Adria 2017 Blog
Zweieinhalb Jahre ist es nun her, dass wir mit dem Moppeds eine größere
Ausfahrt unternommen haben, Fernreisen, andere Schwerpunkte und einige
Wehwehchen standen der großen Freiheit auf zwei Rädern gegenüber. Es ist
also Zeit die Koffer anzubauen, die berühmten sieben Sachen zu packen und
über die Alpen in den hoffentlich sonnigen Süden nach Slowenien und an die
Adria zu flüchten.
So der Plan, aber lest selbst...
16.04.17
18.04.17
19.04.17
20.04.17
22.04.17
23.04.17
24.04.17
25.04.17
27.04.17
29.04.17
30.04.17
01.05.17
02.05.17
03.05.17
04.05.17
05.05.17
06.05.17
16.04.17
Ostersonntag - und was für ein graues Wetter! Ideal zum Packen. Am Freitag
waren wir erstmals nach zweieinhalb Jahren mit den Moppeds unterwegs, knapp
drei Stunden auf die schwäbische Alb bei unter 10°C. Alles ist doch
vertraut, die Fahrzeuge in sehr gutem Zustand und auch unsere Motorik
arbeitet zufriedenstellend. Nun stapeln sich im Wohnzimmer die Gepäckstücke.
Das Navi hat ein Update bekommen, die alten (Papier-)Karten sind von 2008
und müssen als Übersicht reichen. Für die erste Übernachtung haben wir in
Südtirol ein Gasthaus gebucht und können kaum fassen, dass wir tatsächlich
10 Jahre nicht mehr in dieser Gegend waren.
Technisch gibt es eine Neuerung, erstmalig nach 9 Jahren wird uns nicht mehr
unser treues aber in die Jahre gekommenes DELL Netbook "MobiTrottux" sondern
ein Convertible von Asus begleiten, das auf den Namen "MobiTrottWin" hört.
Kenner merken sofort, statt Linux begleitet uns nun Windows, wir werden
sehen, wie es sich schlägt.
18.04.17
Heute gab es ordentlich Schneeregen und in den Bergen bis zu 30cm Neuschnee.
Wir lassen uns aber nicht aus der Ruhe bringen und dekorieren unsere Koffer,
hier mein Ergebnis:
19.04.17
Irgendwas geht hier schief, wir sollten unsere Pläne überdenken...
20.04.17
Die Stammesältesten haben getagt und beschlossen, dass Sonne, Mond und
Sterne Zeichen zeigen keinen Moppedurlaub zu starten. Howgh!
Die Wetterlage ist sehr instabil, auch auf der Südseite der Alpen nicht
unbedingt sicher und über die Berge zu fahren dürfte momentan völlig frei
von jeglichem Spaß sein. Aber wir sind ja jung, dynamisch und flexibel,
holen Uwe also morgen in Ulm vom Bahnhof ab und starten am Samstag mit dem
Touran nach Südtirol. Das Auto eröffnet natürlich ganz andere Urlaubsinhalte
sowie Reichweiten und wir drucken schon mal die Fährpläne für Kroatien aus -
eventuell wird ja doch noch etwas aus der "kleinen Adria-Umrundung" über
Dubrovnic nach Italien. Außerdem können wir um- und zupacken, ich muss meine
Reisegitarre schnell noch mit frischen Saiten versehen und und und...
22.04.17
Von Nordwesten drückt das schlechte Wetter herein als wir aus Warthausen
losfahren, mit jedem Meter nach Süden wird es schöner. Auf dem Fernpass sind
es bereits 14°C, auf dem Reschenpass 16°C aber es bläst ein böiger, kalter
Fallwind - Nordföhn. In Prad am Stilfserjoch 20°C - wir sitzen auf der
Terasse und trinken den Urlaubsapero! Im Restaurant unseres Hotels "Stern"
schmieden wir pläne für die Weiterfahrt.
