Unsere
Band
RestAlkohol wurde vermutlich 1987 gegründet und bestand aus Sted (d), Tom
(g/v) und mir, Möter (v/g). Ursprünglich war noch unser Freund Oddo als
Bassist gesetzt, sein Plan, einen Bass in Form eines Flaschenöffners selbst
zu fertigen, wurde aber nie umgesetzt. Folgerichtig war "Oddo scheitert"
unser erster Song (und wie alle Stücke eben ohne Bass). Wie ich jetzt
gesehen habe hat Fender Oddos Idee realisiert, allerdings handelt es sich
dabei nicht um einen Bass in Form eines Flaschenöffners sondern um einen
Flaschenöffner in Form eines Basses, was natürlich etwas ganz anderes ist.
Gespielt wurde Garagen-Fun-Punk mit deutschen Texten, beeinflusst durch die
Musik, die wir (neben Metal und Hard Rock) zu dieser Zeit hörten: Die Toten
Hosen, Die Frohlix, Schließmuskel, Ackerbau und Viehzucht, Der Durstige
Mann...
Der Schwerpunk(t) der Band war, wie die Bezeichnung Fun-Punk schon sagt -
Spaß. Auch der reichhaltige Genuss alkoholischer Getränke war durchaus
wichtiger als virtuose Instrumentenbeherrschung und Wohlklang. Ich glaube
Tom war da etwas fleißiger aber ich beherrschte lediglich den omnipräsenten
Quint-Powerchord und den Tritt auf das legendäre DS-1 Distortion Pedal. 2016
tauchte das erste Mal in Emails das Wort "reunion" auf aber bis dato
verhindern räumliche Distanz und volle Terminkalender ein Treffen aller drei
Restalkoholiker. Sag niemals nie.
Vermutlich ebenfalls aus dem Jahr 1987 stammt ein Tape
(Kompaktkassette/Musikkassette), auf dem sieben Titel unserer Band zu
hören sind (bzw. sechs Stücke, eines in zwei Versionen). Die Aufnahme
erfolgte im ersten Proberaum, dem in den 80er Jahren unvermeidbaren
Partykeller unseres Hauses im Zedernweg in Löhne. Später wechselten wir in
eine leerstehende Halle einer Küchenfabrik.
Klanglich sogar halbwegs akzeptabel ist die Hymne RestAlkohol, bei
anderen Stücken rätseln wir nun, fast 30 Jahre später, über den Text, oder
können uns noch nicht einmal an den Titel erinnern. Eine Live Aufnahme von
Restalkohol erfolgte etwas später bei einer Party (u.a. anlässlich meines
18. Geburtstags) im Frühjahr oder Sommer 1988 in Klaus' Doppelgarage, es
spielten damals neben RestAlkohol auch Die Roten Hämorrhoiden und es
gab 1000 Halbliterdosen Tuborg. Das Garagentor war anschließend vom Pogo
ausgebeult und die Dosen waren über das gesamte Grundstück verteilt - aber
es war eine geile Party. Leider ist die Aufnahme verschollen.
Nicht erhalten blieb damit unser größter Erfolg Der Ernst des Lebens,
der von der Privatbrauerei Ernst Barre in Lübbecke handelt:
Alle lieben Ernst Alle lieben Barre Bräu Ernst, Ernst, Ernst Der Ernst des Lebens uns erfreu'
Die sieben Songs des '87er Tapes können, obwohl offiziell nie
fertiggestellt, als unser erstes und einziges Album gelten, das unter dem
Titel ad fundum („Bis zum Boden!“
oder „Bis auf den Grund (des Glases)!“ – studentensprachlicher Trinkspruch)
geplant war. Hätte es dieses Album gegeben hätte das Cover vielleicht so
ausgesehen (gebastelt 2017 = 30. Geburtstag):
Aufgrund intensiver Forschungen auf dem Dachboden und im Keller seines
Elternhauses förderte Tom 2019/2020 zwei beachtliche Fundstücke zu Tage, die
nicht unerwähnt bleiben sollen: Zum einen eine Rezension
des geplanten Albums ad fundum in der nur einmalig 1988 erschienenen
alternativen Schülerzeitung "Der Antibote (heiße Schenkel)". Der Autor kann
nicht sicher ermittelt werden, mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit war ich es aber.
