassi (Joghurt- oder Kefirgetraenk, wahlweise suess, salzig, ohne alles oder auch mit Mango, Banane oder sonstigen Geschmacksrichtungen) gehen wir in ein staatliches Geschaeft fuer in dieser Gegend gefundene Steine und Schmuck aus eben diesen Steinen. Hier gibt es realistische Fixpreise und vor allem echte Steine und kein Plastik. Das eine oder andere Souvenir wandert ins Reisegepaeck. Schoen, dass wir bei Abdul so gut aufgehoben sind, seine Tipps und Uebersetzungen ersparen uns natuerlich viel Stress und Lehrgeld.

Anschliessend ruhen wir uns ein wenig aus und dann startet die Mopped-Gruppe ihren ersten Ausflug. Die schoene, kurvige Bergstrecke mit wenig Verkehr entschaedigt fuer den gestrigen, anstrengenden Fahrtag. Auch Ratri und Mike kommen mit ihren Enfields ganz gut zurecht, sind aber froh, erst hier die ersten Fahrversuche zu unternehmen. Die Nicht-Moppedfahrer lassen sich derweil im Hotel von einer Massage verwoehnen oder faulenzen.

Wieder zurueck im Hotel goennt sich auch Ratri noch eine Schulter-Nacken-Massage, ich gehe derweil zum Frisoer und bekommen einen tadellosen Haarschnitt inklusive Kopfhautmassage. Als naechstes ist das Internetcafe dran, damit Ihr zuhause das hier auch lesen koennt!


10.10.2010 19:00
Rest Freitag: Der Besuch im Indian Museum war wirklich prima. Das Gebaeude selbst ist schon den Besuch wert, es handelt sich um einen ehemals glanzvollen Bau aus der Kolonialzeit, schliesslich ist das Museum ja auch das groesste und aelteste Indiens. Wir haben uns zunaechst die archaeologische Abteilung mit wunderbaren Statuen aus Buddhismus und Hinduismus angesehen, dann der Zoologie einen Besuch abgestattet und schliesslich der Gemaeldesammlung, in der u.a. auch Werke von Tagore zu sehen sind. Kurz vor dem Schliessen haben wir dann noch die Palaeontologie entdeckt und konnten einen Blick erhaschen.

Nach etwas Kingfisher im Garten des Fairlawn waren wir dann im Restaurant "Zong", das uns mit Thailaendischer, Chinesischer und Japanischer Kueche verwoehnt hat. Wir hatten Scampi, die hier am Golf von Bengalen sehr frisch und lecker zu haben sind, aus den drei genannten Laendern. Japan hat gewonnen, aber sehr sehr lecker war alles.

Samstag: Leider hatte Renate eine etwas unruhige Nacht, was ich jetzt aber nicht auf das Essen schieben moechte. Nach etwas Tee und Toast geht es aber schon besser. Wir organisieren unseren Auszug aus dem Fairlawn und bezahlen die Rechnung, Shushantu und Totun schauen vorbei und verabschieden sich. Wir schiessen noch ein Erinnerungsfoto mit Violet, der 90jaehrigen Besitzerin des Fairlawn, die diesem Wunsch ihres "darling" sehr gerne nachkommt. Violet ist einfach Kult und das Foto darf keinem Kolkata-Traveller, der im Fairlawn war, fehlen!

Kurz vor 11Uhr kommt Shagar vorbei und auch der von Sumit organisierter Wagen trifft ein, unser Gepaeck wird eingeladen und es geht Richtung Airport. Die neuen Stadtteile im Norden Kolkatas bei Tageslicht zu sehen ist beeindruckend, hier sitzen die global operierenden Callcenter und Firmen wie IBM. Schicke Satellitenstaedte schiessen aus dem Boden, die mit "Old Kolkata" so gar nichts zu tun haben. Hier ist das moderne Indien, die boomtown.

Der Abschied von Shagar ist herzlich, schon in einigen Monaten wollen wir auf dem Weg nach Thailand wieder in Kolkata Halt machen und die Familie besuchen, das macht die Sache leichter. Checkin und Security verlaufen problemlos und in der angenehmen Wartezone von Gate 5A entstehen gerade diese Zeilen.