23.04.17
Bei schönstem Wetter und bis zu 20°C fahren wir nach Osten und erreichen via
Bozen, Feltre und Belluno schließlich unser heutiges Ziel Udine. Udine? Bis
gestern Abend wussten wir auch nicht, dass wir uns dieses Städtchen im
Friaul ansehen möchten aber es ist eine Reise wert! Die Altstadt ist
zauberhaft "italienisch" und dank des grade stattfindenden "Far East Film
Festivals" sehr belebt - ein Volltreffer. Und da ein Ort namens San Daniele,
berühmt für seinen Schinken, nur einen Schweinwurf...Entschuldigung
Steinwurf entfernt ist, sind kulinarische Höhepunkte naheliegend.
24.04.17
Nach dem gestrigen, langen Fahrtag folgte heute ein kurzer. Zwar hieß unsere
Unterkunft in Udine "Quo Vadis" aber diese Frage war längst beantwortet -
der Weg führte uns ins gerade einmal 45km entfernte slowenische Kobarid. Auf
dem Weg liefen uns noch friaulischer Käse und der berühmte Speck aus Sauris
zu, dann überquerten wir einer EU würdig lediglich durch Schilder informiert
die Grenze und suchten uns am frühen Mittag eine nette Unterkunft, die wir
in Form des Apartman-Ra auch fanden.
Der Himmel verdunkelte sich bereits zusehends und so brachen wir schleunigst
zu einer kleinen Wanderung auf, die uns etwa 4 Stunden lang auf gut
ausgebauten Wegen zu einem Wasserfall der/des Kozjak, einem Nebenfluss der
Soča, und entlang von Ausgrabungen wieder zurück nach Kobarid führte.
Unterwegs sahen wir auch viele Stellungen und Grabenanlagen aus dem ersten
Weltkrieg, der hier eine seiner furchtbarsten Höhepunkte fand und in der
sogenannten 12. Soča-Schlacht, auch Karfreitschlacht genannt, unfassbaren
1mio Menschen den Tod brachte. Wir werden morgen noch hier bleiben und unter
anderem das Museum in Kobarid besuchen um bezüglich der Urkatastrophe des
20. Jahrhunderts unsere Wissenslücken zumindest zum Teil zu schließen.
25.04.17
Heute schüttet es wie aus Kübeln, ein guter Tag zum ausschlafen, gemütlich
frühstücken im Küchenanbau unserer kleinen Wohnung und natürlich ein guter
Tag für das Museum. Das kühle, nasse und graue Wetter unterstreicht die
beklemmenden Inhalte der preisgekrönten Ausstellung und wieder einmal wird
klar, dass Kriege keine Gewinner kennen.
Am Nachmittag schlendern wir in einer Art Regenpause durch den kleinen Ort
und suchen uns ein schönes Restaurant aus, angeblich eines der besten in
Slowenien, das Topli Val. Wir sind gespannt!
27.04.17
Wie man oben sehen kann war das Topli Val ein voller Erfolg, wenn auch nicht
absolute kulinarische Weltklasse. Wir hatten sehr viel Freude an unserer
Fischplatte und lokalem Weißwein! Wie alles in Kobarid war auch der Besuch
des Topli Val sehr herzlich und unkompliziert - Slowenien gefällt uns
wirklich gut.
Aufgrund der Wetterentwicklung kehrten wir dann aber am 26. dem kleinen Land
schon wieder den Rücken, zwar sind die Kapriolen hier nicht so heftig wie in
der verschneiten Heimat aber feucht, kühl und windig soll es in Slowenien
bleiben und in Kroatien werden. Also fügten wir beim Frühstück der Liste der
Städte, von denen wir 6 Stunden vor Ankunft noch nicht wussten, dass wir sie
unbedingt einmal besuchen möchten, den Namen "Ravenna" hinzu, quälten uns
über verstopfte norditalienische Autobahnen und durch Staus gen Süden und
erreichten am frühen Nachmittag die ehemalige Residenzstadt. Unsere
Unterkunft, das Casa Masoli, ist ein Volltreffer und glänzt mit Stil,
unglaublich netten Betreibern und einer sehr zentralen aber dennoch absolut
ruhigen Lage. Und da es in der Stadt sehr viel zu entdecken gibt
verlängerten wir den Aufenthalt spontan um eine Nacht und bleiben bis
Freitag.
