Georgien 2025 Travelogue
17. September - Ausflug in das Pankisi-Tal
Das
Pankisi-Tal, oberhalb dessen der Fluss Alazani entspringt, zieht sich
von der Stadt Akhmeta aus nach Norden in Richtung Tuschetien. Bis vor
etwa 20 Jahren wurde von Reisen in dieses Gebiet aufgrund der
Sicherheitslage abgeraten, heute ist das hübsche Tal auf dem besten
Weg, touristisch erschlossen zu werden. Im Tal leben Kisten, aus
Tschetschenien stammende Georgier, die teilweise schon im 18.
Jahrhundert hier gesiedelt haben. Sie haben ihren sufi-islamischen
Glauben behalten, dementsprechend sieht man auch, nicht ausschließlich,
Frauen mit Kopftuch, und natürlich Moscheen.
Unser
Vormittagsprogramm war das Kennenlernen der Filztechnik und die
Herstellung eines Stücks bei einer Lehrerin im Dorf Jokolo.
Sie unterrichtet im örtlichen Kulturzentrum Kinder im Filzen und
betreibt
zuhause seit 40 Jahren eine Werkstatt.

Wir
durften ordentlich Hand anlegen und erzeugten alle zusammen dieses, wie
ich finde, recht hübsche Souvernir, dessen Verbleib noch abgestimmt
werden muss.

Anschließend
unternahmen wir einen kleinen Spaziergang am Fluss Alazani und genossen
den Ausblick auf den Großen Kaukasus. Der/die/das Alazani führte wenig
Wasser und die Steine im trockenen Flussbett waren teilweise
wunderschön farbig und geologisch bestimmt interssant, außerdem hatten
sich über den Sommer einige Pflanzen angesiedelt, die wir mittels
Bestimmungs-Apps auf den Smartphones identifizieren konnten.

Und dann folgte noch der Besuch einer Brauerei. Braurei? In einem islamisch gesprägten, kleinen Tal im Kaukasus? Jawohl! Die Kisturi Brauerei
in Omalo stellt seit 2020 ein traditionelles, tschetschenisches,
alkoholfreies "Bier" her, das auf einer Maische aus Hagebutten und
Schwarzem Weißdorn basiert, und keine alkoholische Gärung erfährt. Bei
uns würde man, schon aus Gesetzesgründen, eher "Fruchtlimonade mit
Hopfenaroma" zu dem Getränk sagen, aber es hat überrraschend gut
geschmeckt und ist sehr erfrischend! Das von USAID (es war einmal in
besseren Zeiten) und der EU geförderte Projekt hat es bereits auf einen
Ausstoß von 50 Hektolitern pro Monat gebracht und das Getränk wird
sogar in Tiflis verkauft.
Nach der Führung durch die kleine
Produktion folgte, ich zitiere das Programm unseres Veranstalters
Georgia Insight, ein "kleines Mittagessen mit traditionellen Gerichten".

In
dieser wenig bereisten Gegend wird die traditionelle, georgische
Gastfreundschaft noch sehr ernst genommen und gelebt, und erstmals
mussten tatsächlich Teller gestapelt werden.

Nach
unserer Rückkehr in das Guesthouse Alvani genossen wir die milden
Temperaturen im schön angelegten Garten. Unsere Gastgeber hier sind
übrigens Tuschen, stammen also aus der etwas weiter im Norden gelegenen
Region Tuschetien, und kochen daher wieder etwas anders, die Chefin hat
zum Glück ein Buch über das Essen und die Region geschrieben, das uns
begleiten wird. Am frühen Abend gab es dann für uns einen kleinen
Kochkurs, bei dem wir Auberginen mit Walnusspaste und Kotori, eine
Variante des Chatschapuri mit Hüttenkäse-Mozzarella Füllung
zubereiteten, und dabei zu Werbezwecken
fotografiert und gefilmt wurden. Der Kurs heißt hier übrigens
"Masterclassi", die Georgische Sprache leiht sich auch gerne mal etwas
aus anderen Wortschätzen, wie auch das schöne Wort "Schlagbaumi" oder
"Kartopeli" (Kartoffel, das Georgische hat kein "f").

Und dann...da wir ja nur ein
"kleines Mittagessen mit traditionellen Gerichten" hatten, ließen es
sich unsere Gastgeber nicht nehmen, für uns zu grillen...