Wir landen puenktlich in Delhi und unser Wheel of India Guide Abdul holt uns vom Flughafen ab, mit dem "King of Delhi" (unser Fahrer) geht es im Kleinwagen zum Hotel, in dem Christian und Uwe schon warten. Fuer morgen verabreden wir uns zur City-Tour und gehen nach dem Duschen auf die Dachterrasse zum Essen und Bier trinken.

Leider bekomme ich mit dem Hotelnetz keinen upload zustande, die Seite mit dem blog wird beim Versuch aber geloescht. Es funktioniert generell nur der download, man kann emails also auch nur lesen aber keine schreiben. Sonderbar, Internet read-only...

Sonntag: Geli und Mike sind nun auch eingetroffen und nach dem Fruehstueck starten wir mit zwei Autos zur City-Tour. Abdul will in der Zwischenzeit die Motorraeder holen. Wir sehen uns das Humayun Mausoleum und das Red Fort (Lal Quila) an, fahren am India Gate vorbei und sehen auch sonst noch einiges. Delhi hat sich maechtig herausgeputzt, neue Schilder, Strassen, alles wird geputzt und auf Hochglanz gehalten, denn schliesslich laufen derzeit die prestigetraechtigen Commonwealth-Games. Und tatsaechlich sehen wir etliche Sportstaetten wie das Schwimmstadion und viele Strassen sind fuer das Radrennen gesperrt.

Nach einem wunderbaren spaeten Mittagessen fahren wir zurueck zum Hotel und da stehen unsere Enfields und Christians Rajdoot. Ratri sitzt auf, befindet die Sitzhoehe fuer o.k. aber den Eisenhaufen fuer ueberraschend schwer. Made like a gun! Ich kicke sie ein paar mal an und fahre einmal die Strasse rauf und runter, die rechts-und-verkehrtrum-Schaltung erfordert etwas Konzentration, sollte aber machbar sein. Die Hupe funktioniert, damit ist das wichtigste Kriterium fuer den Indischen Strassenverkehr schon mal erfuellt. Um 19:30Uhr treffen wir uns mit Abdul und wollen zum Essen gehen, dieses Mal Suedindisch und wieder vegetarisch. Der Abend sollte frueh enden, Montag wollen wir um 8Uhr los um rechtzeitig aus der Stadt zu fahren. Ausserdem haben wir bis Rishikesh 250km vor uns - eine wirklich lange Etappe auf indischen Strassen und auf "historischen" Motorraedern (Christian und ich werden unsere Moppeds ab Delhi fahren, die anderen erst ab Rishikesh).


08.10.2010 11:00
Sowohl das Treffen mit Shushantu und seiner Familie als auch der Besuch bei Shagar und Polli verlief sehr herzlich. Ein Stockwerk ueber Shagar und Polli wohnen Tripti, die Frau des bereits verstorbenen Onkels Bahadur, mit ihrem juengeren Sohn Totun (ich werde zuhause mal einen Stammbaum malen muessen um mir das alles zu merken). Auch ihnen statteten wir einen kurzen Besuch ab. Dua, Shagars und Pollis Tochter und ihr Mann waren auch noch kurz da und somit haben wir eigenlich alle nahen Verwandten getroffen. Als "besonderer Gast" kam noch eine Nachbarin aus alten Tagen ("Paruldidi"), die sich sichtlich gefreut hat, Renate und Ratri wieder zu sehen und mich kennen zu lernen, die Freude beruhte auf Gegenseitigkeit.

Polli hat uns fuerstlich bekocht und alle haben darauf geachtet, dass wir auch wirklich genug essen (was gar nicht zu vermeiden ist, aber man tut es auch gerne...). Die Gastfreundschaft ist ueberwaeltigend!