Am Freitag Abend werden wir dann in Ancona einschiffen und nach Split
fahren, wo wir am Samstag früh eintreffen werden.
29.04.17
Alles hat prima funktioniert und wir sind in Split. Gestern haben wir uns
noch den ehemaligen Hafen Ravennas (Classe) mit der sehr schönen Basilika
St. Apollinare angesehen, sind dann in das abseits des Badestrandes
ebenfalls hübsche Rimini gefahren und kamen schließlich pünktlich im
Fährhafen von Ancona an. Die Fährfahrt verlief wie Fähfahrten eben so
verlaufen, mit verspäteter Abfahrt, enger Kabine und besoffenen LKW-Fahrern
in der Bar. Die Einreise in Split verschleppte sich ebenfalls, an den
Schengen-Außengrenzen muss nun per Gesetzt (auch bei der Ausreise!!) wieder
kontrolliert und mit Datenbanken abgeglichen werden, die goldenen 20 Jahre
unserer geliebten EU neigen sich leider dem Ende entgegegen.
Trotzdem waren wir früh genug in der Altstadt um in Ruhe und ohne Gedränge
den Diokletian-Palast zu genießen und als wir an der Riva frühstückten
spuckten die Kreuzfahrtschiffe ihre Fracht aus - Tausende und aber Tausende
strömten in die Stadt. Das lange Wochenende um den 1. Mai tut sein Übriges,
nicht auszumalen wie es in Dubrovnic zugehen muss, auf das wir in dieser
Reise verzichten werden.
Nach dem Einchecken in unser direkt am Palast gelegenes Heim "Rooms Base"
versuchten wir das Auto vom teuren Parkplatz auf einen Umsonst-Ort zu
verlegen, was auch funktionierte, wenn man kleinere Wanderungen aus der
nächsten Badebucht östlich der Altstadt mag. Dafür stärkten wir uns
anschließend im sehr guten "Bokeria", Gourmand-Tempel gibt es in Split
reichlich und mit einer Reservierung im Nostromo für heute Abend liegen wir
hoffentlich auch nicht daneben.
30.04.17
In der Tat hat uns auch das Nostromo verwöhnt, und zwar richtig! Schinken
aus Dalmatien, wenn auch nicht vom Dalmatiner, Schafskäse von der Insel Pag,
eine Fisch und Meeresfrüchteplatte für Ratri und mich und ein schönes Steak
für Uwe, dazu einheimischer Weißwein. Der südliche Wendepunkt der Reise, das
historische und wunderschöne Split, bildet vermutlich den Höhepunkt des
Gaumenschmauses dieses Urlaubs.
Ebenso am heutigen Morgen, als uns wie gestern die Brasserie on Seven an der
Riva unser köstliches Frühstück servierte. Anschließend wanderten wir zwei
kleine Buchten weiter, fanden unser Auto wohlbehalten aber verziert mit den
Werbeflyern zweier Erotik-Clubs vor und starteten auf die Autobahn nach
Norden. Nach etwa drei Stunden Fahrt erreichten wir Rakovica nahe dem
Naturpark Plitwitzer Seen und bezogen unser großes und komfortables
Apartment "Marija". Unsere Gastgeber arbeiten beide im Nationalpark und
konnten uns daher detailliert über unser morgiges Vorhaben informieren -
schließlich wollen wir im Geiste auf Iltschi reiten, den Schatz im Silbersee
heben, mit dem Henrystutzen schießen und ein Küsschen von Apanatschi Uschi
Glas abstauben. Genau - an den Plitwitzer Seen wurden die Winnetou-Filme der
60er gedreht!