Auch Toms Gitarre tauchte auf, inklusive zerborstenem Plektrum, ohne tiefe
E-Saite aber mit beiliegenden gerissener E-Saite in einem sonst tadellosen
Fender Satz. Das gute Stück wurde in
würdigem Rahmen Silvester 2020 aufgehängt und befindet sich nun als
Dauerleihgabe bei uns.
RestAlkohol - ad fundum
1. Oddo scheitert
"Oddo scheitert" beschreibt das Scheitern am Bau des eigenen Basses im
Speziellen ebenso wie das Scheitern im Allgemeinen. Unser erster Song!
2. Oddo scheitert (extended version)
Früher eingespielt als die kurze Fassung zeigt diese Aufnahme eine
deutliche Tendenz zur Jam Session oder wenn man so möchte zur
unkoordinierten Improvisation. Eben wie wir im dramatischen Ende auffordern
"jeder scheitert an seinem Instrument". Mit über 10min Länge ein
Leckerbissen für echte Fans (aber vermutlich auch nur für eben solche)!
3. Restalkohol
Die Hymne zur Band, ein prägnantes Riff aus Toms Gitarre, Möters klarer,
trotziger Gesang und Steds treibendes Drum machen diesen Song zu einem
echten Meilenstein ostwestfälischen Fun-Punks. Der Text beschreibt
trinkwütige Samstagabende und die Folgen am kommenden Morgen. Der Song
könnte als starkes statement gegen Alkoholmissbrauch gesehen werden, war
aber mit Sicherheit nicht so gemeint.
Samstagabend hängt man nicht zu Hause rum
starrt nur in die Glotze, still und stumm
Samstagabend wird sich auf den Weg gemacht
??? es wird getrunken und gelacht
Gottseitdank es gibt ja kühles Bier vom Fass
??? Flaschen und auch Apfelspaß
Pogo, gröhlen, saufen bis sich alles dreht
bin ja mal gespannt wie's Sonntagmorgen geht
Restalkohol morgens wachst du auf Restalkohol es gärt in deinem Bauch Restalkohol manchmal musst du spei'n Restalkohol schenkt dir Qual und Pein
Restalkohol Restalkohol
4. Löhne
Pure Sozialkritik am Heimatort, Ausbruch der aufbegehrenden Jugend aus
dem gesellschaftlichen, goldenen Käfig der provinziellen Mittelschicht unter
Zuhilfenahme von Alkohol (hier: Herforder Pils). Wir wollten London oder
L.A. und hatten nur Löhne. Mehr Klischee geht nicht.
Wohne nicht in Düsseldorf, wohne nicht am
Rhein
will auch keine - Tote Hose sein.
???
??? ???
hier ist mein Zuhaus'.
Zwischen Kaiser Wilhelm, und Hermannsdenkmal
liegt die Kleinstadt Löhne leben hier ist Qual.
Kleinstadt Löhne, Spießerstadt Löhne, Herford ist nicht weit denk an Löhne, denk an Herford, vom Pils,
da wird man breit.
5. Unbekannter Titel
Unglaublich aber wahr, wir können uns an den Titel dieses Stückes nicht
erinnern. Liegt vielleicht am gelebten Inhalt.
Wollen nicht im Stress versinken
wollen endlich wieder trinken
6. Wozu? (Schließmuskel)
So weit ich mich erinnern kann haben wir nur drei Coverversionen gespielt,
von denen diese hier von Schließmuskel mit Sicherheit am besten gelungen
war. Die meiste Stimmung hat aber "Mamor, Stein und Eisen bricht"
verbreitet, von dem leider keine Aufnahme mehr existiert.
7. Harley David Son of a Bitch / Harley
David (Serge Gainsbourg / The Bollock Brothers)
Als glühender Verehrer und regelmäßiger Konzertgänger der Bollock Brothers
war dieses Cover mein Wunsch, das Tom und Sted glaube ich nur mirzuliebe auf
sich genommen haben. Passt irgendwie auch überhaupt nicht ins Repertoir.