Nach dem Betrachten vieler Fotos fuhren wir gegen 22Uhr wieder zurueck zum Hotel, unsere Taxierfahrungen werden auch langsam besser und es klappt schon ganz gut. Man muss zum einen immer auf den Taxameter bestehen, Ausreden nicht akzeptieren und einfach wieder aussteigen, wenn das Ding nicht laeuft. Der Fahrpreis berechnet sich dann offiziell wie folgt: Anzeige Taxameter mal zwei plus zwei (Punkt- vor Strichrechnung). Beispiel: Taxameter zeigt "32", Fahrpreis ist (32*2)+2=66 Rupies only. Wird ploetzlich ein Nachttarif erfunden, der sich in zu geringem Wechselgeld aeussert, sehr bestimmt und etwas lauter auftreten. Am besten man hat soviel Kleingeld, dass es nicht zum Wechseln kommt, einfach dem Fahrer das Geld in die Hand druecken und aussteigen, nicht mehr zuhoeren. Das war die Theorie, gueltig bis wir wieder einen finden, der besser ist als wir. Man muss allerdings anmerken, dass eine 30min Taxifahrt soviel kostet wie 1 Liter Benzin und das ganze Unternehmen ohne Trinkgeld und/oder Nepp eigentlich ueberhaupt nicht wirtschaftlich ist.

Den Tag heute werden wir verbummeln, uns evtl. nochmal mit Totun und Shushantu treffen oder ins Indian Museum gehen. Es regnet viel und wir freuen uns auf etwas trockeneres Wetter in Delhi, aber auch da wird es warm und tropisch.

Morgen wird uns Shagar zum Flughafen begleiten und Teil zwei dieser wieder mal unglaublichen Reise kann beginnen! Geli, Mike, Uwe und Christian: Guten Flug - see you in Delhi!

07.10.2010 12:00
Rest Dienstag: Nach unerfreulichen Taxierlebnissen und einem daraus resultierenden Fussmarsch erleben Ratri und ich (Renate ist im Hotel geblieben) einen um so freundlicheren Empfang bei Familie Ghosh. Wir fahren dann mit Schwiegertochter Mahua und Sohn Bobbi zu einem Juwelier um Teil 3 der aufbewahrten Dinge, Edelmetall, zu verkaufen. Die beiden verhandeln lange mit dem Juwelier und ohne sie waeren wir wirklich total verloren gewesen. Es wurde ein guter Preis erzielt, das Geld bleibt selbstverstaendlich bei den hier lebenden Familienteilen der Palchaudhuris. Danach statten wir alle zusammen Chitra, der Tochter von Familie Ghosh, und ihrem Mann einen Besuch ab. Wieder werden wir mit grosser Gastfreundschaft aufgenommen und uns wird angeboten, sich auch um Tei 1und 2 der drei Dinge zu kuemmern, wenn wir eine Vollmacht dafuer ausstellen. Spaet (fuer unsere Verhaeltnisse) sind wir im Hotel zurueck und fallen in die Betten.

Mittwoch: Sumit und unser Fahrer haben zunaechst Sagar abgeholt und sind dann puenktlich am Hotel, der Ausflug nach Diamond Harbour kann starten. Die Fahrt zieht sich im Verkehr von Kolkata etwas hin und nach etwa drei Stunden sind wir an der Muendung des Ganges, wenn man das so nennen kann, denn die ganze Muendung ist natuerlich riesig gross und erstreckt sich ueber zig Hundert Quadratkilometer. Wir suchen eine geeignete, terrassierte Stelle und Sagar entlaesst die Asche von Raju in den heiligen Strom, begleitet von Tagetes-Blueten.

Anschliessend fahren wir in ein sehr nobles Hotel-Spa-Restaurant namens The Ffort Raichak (die zwei "f" sind kein Tippfehler, Hinweis fuer unsere fleissigen Googler zuhause) und essen zu Mittag. Alle finden den Ablauf angemessen und sind zufrieden.

Auf der Rueckfahrt fragen wir Sumit noch kraeftig aus, jemanden wie ihn zu kennen, der Bengali, Englisch und Deutsch spricht, dazu absolut vertraut mit Kultur, Stadt, Geschichte etc. ist und sich einfuehlsam und flexibel auf jede Situation einstellen kann, ist wirklich ein grosses Glueck. Wir werden uns beim naechsten Mal in Kolkata sicher wieder mit ihm treffen und koennten uns auch gut vorstellen mit ihm mal "auf Tour" zu gehen, in den Nordosten Indiens (Nagaland...) zum Beispiel. Aber das ist Zukunftsmusik. Zunaechst bringen wir Sagar nach Hause und lassen uns dann nahe des Hauses von Familie Ghosh absetzen, denn es sind noch ein paar Dinge zu erledigen. Familie Ghosh gilt unser grosser Dank.