Allerdings darf man sich "wandern im Nationalpark" hier nicht als ein
einsames, sportliches Abenteuer vorstellen, schon aus dem Auto sahen wir bei
der Vorbeifahrt an Tor 1 zum Park zahllose Busse auf einem riesigen
Parkplatz, selbst der Ertl aus Ochsenhausen, der Reiseanbieter, der jeden
Mittwoch unseren Rufbus zum Stammtisch stellt, ist uns begegenet. Mal sehen,
was uns morgen erwartet...heute Abend erwartet uns auf alle Fälle ersteinmal
Marko mit seinen Pizzen und Grilltellern. Und das man auch in dieser Gegend
wunderbar essen kann haben wir bereits erlebt, nur etwa 15km entfernt liegen
die schönen Wasserfälle von Slunj mit ihren historischen Mühlen und einer
ganz wunderbaren "Forelle am Grill" (das steht da als Aushängeschild
tatsächlich in Deutsch), die wir aber geräuchert auf Salat verspeisten.
01.05.17
Marko war echt ok, lecker Gegrilltes und die Beilage "Zwiebel" entpuppte
sich als Teller mit bestimmt 10 großen Frühlingszwiebeln, die wir zum Essen
verzehrt haben. Da es hier wegen des langen Wochenendes doch ziemlich voll
ist, insbesondere chinesische Reisegruppen fielen uns auf, haben wir gleich
wieder reserviert.
Und heute waren wir also im Nationalpark, zum Glück schon kurz nach 9Uhr
morgens, bevor die ganz großen Massen kamen. Unser Rundweg C führte uns 8km
durch den Park, plus einer Bootsfahrt und dem Rücktransport mittels
Straßenzug, alles ist gut organisiert und durchdacht. Die Wanderung verlief
an unzähligen Wasserfällen und Seen vorbei, mit Sicherheit eine der
schönsten Landschaften, die wir jemals gesehen haben. Mehr als die Häfte des
Weges führt dabei über aufwändig präparierte Stege, ähnlich einem
Moorlehrpfad bei uns, nur eben nicht ein paar Hundert Meter sondern viele
Kilometer, über Wasser, über Wasserfälle, neben und unter Wasserfällen
hindurch. Das Wetter war perfekt, strahlend blauer Himmel und 20°C - was
will man mehr?
Nur wurden wir eben auch Zeugen wie dem Universum ca. 1mio Fotos von
Menschen, davon ca. 50% Chinesen und Koreaner, vor Wasserfällen hinzugefügt
wurden. Blöder Spruch, übertreiben macht anschaulich? Mitnichten, ich habe
die Anzahl der Personen im Park auf etwa 10.0000 geschätzt und wenn jeder
nur 100 Bilder macht ist die Million voll. Tatsächlich sagten uns unsere
Vermieter später beim Slivo auf der Terrasse, dass in der Saison bis zu
15.0000 Menschen pro Tag in den Park strömen. Und so schiebt sich eben
alles, von typisch deutsch voll ausgestatteten Wandersleuten wie uns über
Großfamilien in Flipflops und Plüschschuhen, teils mit Kinderwagen, über die
Wege, wandert im Gänsemarsch oder verstopft die Pfade durch Fotostops
vollends. Am effizientesten und einem Intervalltraining sehr ähnlich ist
dabei die asiatische Vorgehensweise mit den abwechselden Phasen
Jogging-Selfie-Jogging-Selfie da die Zeit bis zur Abfahrt des Busses leider
knappt bemessen ist.
Unsere Vollausstattung war aber dennoch von Vorteil, zwar konnten wir die
Laufstöcke nicht wie gewohnt einsetzen, da dafür einfach zu wenig Platz war,
aber sie funktonieren hervorragend um Attacken mit Selfie-Stöcken zu
parieren oder dumpf vor sich hertrabende, japanische Smombies (Smartphone
Zombies) abzuwehren.
Und trotzdem - die Plitwitzer Seen sind einen Besuch wert und unglaublich
schön! Eventuell sollte man den 1. Mai meiden und besser bei Sauwetter im
Herbst oder Winter herkommen aber so merkwürdig das nun klingt, es hat uns
Spaß gemacht und wir sind mit dem Tag sehr zufrieden!
