Frankreich 2011: Tour de Menu du Terroir - Reisebeschreibung (Ratri)
Wir
sind alle wieder wohlbehalten zu Hause angekommen. Nach knapp 5000km in
3 Wochen mit zwei Ruhetagen und viel gutem Essen haben wir eine
wunderschöne Tour hinter uns!
Zuerst sind Martin und ich
in die Schweiz gefahren und haben uns in Gruyère das HR Giger Museum
angeschaut. Nebenan ist eine Bar, die von Giger designt wurde... total
abgefahren! Nicht fehlen durfte abends natürlich das Raclette bei dem
der Käse erhitzt und über das Essen geschabt wird.
Am nächsten Tag
sind wir ins Elsass gefahren um uns mit Christian und Uwe zu treffen.
Uwe fährt eine alte Kuh (1), Christian hatte sich kurz vor der Reise eine
TRX besorgt, die allerdings ziemlich viel Öl verbraucht hat... es hat
immer aus dem Auspuff geraucht. Bin mal gespannt, ob er rausfindet,
woran das nun genau liegt.
Mit den beiden zusammen sind wir
dann zurück in die Nähe des Genfer Sees gefahren. Ein kurzer Schlenker
nach Italien mit dem großen und kleinen St. Bernhard Pass
komplettierten die großen Alpenpässe der Route des Grands Alpes
(l'Iseran, Télégraphe, Galibier, d'Izoard u.s.w.) nach Menton, das kurz
vor Nizza liegt. Also Pässe kurbeln bis man auch mal wieder geradeaus
fahren wollte... auch Käsefondue und Raclette blieben unsere Begleiter
während wir in den Bergen waren. Da wir nicht am Mittelmeer bleiben
wollten hatten wir uns eine Übernachtung in Entrevaux gesucht. Im
Schweiße unseres Angesichts sind wir zur Festung gelaufen... schnauf...
167 Höhenmeter liegt sie über dem mittelalterlichen Dorf!
Anschließend
fuhren wir Richtung Cevennen und haben uns den südlichen Teil
vorgenommen. Vom Mont Aigoual aus hat man eine wunderbare Sicht auf die
Alpen (angeblich auch auf den Mont Blanc), gesehen haben wir den Mont
Ventoux, das Mittelmeer und die Pyrenäen konnten wir im Dunst erahnen.
In den Cevennen hatten wir auch unseren ersten Ruhetag in Générargues.
Nach der Besichtigung der Bambouseraie (ein wunderschöner, riesiger
Bambuspark, der vor ca. 150 Jahren angelegt wurde) fuhren wir mit einer
Museumsdampflock nach Saint-Jean-du-Gard. Dort haben wir noch die
letzten Züge des Marktes mitbekommen und haben uns das Heimatmuseum
angeschaut. Das muss ein ähnlich entbehrungsreiches Leben gewesen sein
wie in vielen anderen kargen, ländlichen Gebieten in Europa. Da die
Cevennen nicht für Ackerbau geeignet waren, haben die Leute Maronen
kultiviert und Schafe gezüchtet. Irgendwann haben sie mit der
Seidenraupenproduktion begonnen, was die meisten aber auch nicht sehr
viel reicher gemacht hat... Mit der Diesellock wurden wir
nachmittags wieder zurückgeschaukelt.
Von den Cevennen aus ging
es nach Castelnaudary am Canal du Midi um originales Cassoulet
(Bohneneintopf) zu essen. Überhaupt hat Essen eine große Rolle
gespielt. Das Menue de Terroir (Menü der Gegend) war eigentlich überall
Pflicht. Castelnaudary war auch unser Umkehrpunkt. Von dort aus ging es
wieder nach Nord-Osten. Eine Entdeckung war die Auvergne. In der Nähe
von Aurillac haben wir ein schönes Hotel in Vic-sur-Cére gefunden, in
dem wir mal wieder länger geblieben sind. Nachdem wir das Örtchen
erkundet hatten sind Martin, Christian und ich noch eine Runde
gefahren. Da eine Front durchzog, gab es immer wieder Schauer und es
war bitterlich kalt. Der Wind war sehr stark und hat die Wolken über
die Vulkankegel gepeitscht. Dauernd änderten sich die Bedingungen. Mal
hat es geregnet, dann schien wieder die Sonne, Regenbögen ohne Ende!
Auf dem Pass am Puy Mary, herrschte ganz unwirkliche Stimmung als die
Sonne herausbrach und die Straße zu dampfen begann... echt irre!
Am
nächsten Tag ging es dann erst mal im Regen weiter. Gegen Mittag hörte
es dann auf und wir kamen trocken in Marcigny (Südburgund) an. Dort
waren wir auch schon als wir unsere Eselwanderung mit Julianne gemacht
hatten. Es war lustig, die Gegend nach ein paar Jahren wieder zu sehen.
Ich hatte schon wieder vergessen, wie verschlafen und zauberhaft der
ganze Landstrich ist. Beaune (südlich von Dijon) war dann unser
Abschiedsort. Christian und Uwe wollten schon ein bisschen früher nach
Hause (Mittwoch). Martin und ich dagegen wollten den Urlaub noch ein
wenig auskosten und das Elsass erkunden.
In Kaysersberg fanden
wir ein zwar nicht ganz billiges aber sehr schönes Zimmer, das wir dann
gleich für zwei Nächte bezogen. Wie Gruyère ist Kaysersberg ein absolut
pittoresker Touristenort mit Fachwerkhäusern, einem kleinen Schloss auf
einem Burgberg, Kunsthandwerksgeschäften und Restaurants. Abends,
wenn die Touristenbusse weg sind, sieht man plötzlich auch die
Einheimischen, die noch immer in den Häusern wohnen. Unseren
Abschlussabend verbrachten wir in der Auberge d’Imsthal bei La Petite
Pierre, die wir 2004 auf dem Weg zurück aus Irland gefunden
hatten und gut in Erinnerung hatten. Ein leckeres Abendessen rundete
den Aufenthalt ab. Auf dem Rückweg mussten wir natürlich Käse, Pâté und
Grillgut für die abendliche Ankunft zu Hause kaufen, damit wir den
Urlaubsgeschmack noch ein paar Tage länger genießen können.
(1)
Über den Begriff "alte Kuh" kann man natürlich geteilter Meinung sein,
handelt es sich schließlich um eine R80GS, die mit der Klacks'schen
Gummikuh im eigentlichen Sinne nichts zu tun hat. Uwe bevorzugt dann
auch den Begriff "Q" für sein Mopped. Sicher ist nur eins: Eine Kuh
macht Muh, viele Kühe machen Mühe. Mehr über Kuh und Q hier in der Wikipedia.