Ziemlich muede kommen wir nach erfolgreicher (!!!) Taxifahrt um 9pm im Hotel an und trinken noch ein Kingfisher im tropischen Garten des Hotels, dann sind wir reif fuers Bett.

Donnerstag: Das Telefon weckt uns, Sagar bittet heute bereits etwas frueher zu kommen, damit wir seine Tochter Dua noch treffen koennen, die abends keine Zeit hat. Danach berappeln wir uns und stehen auf, heute scheint es draussen etwas kuehler zu sein als im ersten Teil der Woche. Allgemein haben wir das Klima eigentlich ganz gut im Griff, wir entfeuchten und kuehlen abends das Zimmer, stellen die Klimaanlage dann aber ab und benutzen nur den Ventilator. Das Zimmer hat so morgens etwa 30°C und die Wand aus Griessbrei vor der Tuer ist nicht ganz so heftig. Auch sonst sind wir topfit, keinerlei Probleme. Jetzt ist es bald Mittag und wir treffen uns mit Shushantu in seiner Mittagspause, am Nachmittag geht es dann zum Familientreffen bei Palchaudhuris.


05.10.2010 16:00
Dienstag: Heute habe ich wieder mehr Ruhe zum Schreiben und vor allem mein eigenes Netbook mit bekannter Tastatur. Wir sitzen um 16Uhr zur Teatime im tropischen Garten des Fairlawn und trinken Tee. Ganz nebenbei warten wir, dass der Regen aufhoert, denn wir wollen noch zum New Market und Blumen fuer die morgige Zeremonie in Diamond Harbour kaufen.

Was ich ueber den rasanten gestrigen Tag zu schreiben vergessen habe: Das Kuenstler-Viertel! Hier werden zum groessten Teil riesige Figuren aus Stroh und Gangesschlamm hergestellt, die, fantastisch und bunt bemalt, als Goetterstatuen ihre Rolle beim anstehenden grossen Fest, dem Durga Puja, spielen. Die Kuenstler bei der Arbeit zu sehen und in die Werkstaetten zu gehen war wirklich ein einmalig schoenes Erlebnis. Was ich gestern ueber den rasanten Tag noch nicht wusste: Ein unglaubliches Abendessen in einem Luxus-Restaurant erwartete uns noch! Sumits Empfehlung hat sich wohl an der Hoehe der Einkaeufe gestern Nachmittag orientiert und war dementsprechend eine Top-Adresse.

Heute dann erwartete uns zunaechst mal die uebliche Wand aus Wasser und Griessbrei, die jeden Morgen hinter der Zimmertuer lauert. Nach dem Fruehstueck wollten wir dann business betreiben und uns den drei Dingen, die wir bei Ghoshs bekommen haben, widmen. Teil 1 ist ein Aufbewahrungsschein ueber ein Gewehr, das scheinbar irgendwo in einem Safe liegt, und das uns dementsprechend nur Raetsel aufgibt. Teil 2 ist ein Sparbuch von Ratris Vater bei der Indian Union, die wir nun aufsuchen wollten. Der Taxifahrer hatte mal wieder keine Ahnung wo die Bank zu finden ist und entliess uns irgendwo mit dem wagen Hinweis "da runter", nicht ohne wie immer einen etwas zu europaeischen Preis zu verlangen. Taxi fahren ist wirklich schwierig hier, da die Fahrer allenfalls die Stadtteile kennen, aber selten die Strassen, schon gar nicht die kleineren. Nach endlosem Marsch und zahlreichem Nachfragen endlich die Bank. Aber die falsche Filiale. Also Taxi zum Great Eastern, dem ehemaligen Nobel-Hotel aus Kolonialzeit, dort gegenueber soll die richtige Filiale sein. Und tatsaechlich treffen wir den ersten ehrlichen Taxifahrer mit funktionierendem Taxameter, gerade einmal 26 Rupies will der gute Mann.

Die Bank ist tatsaechlich da und offen, wie erwartet ist so ein Vorgang aber nicht einfach und aus unserem Anliegen das Konto aufzuloesen und das Geld auszuzahlen wird nichts. Um es abzukuerzen: Uns wurden "problems" prophezeit und erklaert, dass wir vom Gericht erstmal einen indischen Erbschein brauchen. Angesichts des Betrages von knapp 40 Euro auf dem Konto brachen wir dieses "aus Prinzip"-Vorhaben hier ab und fuhren zurueck zum Hotel, nicht ohne mal wieder Zickzack zu fahren um den Fahrpreis in die Hoehe zu treiben. Knapp vor einem heftigen Gewitter sind wir zurueck.