Nach einem Einkehrbier im Ort Rakovica kamen wir mit unseren Vermietern ins
Gespräch, eine gute Gelegenheit den selbstgemachten Slivo zu loben, erneut
zu verkosten und die Bestellung aufzugeben. Und um 19Uhr wird uns Marko
wieder handfest verwöhnen, auch wenn oder gerade weil noch kein Great Wall
Wein auf der Karte steht.
02.05.17
Bereits gestern beim Slivo kam das Gepräch mit unseren Gastgebern auf den
Krieg vor 25 Jahren als ich erzählte, dass ich bereits 1989 einmal in der
Gegend war, genauer gesagt in Petrinja, das nahezu komplett zerstört wurde.
In der Gegend um die Plitwitzer Seen wurden, wie uns berichtet wurde, rund
80% der Häuser nach dem Krieg neu aufgebaut, kein Wunder also, dass alles in
so gutem und neuwertigen Zustand ist.
Auch auf der heutigen Fahrt zurück an die Küste wurden wir Zeugen der
Geschehnisse Anfang der 90er Jahre, zum Beispiel in Gospic sahen wir einige
Häuser mit vielen Einschüssen und sonstigen Beschädigungen. Man muss also
leider nicht zwingend ins Museum gehen und sich Schlachten erklären lassen,
die vor 100 Jahren geschlagen wurden, um zu begreifen wie unglaublich
wertvoll die bei uns herrschende Periode des Friedens ist.
Was wir heute aber ebenfalls begriffen haben ist der Grund für die
Beliebtheit der Küste als Urlaubsgebiet, spätestens nach dem kleinen Pass
Stara Vrata verschlug es uns die Sprache als wir auf die dalmatinische
Inselwelt und das blaue Meer blickten, das irgendwie blauer als blau ist.
Die Fähre brachte uns dann in flotten 15min auf die karge Insel Pag, auf der
wir mit der Werbung eines Hotels begrüßt wurden, die uns wieder einmal
die Fallstricke der deutschen Sprache mit ihren zahlreichen
Doppelbedeutungen vor Augen hielt: "Zimmer und WiFi frei"
Unser Weg führte uns dann dank Stammtischtipps vor der Abreise auf die
Landzunge nach Norden und wir besuchten den (zu dieser Zeit) einsamen Vrtovi
lunjskih masalina - den Olivenpark von Lun, wo bis zu 2000 Jahre alte,
natürlich wachsende Olivenbäume bestaunt werden können. Natürlich fand auch
ein Kanister des edlen Öls den Weg von einem Verkausstand in unseren
Kofferraum, ebenso füllen ihn beziehungsweise die Kühltasche darin nun
einige Käsestücke des schmackhaften und vielfach ausgezeichneten Käses aus
Pag, in unserem Fall genauer aus Kolan. Die Ausbeute des Tages war also gut,
zumal ich mir noch ein Stück Olivenholz eines am Boden liegenden (!!) Astes
für kommende Messerbauprojekte abgesägt habe.
In der Stadt Pag bezogen wir nach kurzem Suchen unsere netten Apartments
Feniks und werden jetzt mal sehen was die Inselküche so zu bieten hat -
reichlich gute Zutaten gibt es ja!
03.05.17
Ja, auch Pag kann kochen, und zwar das Na Katine! Dalmatinischer Schinken,
Salami und Käse von Pag, gegrillter Tintenfisch mit Mangold, Risotto mit
Scampi und grünem Spargel sowie Schweinelende mit Ricotta und Spargel.
Palatschinken und Strudel, delikater Weißwein. Das einzige Rätsel bleibt ein
Getränk, das wir "Chamäleonsaft" getauft haben. Der recht süße Likör wurde
zunächst im Rahmen des Aperitifs als Grappa verkauft, später dann als Slivo.
