Georgien 2025 Travelogue

10. September - Reise nach Imeretien

Wieder eine herrlich ruhige Nacht mit viel frischer Bergluft auf dem Weingut, dieses Mal angereichert durch kräftige Gewitter und Regenfälle. Am Morgen begrüßten uns die hübschen Gestreiften Weinbergschnecken und wir genossen das Frühstück, nebenbei bemerkt ohne Schnecken sondern mit Gemüse, Käse, Marmelade und Ei rein vegetarisch.

Laut ursprünglichem Reiseplan wäre heute das Kloster Gelati, nein, keine Eis produzierenden, italienischen Mönche, an der Reihe gewesen, doch das muss nach unsachgemäßer Instandsetzung nach der Wende nun schon wieder renoviert werden, und ist daher für den Besucherverkehr nicht zugänglich. Als charmanten "Ersatz", und für mich aufgrund der fehlenden Besucher viel schöner, war unser erster Anlaufpunkt heute das Kloster Ubisa, erbaut im 9. Jahrhundert, mit einem Fresko aus dem 12. Jahrhundert, vermutlich von Damiane, einem Absolventen der Schule von Gelati, der Kreis schließt sich. Menschen, die so etwas malen, heißen übrigens Freskanten, habe ich von der Wikiedia gerade gelernt, so viel Klugsch###erei musste jetzt mal sein.

Bitte beim Betrachten daran denken: Etwa 250 Jahre vor Michelangelo!

Fresko Ubisa

Auf der weiteren Fahrt nach Westen wurde es dann trüb und regnerisch, wir überquerten den Rikoti-Pass und befanden uns damit in West-Georgien. Der große Buntmetall-Industriekomplex von Zestaponi passte in dieses graue Bild, bald darauf wurde es aber wieder trocken und am Ende des Tages auch sonnig. Kurz vor dem Mittag fuhren wir durch Kutaissi, der Hauptstadt der Region Imeretien, und unweit davon im Norden erreichten wir das Renegade Tea Estate. Die kleine Tee-Plantage arbeitet erst seit wenigen Jahren und wurde von Enthusiasten aus Estland ins Leben gerufen, um den durch Massenproduktion in Sowiet-Zeiten ruinierten Ruf des einst weltberühmten Georgischen Tees zu restaurieren. Das Vertriebskonzept der edlen Tees ist besonders, und wurde durch eine Dokumentation auf Arte auch in Deutschland bekannt: Kunden, Privatleute wie Firmen, "adoptieren" eine Fläche mit Teepflanzen, in Form einer Vorbestellung. Im Jahr darauf wird die Menge und Art des bestellten Tees für den Kunden produziert und ausgeliefert, so ist Angebot und Nachfrage, bis auf eine kleine Menge für den freien Verkauf, von vorneherein geklärt. Andere Vertriebswege gibt es nicht, Hauptabnehmer ist Tee Gschwendner, aber auch viele Privatpersonen aus aller Welt, deren Namen auf Schildern zwischen den Pflanzen stehen.

Renegade Tea Estate

Alex führte uns in das Gelände und durch die Produktion, anschließend verkosteten wir Green Velvet (grün), den edlen und für die Verkostung nicht vorgesehenen Weißen Tee, Berry Breeze (schwarz), Lazy Morning (Oolong) und Georgian Breakfast (schwarz, Ziehdauer 4min und 8min). Zum Glück gab es noch einige Tüten á 50g im Verkauf, und etwas günstiger als im Gschwendner Webshop waren diese auch, zumal mehr Gewinn bei den sympathischen Erzeugern ankommen sollte.

Zurück in Kutaissi stärkten wir uns mit den leckeren Bäckereierzeugnissen, wir wählten dieses Mal "Lobiani", eine Art Fladenbrot mit einer leicht pikanten Bohnenpaste, einfach nur Weltklasse! Danach streiften wir mit Sopo über den Bauernmakt und kauften dies und das, unter anderem den Imeretischen Safran, also Tagetes-Pulver, der in den hiesigen Gewürzmischungen so typisch ist.

Kutaissi Bauernmarkt

Nach einem kleinen Spaziergang fuhr uns Arsena dann zu unserem Hotel "Green Flower", etwas oberhalb der Innenstadt gelegen, mit einem wunderbaren Blick auf den Fluss Rioni und die Bagrati-Kathedrale, die wir morgen besuchen werden.

Besonders schön ist dieser Blick von der Dachterrasse des Hotels, auf der wir gerade bei angenehmen Temperaturen im Licht der untergehenden Sonne mit einem Zedazeni-Bier sitzen, lesen, den Travelogue schreiben und uns auf das Abendessen freuen!

Und wenn dieser Satz jetzt so etwas wie Neid ausgelöst hat, war das durchaus beabsichtigt...


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