Ratri und ich gehen erstmal gegenueber ins Restaurant und essen, danach gibt es dann den besagten Tee.

Als naechste Programmpunkte stehen nun die Blumen und Teil 3 der "geheimnisvollen Erbschaft" an.

04.10.2010 16:00
Montag: Ein unglaublicher Tag! Da ich aber im Internetcafe sitze, die Schriftzeichen auf der Tastatur nur aufgemalt sind und die Tastatur staendig auf Hindi umschaltet im Schnelldurchgang: Wir unternehmen mit Sumit unsere City-Tour, besuchen einen Tempel, fahren ueber die Howra-Bridge, sehen uns den Blumenmarkt unter der Bruecke an, schauen kurz am Ganges vorbei (wo ich aufgrund des Geruchs das erste Mal etwas an meine Grenzen gerate) und gehen leckere Sachen essen. Dui zum Beispiel, suessen Joghurt, und anderes. Zur Mittagszeit schauen wir bei der alten Adresse von Ratris Familie vorbei, die Wohnung der Tante steht aber leer, Bilder haengen noch an der Wand. Die Hoffnung jemanden zu finden schwindet als ploetzlich eine Frau vom Balkon gegenueber ruft - Polli, die Frau von Ratris Onkel Sagar, der dann prompt die Tuer oeffnet und unglaeubig schaut. Der Rest sind Traenen und Freude! Damit nimmt die Woche einen ganz neuen Verlauf, er wird uns am Mittwoch nach Diamond Harbour zur "Beisetzung" begleiten, am Donnerstag sind wir mittags mit Shushantu, dem Sohn des bereits verstorbenen Onkels, und abends mit der ganzen Familie Palchaudhuri verabredet. Aber es gibt leider auch schlechte Nachricht, Ratris Tante Bula ist vor ca. 1,5 Jahren verstorben.

Auf dem Rueckweg erleben wir die Rush-Hour von Kolkata und gehen shoppen, schliesslich muessen fuer hiesige und Deutsche Verwandte Geschenke gekauft werden. Mir ist jetzt nach einem Bier und etwas Ruhe, was sich aber auch finden laesst, denn in Kolkata gibt es einfach alles.

 

Der Dank des Tages geht an Sumit, der uns diese Erlebnisse erst ermoeglicht hat!


04.10.2010 16:00
Der Lufthansa-Airbus "Bottrop" bringt unsere Koerper komfortabel, schnell und sicher nach Kolkata. Nach achteinhalb sehr angenehmen Stunden setzen wir auf der Rollbahn von Dum Dum Airport auf. Leider vermag dieses Flugzeug unsere Seelen nicht zu transportieren, meine zumindest befindet sich jetzt, etwa 24h nach Betreten indischen Bodens, gefuehlt in etwa hinter Istanbul. Bei Verlassen des Flugzeugs, immerhin um fast Mitternacht, hoffe ich noch es sind die Triebwerke, die diese Hitze abstrahlen. Diese Hoffnung schwindet bald, dieses etwas, das uns umgibt wie lauwarmes Wasser, ist die Luft, die wir die kommende Woche atmen werden. Zaeh fliesst sie in meine Lungen und will scheinbar keinen Sauerstoff abgeben. Zum Duft faellt Renate und Ratri nur ein "Das ist Kalkutta!". Irgendwie eine ganz eigene Mischung aus Stickstoff, Sauerstoff und viel Wasserdampf, angereichert von den Kohlefeuern der Strassenkuechen und von den Abgasen der Autos. Nach zuegiger Immigration erwartet uns unser Fahrer bzw. der Abholer von Sumit, der Fahrer bleibt natuerlich im Auto. Rasant sind wir im Fairlawn-Hotel, das wir gegen 0.30Uhr beziehen. Klimaanlage und Ventilator kaempfen erfolgreich, irgendwann sinkt die Temperatur im Zimmer auf unter 30°C und wir in den Schlaf.