O.k. - es wird also doch ein Fress-Blog. Also <Fressblog> (xml Witz)
Heute morgen fuhren wir zunächst zum Supermarkt, wo wir typisch kroatische
Kräutermischungen und eine ordentliche Portion Salz aus den Salinen von Pag
erstanden haben, außerdem nochmal Schafskäse, Schinken und sonstiges
Piquenique-Zubehör. Die Fähre setzte uns dann auf das Festland über und wir
fuhren nach Norden durch Rijeka bis in das Städtchen Opatija in der Kvarner
Bucht, einem K&K-Kurort, vergleichbar mit Biarritz, San Sebastian oder
der Riviera. Die Bauwerke sind meist um die 120 Jahre alt, so auch die Villa
Esperia, in der unsere Apartments Anita liegen, die Grand Hotels geben sich
die Klinke in die Hand, ebenso die flanierenden Rentner aus deutschen Landen
oder aus Ländern der dem Deutschen ähnlichen, alpenländischen Sprachen. Das
Alter der Flanierenden unterscheidet sich nur minimal von dem der Bauwerke,
insgesamt ein stimmiges Ensembel. Unser Versuch Uwe das Ambiente als
Ausblick auf kommende Zeiten schmackhaft zu machen scheiterte dennoch
kläglich und somit behalten wir ausschließlich Architektur und die Nobless
der Vergangenheit in sehr guter Erinnerung.
Wie streng es zu KuK-Zeiten zuging ersehe die geneigte Leserschaft an der
heute vorgefundenen Hausodnung. Der Reporter fragt sich allerdings ob die
Strenge vielleicht ein Grund für das Scheitern der Habsburger darstellt und
vor allem ob Anita und ihr netter Mann Marko eine Ahnng davon haben, was
ihnen Gevatter Google da übersetzt hat...
Nur dies? Nein, da war noch etwas. Das schöne Restaurant Ružmarin servierte
uns feinste Bruschetta, Nudeln von der Insel Krk mit Scampi und Trüffeln,
wahlweise mit einem außerordentlich guten Stück Steak dazu, Bisteka und
Kartoffeln, Zitronenkuchen und edle Schnäpse.
</Fressblog>
04.05.17
Wir verließen ohne Chaos zu verursachen und nach 8Uhr zunächst Anita und ihr
schönes Domizil und dann Kroatien, bei dem wir uns pauschal für
Gastfreundschaft und einen sehr angenehmen Aufenthalt bedanken! Die Einreise
nach Slowenien erfolgte in wenigen Minuten und für uns ohne erkennbaren
Datenbankabgleich, allerdings empfing uns das kleine Alpenland erneut mit
Regen. Und mit der Erkenntnis, dass für die Autobahn, oder bestimmten
Autobahnen, eine Vignette erforderlich ist, für andere wieder nicht, wir
aber mit dem frisch erworbenen Aufkleber auch auf den Bezahlstrecken auf der
"Vignetten-Spur" durchfahren können. Insgesamt ein für uns etwas wenig
transparentes System.
Nach einigen Stunden Fahrzeit und nun ohne Regen schloss sich der Kreis und
wir waren wieder in Kobarid, wo wir zunächst den nach einer Woche verzehrten
Planika-Käse in großer Menge am Ort der Erzeugung aufstockten, dann an
unserer verflossenen Unterkunft Apartman-Ra unseren dort vergessenen E-book
reader abholten. Der Höhepunkt des Tages, wenn auch von Pilotin Ratri hart
erarbeitet, war anschließend eine ca. 100km lange, sehr kurvige Strecke über
Tolmin nach Bled rund um den Triglav-Nationalpark, eine herrliche und
spektakuläre Landschaft!
Im kleinen Ort Zasip, unweit von Bled angekommen, bezogen wir das obere
Stockwerk eines schönen Hauses, das wieder einmal auf den Namen "Apartman
Marija" hört, auch wenn unsere sehr charmante Gastgeberin Katja heißt. Wir
haben sehr viel Platz, es ist gemütlich und der Blick aus dem Wohnzimmer auf
Schloss Bled und die hügelige Landschaft ist fantastisch. Das Abendessen im
nahen Dorfrestaurant übertraf eher die Erwartungen und ich schließe mit
einem Zitat von France Prešeren, dem größten slowenischen Dichter (lt. im
Apartment bereitgestellten Reiseprospekt): "Land Krain hat keinen schönren
Ort zu weisen als hier, als Bild des Edens ihn zu preisen."
