Georgien 2025 Travelogue
11. September - In den Kleinen Kaukasus nach Achalziche
Jetzt
wird es ernst, erstmalig in den 17 Jahren, in denen ich unseren
Reise-Blog schreibe, gibt es ein Peer Review, denn Sopo liest die
Texte. Also die Ohren spitzen und im Zweifel einmal mehr in die
Wikipedia sehen, um keinen Unfug zu verbreiten ;-)
Wir starteten
unseren heutigen Tag mit einem Spaziergang vom Hotel in die Innenstadt,
entlang der Straße der Juden, von denen heute aber kaum noch eine
nennenswerte Zahl von Einwohnern in Kutaissi lebt. Trotzdem gibt es
Synagogen, von denen wir eine besuchen durften, inklusive einer kurzen
Einführung. Anschließend streiften wir durch die Innenstadt und sahen
uns an, was wir gestern nicht gesehen hatten, Kutaissi ist eine hübsche
kleine Stadt und voller Statuen bekannter Persönlichkeiten, so konnten
wir zum Beispiel neben dem Schauspieler Ipolite Khvichia
eine kurze Pause einlegen.

Nächster
Programmpunkt war die Bagrati Kathedrale, die wir gestern schon von
Weitem bewundert hatten, Symbol der Einheit Georgiens, erbaut im 11.
Jahrhundert. Leider bestand das Bauwerk am Anfang des letzten
Jahrhunderts nur noch aus Ruinen, und die Restaurierungsarbeiten
verliefen nicht zur Freude aller. "Not amused" war dann auch die UNESCO
und der Weltkulturerbe-Titel war aufgrund des Einbaus moderner
Strukturen weg, zugegeben ist der äußere Eindruck aufgrund des
zugefügten Fahrstuhls auch wenig erfreulich, im Inneren waren wir aber
gar nicht mal so abgeneigt, die Symbiose aus alt und neu anzuerkennen,
schließlich sind die 1000 Jahre seit der Erbauung eben auch vorbei.
Da
die geplante Straße durch die Berge nach Süden derzeit nicht passierbar
ist, fuhren wir zunächst zurück nach Osten und bogen dann nach
Südwesten ab. Direkt an der Abfahrt von der Autobahn liegt das
Städtchen Surami und dieses ist bekannt für die Straße der Bäcker, die
ein süßes Brot mit Zimt und Rosinen, das Nazuki, herstellen. Obwohl wir
ja keinen "Süßen" sind, schmeckte das noch warme Brot ausgesprochen
lecker, und stellte einen guten Imbiss dar, um über den Tag zu kommen.

Der
nächster Stopp war in Borjomi, einem international bekannten und
sehr gut besuchten Heilbad mit einer schwefelhaltigen Quelle. Im
Kurpark durften wir auch einen Becher des Heilwassers trinken, ich
hoffe, wir fallen nicht noch um oder liegen sogar auf dem Rücken, wie
die vielen Hunde unweit der Quelle, aber bis jetzt hat es uns nicht
geschadet. Einige der Häuser im mondänen Ort sind auch einen zweiten
Blick wert, insgesamt herrschte für unseren Geschmack aber zu viel
Trubel und es war deutlich zu voll.
+++ Neues vom Koffer: Er wurde gefunden und ist auf dem Weg zum Clocks Hotel in Tiflis +++
Später wurde uns vom Hotel ein Foto geschickt, und es ist tatsächlich Mikes Koffer, den er dann in zwei Tagen wiedersehen wird.
Schließlich
führte uns der heutige Tag nach Achalziche im Kleinen Kaukasus und dort
zur Festung Rabat. Die Festung selbst wurde in den letzten Jahrzehnten
mehr oder weniger originalgetreu wieder aufgebaut und stellt daher eine
etwas schwierige Melange aus Fakten und Fiktion dar, aber das dort
beheimatete "Ivane Javakhishvili Samtskhe-Javakheti History Museum" hat
es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Fundstücke und Ausgrabungen
aus tausenden Jahren erzählen die lange und ereignisreiche Geschichte
des Ortes und verschiedener Epochen von Hochkulturen. Mein Favorit
unter vielen faszinierenden Stücken war, da ich mich etwas mit der
Argonautensaga ("Goldenes Vlies") beschäftigt habe, eine Axt aus der
Kolchis-Kultur aus dem 15.-7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung.

Anschließend
fuhren wir zu unserem Guest House Tbilis Sachi ("warmherziges Haus") in
Achalziche, bezogen unsere schönen Zimmer, tranken ein Bier unter dem
Pavillon im Garten, und genossen dann abermals ein fantastisches
Abendessen, dieses Mal mit Linsensuppe, Rotkraut-Huhn-Salat,
Kartoffelsalat, Tomaten und Gurken, Knoblauchhuhn, gefüllten Paprika,
Auberginen-Paprika-Salat, Blumenkohlsalat, Fladenbrot, Kaffee, Kuchen
und natürlich Wein. Und, außer der Reihe, einem eingelegten Knoblauch,
den wir vom Markt in Kutaissi mitgebracht hatten.
Nach wie immer
angeregten Gesprächen beschlossen wir den Abend bei einer letzten
Karaffe Weißwein im gemeinschaftlich genutzen Wohnzimmer unseres
Stockwerks, und nun freuen wir uns auf eine geruhsame Nacht im Kleinen
Kaukasus, in der wir wieder sehr viele schöne Eindrücke und Erlebnisse
verarbeiten werden, um morgen offen und aufnahmefähig für Neues sein zu
können!