Sonntag Morgen, Englisches Fruehstueck mit Ei und Bohnen im Fairlawn, ein guter Start. Dann gehen wir eine Runde spazieren, tauchen ein in das Treiben dieser riesigen, bunten Stadt. Da Sonntag ist hat im New Market fast kein Geschaeft geoeffnet, dementsprechend leer ist es. Leer?  Nun gut. Wir gehen etwas im Maidan-Park umher und stellen dann fest, dass wir bei diesen Temperaturen dringend mehr trinken muessen, zum Glueck gibt es ueberall Staende, die Wasserflaschen verkaufen. So langsam fuellen sich die Strassen etwas und mir ist es eigentlich voll genug (ungefaehr so wie in Wacken 20m vor der Buehne), aber es ist wohl immer noch leer. Etwas laestig, aber zum Glueck nur im direkten Umfeld von Sudder Street (also Hotel) und New Market anzutreffen sind die Schlepper, die wie in Basaren ueblich die Kunden zu den Geschaeften bringen sollen. Unglaublich interessant sind die Gerueche, die auf mich einstroemen. Strassenkuechen aller Art (vom Riechen hat ja nun noch keiner Durchfall bekommen), Gewuerze, aber natuerlich auch unangenehme Komponenten ergeben ein Wechselbad der Eindruecke. Etwas geschafft fallen wir gegen 13Uhr auf unsere Betten und damit unter den ueberlebenswichtigen Ventilator.

Nach dem afternoon tea arrangieren wir unseren Besuch bei Familie Ghosh. Der Rezeptionist findet heraus, wo die Adresse zu suchen ist, in dem er seine Schwester anruft, die in dem vermuteten Stadtteil lebt. Dann wird ein Fahrer organisiert, der uns zunaechst zu einem guten Mishti (pappsuesse Konditorhaeppchen) Geschaeft bringt und sich dann auf die Suche nach der Strasse macht, in der Ghoshs wohnen. Nicht einfach, aber schliesslich findet er es fast und mit meiner Hilfe dann auch zur Gaenze (man muss halt die richtigen Passanten fragen). Der Abend mit Ghoshs verlaeuft sehr nett, wir werden empfangen wie Familienmitglieder. Wir bekommen Chili-Chicken vom Chinesen (Chinesische Restaurants sind hier viel besser, da originaler als in Deutschland), unsere Gastgeber essen aber noch nicht, es sei viel zu frueh, vielleicht um 23Uhr. Fuer die Jahreszeit sei es auch viel zu warm, so wie sonst nur im Sommer, sagen sie uns. Heute hat es uebrigens auch ein ordentliches Gewitter gegeben, was zunaechst eine Abkuehlung gebracht, dann aber die Luft von Wasser in Griessbrei verwandelt hat. Ueber Familie Palchaudhuri wussten Ghoshs leider auch nichts Neues zu berichten, dafuer gab es als kleine Ueberraschung ein paar Dinge, die Ratris Vater seinerzeit bei kihnen zur sicheren Aufbewahrung gelassen hat. Wie es sich fuer eine Fortsetzungsgeschichte gehoert halte ich mit dieser nebuloesen Andeutung den Spannungsbogen und hoere auf zu schreiben, obwohl ich den Eintrag leider nicht sofort hochladen kann, da mein Netbook irgendein Problem mit dem WiFi des Hotels hat (oder umgekehrt). Ein Schluck Duty Free Cognac wird den Abend beenden und uns in den Schlaf begleiten.


02.10.2010 10:00
Erste kleine Panne, die Kreditkarte ist im Hotel geblieben und wird uns nun nach Delhi mitgebracht. Macht aber nichts, wir haben genug andere. Die Abfertigung am Flughafen verlief trotz der Urne im Handgepaeck problemlos und niemand wollte unsere schoenen Dokumente sehen.

02.10.2010 00:00
Wunderbarer Abschiedsabend in Mannheim mit Geli und Mike. Aber was heisst Abschied? In 9 Tagen treffen wir uns in Delhi!

01.10.2010 09:00
Alles ist zur Abreise bereit - heute Mittag geht es los via Ulm nach Mannheim.

28.09.2010 22:14
Unglaublich! 80 Stunden vor der Abfahrt sind wir so gut wie fertig mit dem Packen. Das gab es meines Wissens noch nie...