05.05.17
Marija gibt es doch, sie ist nämlich die Mutter von Katja, die eventuell
auch Katija heißen könnte. Beide sprechen sehr gut Englisch und Kat(i)ja
auch Deutsch, zum einen ist hier Ferienregion, zum anderen sprechen die
meisten Slowenen einige Fremdsprachen (wie viele Kroaten auch). Da wir
dadurch bereits gestern mit Tipps zur Region gut versorgt worden waren
konnten wir nach dem heutigen Morgenregen auch sofort loswandern, nämlich ab
Apartment in den Triglav Nationalpark und dort durch die sehr sehenswerte
Vintgar-Klamm der wilden Radovna. Am Ende der Klamm stärkten wir uns mit
absolut delikater, fangfrischer Forelle und setzen unseren Weg nach Bled
fort, wo wir nach einer kurzen Rast den See umrundeten und die schönen
habsburger Villen des 19. Jahrhunderts bestaunten, die in herrlichen Parks
rund um das Gewässer liegen. In einer, der Vila Bled, residierte dann später
Tito und empfing namenhafte Staatsgäste aus aller Welt, vom japanischen
Kaiser über Kanzler Willy Brandt bis Indira Gandhi und Fidel Castro.
Am späten Nachmittag wanderten wir nach rund 16km wieder zurück ins
beschauliche und villenfreie Zasip, in dem dafür aber auch keine Reisebusse
mit italienischen und chinesischen Besuchern parken. Auch ist die Auswahl
der Restaurants etwas beschränkter als im mondänen Bled und so werden wir
den Abschiedsabend der Tour wieder in der Gostilna Kurej verleben, die
Kat(i)ja so schön als "local pub" bezeichnet hat.
06.05.17
Der Heimreisetag, Abschied von Marija und ein kleiner Einkauf in Bled,
schließlich ist Karst-Schinken sehr lecker und bei uns selten zu bekommen
und auch die slowenischen Weißweine, allen voran Malvasia und Rebula, sind
wie auch der bittere Likör Pelinkovec nicht zu verachten und gehören daher
in jede gut sortierte Souvenir-Truhe.
Die Fahr durch den Karawankentunnel und über die Tauern-Autobahn war überaus
zügig und angenehm, außer man hat wie ich eine Aversion gegen die totale
Überwachung. Ich weiß nicht wie oft wir und unser Kennzeichen heute aus
Sicherheitsgründen und zur Geschwindigkeitsmessung in festgelegten
Kontrollabschnitten fotografiert, gefilmt und registriert wurden aber die
Fahrt fühlte sich für mich an wie ein 200km langer DDR-Grenzstreifen. Aldous
Huxley würde sich erschrecken.
Zum Mittagessen waren wir im schönen Chiemgau und ich kramte zunächst in
meinen Erinnerungen, dann in denen des Navis und gemeinsam kamen wir auf den
Namen "Mesnerwirt",
einem ganz wunderbaren Lokal, in dem ich vor ca. 22 Jahren das letzte Mal
die besten Bratkartoffeln der Welt genossen habe. Das Wirtshaus befindet
sich nach wie vor in Familienbesitz und es schmeckte wie damals, für mich
persönlich aber auch für Ratri und Uwe ein höchst erfreulicher Abschluss der
Tour.
Am Nachmittag ereichten wir dann heimische Gefilde und stießen auf einen
wieder einmal sehr gelungenen Urlaub an. 2723km sind zusammengekommen, es
war ein sehr ausgewogenes Verhältnis aus Fahrtagen und Nicht-Fahrtagen,
ebenso aus Stadtbesichtigung und Natur. Mit Kroatien und Slowenien konnten
wir unserem Reiserepertoir zwei neue Länder hinzufügen und werden diese ganz
sicher auch mit viel Freude wieder bereisen!