25.09.2010 17:05
Unsere Planung fuer Kolkata ist jetzt abgeschlossen. Wir werden Samstag Nacht vom Flughafen abgeholt und zum Fairlawn Hotel gefahren. Am Sonntag sind wir bei Familie Ghosh, Freunden der Familie Palchaudhuri, zum Abendessen eingeladen. Am Montag werden wir mit Sumit eine Stadtrundfahrt unternehmen und am Mittwoch mit ihm nach Diamond Harbour fahren. Morgen beginnen wir mit dem Packen, ganz sicher, denn ausnahmsweise wollen wir mal nicht in der letzten Nacht vor der Abreise unsere sieben Sachen zusammensuchen!

16.09.2010 17:00
Frau Schiele von Wheel of India, die sich beispielhaft um alles kuemmert, hatte noch einen Kontakt in Kolkata fuer uns. "Unser Mann in Kolkata" heisst Sumit und wird unseren Transport vom Flughafen, den Tag in Diamond Harbour (Gangesdelta) und eine City Tour organisieren. Klasse! Es ist ein sehr gutes Gefuehl erwartet zu werden!

07.09.2010 07:27
Wir haben uns eigens fuer den Urlaub eine Email-Adresse eingerichtet, die nach unserer Rueckkehr wieder geloescht wird. Wer uns also schreiben moechte tue dies bitte an indien2010@globetrottel.net - die Post an die normalen Adressen werden wir unterwegs nicht abrufen.

20.08.2010 17:00
Nun sind es noch 6 Wochen, bis es losgeht, und so langsam steigen wir in die konkrete Vorbereitung ein. Als erstes habe ich mir eine Markenchronik Royal Enfield zu Gemuete gefuehrt, schliesslich will man ja wissen, was einen erwartet. Seit letztem Wochenende nennen wir auch einen lonely planet Indien unser Eigen, um uns naeher ueber unsere Reiseziele zu informieren. Und dann tauchen natuerlich auch die ersten Fragen auf: Tasche oder Koffer? Wohin mit dem Helm? Brauche ich einen Ueberspannungsschutz fuer das Netbook? Gibt es viele Moskitos? Wie warm wird es in Kolkata, wie kalt auf ueber 3000m in Gangotri?

12.08.2010 19:00
Jetzt ist wirklich alles in trockenen Tuechern, unsere Visa und auch das Dokument vom Konsulat bzgl. der Ueberfuehrung der Urne von Ratris Vater sind bei uns eingetroffen. Ebenfalls sicher ist jetzt, dass Christian (Fisch) mit im Boot ist, d.h. wir bestreiten die Garhwal-Reise ab Delhi zu siebt. Klasse! Ratris internationaler Fuehrerschein ist in Arbeit, ebenso Christians neuer Pass und EU- sowie internationaler Fuehrerschein. Ratri hat Kontakt nach Kolkata aufgenommen, das "Abenteuer Familie" startet. Wir sind wirklich gespannt auf diese ganz andere Reise!

27.07.2010 12:27
Das war ein grosser Schritt vorwaerts: Gestern waren wir in Muenchen und haben unsere Angelegenheiten auf dem Konsulat geregelt. Der Sachbearbeiter war sehr nett und hilfsbereit und nach ca. 1h waren wir fertig. Anschliessend haben wir unsere Antraege bei Cox and Kings abgegeben, dem fuer die Visa zustaendigen Unternehmen unweit des Konsulates. Wieder in Biberach waren wir noch auf dem Landratsamt und Ratri hat einen Internationalen Fuehrerschein beantragt. Damit sind diese buerokratischen Huerden schon mal genommen!

27.07.2010 12:12
Blog Indien 2010: Das Blog-Skript wurde (hoffentlich) nochmals verbessert und kann jetzt als "Hybrid" benutzt werden. Das bedeutet es werden weiterhin die eingehenden mails verarbeitet und in den Blog eingefuegt, ich kann aber die Seite auch mittels HTML-Editor auf dem Netbook manipulieren und hochladen, da vor dem Einfuegen von mails jetzt zunaechst ein download des Dokumentes stattfindet. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob wir unterwegs die Zeit und Infrastruktur vorfinden Euch haeufig Bericht zu erstatten. Seid also bitte nicht zu sehr enttaeuscht, wenn Ihr laengere Zeit nichts von uns hoert! Martin



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